Immobilien

So geht es mit der Bauruine Postquadrat in Mannheim weiter

Seit der Insolvenz des Projektentwicklers vor einem Jahr ruhen die Arbeiten im Postquadrat in Mannheim. Kurz vor Weihnachten gibt es wieder Hoffnung für die rund 140 Käufer der Eigentumswohnungen

Von 
Walter Serif und Christian Schall
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Mannheim. Kurz vor Weihnachten gibt es wieder Hoffnung für die Käuferinnen und Käufer von rund 140 Eigentumswohnungen im Postquadrat in der Schwetzingerstadt. Zur Erinnerung: Auf der Großbaustelle ruhen seit der Insolvenz des Projektentwicklers Eyemaxx Real Estate vor etwa einem Jahr die Arbeiten. Eyemaxx ist mehrheitlich an der Stadtquartier Postquadrat Mannheim GmbH beteiligt, die für die Durchführung des Projekts verantwortlich ist.

Die Fortsetzung und Fertigstellung des Baus steht seit der Insolvenzanmeldung in den Sternen. Doch jetzt könnte die nervenaufreibende Hängepartie ein Ende ohne Schrecken finden. „Wenn alle mitmachen, gibt es gute Chancen, dass die Wohnungen tatsächlich fertiggestellt werden können“, sagte Insolvenzverwalter Andreas Kleinschmidt von der Wirtschaftskanzlei White & Case dem „MM“.

Baufortschritt ist unterschiedlich

Zum Zeitplan wollte sich Kleinschmidt nicht äußern, denn selbst nach einer Einigung aller Parteien kann angesichts der gegenwärtigen Lage in der Baubranche (Material- und Personalmangel) niemand seriös voraussagen, wann die Besitzer in ihre Wohnungen einziehen könnten. Es könnte bis dahin durchaus noch ein ganzes Jahr vergehen. Der Baufortschritt der Immobilien ist unterschiedlich, er reicht von 60 über 70 bis zu 80 Prozent. Außerdem stellt sich die Frage, wie es mit der Bausubstanz aussieht - im zweiten Winter nach der Insolvenz.

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Nach Informationen dieser Redaktion ist auch die Sparkasse Rhein Neckar Nord als Kreditgeber am Projekt beteiligt. Ein Sprecher wollte dazu nichts sagen, er verwies auf den Insolvenzverwalter, der sich allerdings bei diesem Thema ebenfalls einsilbig gab. Klar ist nur, dass bei dem Deal, der Kleinschmidt vorschwebt - wie bei Insolvenzverfahren üblich - alle Parteien bluten müssen. Also auch die Banken. Sie werden aller Erfahrung nach als Kreditgeber nicht verlustfrei aus dem Projekt herauskommen und müssen deshalb Wertberichtigungen in ihren Bilanzen vornehmen.

Insolvenzverwalter Kleinschmidt hat seinen Vorschlag dem Vernehmen nach bereits am Montag vor einer Woche unterbreitet. Ob die Käufer und die Banken zustimmen werden, steht noch nicht fest. Sollten sie das Vorhaben unterstützen, muss die Vereinbarung vertragsfest gemacht werden, auch das wird nicht über Nacht passieren. Damit der Deal funktionieren kann, müssen die Banken Geld für die Fertigstellung des Projekts vorschießen. Kleinschmidt würde dann praktisch in einer Funktion als Bauherr das Projekt fertigstellen.

Viele der Käufer zahlen seit langer Zeit doppelt: für ihre bisherige (oder nach der Kündigung neuangemietete) Wohnung und für einen Anteil des Kredits. Außerdem erheben viele Banken Bereitstellungszinsen für den Anteil des Kredits, der noch nicht abgerufen wurde. Weil viele wegen des zugesagten Einzugstermins schon Küchen und Möbel bestellt haben, müssen sie dafür auch Lagerkosten bezahlen.

Übergabe mehrmals verschoben

Der Projektentwickler hatte die Käufer immer wieder vertröstet. Erst gab es einen Termin zum 30. September 2020, dann wurde der 31. März 2021 genannt. Nachdem der zuletzt zugesagte Termin im September 2021 nicht mehr zu halten war, hieß es schließlich, dass es am 30. November 2021 zur „bezugsfertigen Übergabe“ kommen würde. Auch dieses Datum verstrich, es gab dann ein neues Versprechen: Bis Jahresende 2021 würde alles klappen. Seltsam dabei war aber, dass der Projektentwickler alle Käufer bat, ihre „Wohnmöglichkeit bis zum 31.03.2022 beizubehalten“.

Auch diese Versprechungen erwiesen sich als Augenwischerei. Eyemaxx Real Estate wollte auf dem ehemaligen Post-Gelände eigenen Angaben zufolge etwa 170 Millionen Euro investieren und bezeichnete das Investment als „größtes Vorhaben der Firmengeschichte“. Als es auf der Baustelle immer langsamer voranging, wurde zunächst als Hauptgrund „die Corona-Pandemie mit ihren entsprechenden Folgewirkungen wie Arbeitskräftemangel oder Lieferverzögerungen“ genannt. In Wirklichkeit hatte man sich finanziell offensichtlich überhoben.

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Die Mehrheit an der Stadtquartier Postquadrat Mannheim GmbH hält das börsennotierte Immobilienunternehmen Eyemaxx Real Estate. Eyemaxx hat zwar seinen Sitz in Aschaffenburg, Leitung und Verwaltung sind jedoch in Leopoldsdorf angesiedelt, das in der Nähe der österreichischen Hauptstadt Wien liegt. Auch die Muttergesellschaft des Generalunternehmers hat dort ihren Sitz. Deshalb gibt es gleich zwei Insolvenzverfahren. Das Hauptinsolvenzverfahren hat das österreichische Landesgericht Korneuburg im November 2021 eingeleitet. Einen Monat später zog das Amtsgericht Aschaffenburg mit dem Sekundärinsolvenzverfahren nach und bestellte Kleinschmidt zum Insolvenzverwalter. Er wickelt jetzt auch das Projekt im Postquadrat ab.

„Manchmal verliert man die Geduld“, berichtet ein Käufer. „Das geht an die Nerven, aber was soll man machen außer warten und hoffen?“. Ihn frustriert die Dauer des Verfahrens. „Wir haben schon sehr viel Geld verloren“, sagt der Mann und fürchtet, dass wegen der gestiegenen Baukosten und Lieferengpässe noch ein Nachschlag auf den Kaufpreis fällig werden könnte. „Viele wissen nicht, woher sie das Geld nehmen sollen.“ Seine unfertige Wohnung hat er vor über einem Jahr das letzte Mal gesehen. Sollte es mit dem Bau wirklich weitergehen, will er sie zuvor begutachten, um mögliche Schäden feststellen zu können.

Eine andere Geschädigte berichtet, dass sie monatlich 200 Euro dafür bezahlt, dass ihr Händler die Küche einlagert. Und einen weiteren Käufer kosten die Verzögerungen seit fast zwei Jahren monatlich rund 1000 Euro zusätzlich.

Redaktion Reporter für Politik und Wirtschaft

Redaktion Redakteur in der Wirtschaftsredaktion

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