Mannheim. Er strahlt, wirkt richtig glücklich. Denn für ihn erfüllt sich ein Traum. Seit 2006 hat er ihn geträumt. Nun wird er wahr, obwohl er gar nicht mehr damit rechnete. Aber Gennaro Vitale, den jeder nur unter seinem Künstlernamen Naro, als „Singenden Pizzabäcker“ oder „Mannheimer Eros Ramazzotti“ kennt, darf die Mannheimer Fasnacht regieren. Am Montagabend hat ihn der Feuerio als neuen Prinzen vorgestellt, am Samstag beim „Weißen Ball“ folgt seine feierliche Inthronisation.
Selbst Fasnachts-Insider wird das überraschen, so gut hat der Feuerio – der schon seit 1899 die Stadtprinzen stellt – in diesem Jahr das Geheimnis gehütet. Naro hatte wirklich keiner auf der Rechnung. Schließlich gehört er ohnehin dazu, tritt seit fast zwei Jahrzehnten in der Fasnacht, beim Blumepeterfest oder beim Stadtfest auf. Aber nun schlüpft er in eine neue Rolle.
Er wünscht sich das seit 2006. Damals regiert sein Freund Roberto Troncone. „Dieses Kostüm, die Ausstrahlung, die Auftritte – meine Augen haben geleuchtet, und ich habe mir gedacht, wie schön es wäre, wenn ich das auch einmal machen könnte“, so Naro.
Zustimmung von Frau und MVV
Aber er verwirft den Gedanken – aus mehreren Gründen. Zunächst teilt seine Frau die Begeisterung nicht, „und die Familie steht für mich ganz, ganz oben, ohne ihr Okay würde ich das nie machen“, betont er. Und ihm fehlt obendrein ein Sponsor. Die MVV Energie AG – sein Arbeitgeber – ermöglicht 2007, im Jahr des Stadtjubiläums, bereits einem anderen Kandidaten des Feuerio, das närrische Zepter zu schwingen. Daher sieht Naro keine Chance. „So ganz habe ich die Hoffnung aber nie aufgegeben“, verrät er.
Ex-Prinz Steffen Baumann hatte dann die Idee, ihn bei der Suche nach einem Kandidaten für die kommende Kampagne zu fragen – schließlich ist er redegewandt und bekannt, sympathisch und hat viel Bühnenerfahrung. Nun sagte Naro zu. Denn jetzt hat plötzlich alles gepasst. „Meine Frau ist einverstanden“ – das steht für den künftigen Regenten an erster Stelle. Die MVV freute sich ebenso, dass einer ihrer Mitarbeiter dieses besondere Amt ausüben darf. Sie willigte nicht nur gerne ein, sondern sagte ihm auch ihre Unterstützung zu.
Als Hauptsponsor fand der künftige Prinz aber Oliver Brix, einen lange bei den Wirtschaftsjunioren engagierten Immobilienmakler und Projektentwickler, der seit Jahren gerne Gast bei Feuerio-Veranstaltungen ist. Da Brix auch bei einem Eventveranstalter beteiligt ist, schloss sich schnell der Kreis. „Wir haben ein großes, gemeinsames Netzwerk“, erklärt der künftige Regent, der als „Naro I. von B&X“ firmieren wird.
Und Naro wird Fasnachtsgeschichte schreiben: Er ist der erste Mannheimer Fasnachtsprinz, der keine deutsche Staatsangehörigkeit hat. „Ich bin Italiener“, bekennt er stolz. Sein Vater Alfonso wurde 2013 sogar mit einem Empfang bei Erstem Bürgermeister Christian Specht im Rathaus geehrt, weil er damals vor genau 50 Jahre als Gastarbeiter aus Salerno nach Mannheim gekommen war. Er wohnte in der Neckarstadt, erst in der Waldhofstraße, dann in den damaligen Gastarbeiterbaracken in der Langstraße. Nie hätte er sich träumen lassen, dass sein Sohn mal Mannheim regiert – wenn auch nur närrisch.
Tomaten vom Vesuv
Naro ist bekannt als Botschafter italienischer Lebensart. Zum Singen kam er 1998 durch einen italienischen Gesangswettbewerb in Mannheim, bei dem er den Zweiten Platz erreichte. „Seitdem bin ich nicht mehr vom Singen weggekommen und habe mich als Sänger nebenberuflich immer weiterentwickelt“, erzählt Naro. Sein großes Vorbild ist Eros Ramazzotti, den er durch den Ex-Fußballer Maurizio Gaudino persönlich in Mailand kennengelernt und der ihn auch gefördert hat.
Inzwischen singt er nicht nur, sondern backt dabei Pizza – in seinem mit Gasofen ausgestatteten Piaggio-Ape. „Bei mir gibt es nur echte Napoletana“, betont Naro. Den Teig macht er selbst; der muss 72 Stunden ruhen. Die Tomaten importiert er, sie müssen am Fuß des Vesuv gewachsen sein. Fortsetzen will er als Prinz sein soziales Engagement. Schon über zehn Jahre tritt er an Heiligabend in der Kinderkrebsstation des Uniklinikums ohne Gage auf, bringt den jungen Patienten obendrein Geschenke, die er mit Einnahmen von Auftritten finanziert.
Gennaro Vitale
- Gennaro Vitale, genannt Naro, ist am 16. August 1973 in Mannheim geboren, hat aber die italienische Staatsangehörigkeit.
- Er ist seit 2002 verheiratet mit Maria. Sohn Alessio ist 16 Jahre und Tochter Aurora ist 12 Jahre alt.
- Sein Opa Vincenzo kam am 6. Januar 1963 nach Deutschland und arbeitete als Bäcker bei der Firma Steinzeug in Neckarau.
- Sein Vater Alfonso kam 1964 nach Deutschland und arbeitete erst bei einer Kohlefirma am Hafen (schleppte Kohle) und dann bei der Metzgerei Schmidt in Feudenheim als Fahrer. Seine Mutter Giovanna kam 1965 nach Deutschland und lernte hier ihren Mann kennen. Sie arbeitete im Hotel „Zum Ochsen“ als Zimmermädchen.
- Naro besuchte die Brüder-Grimm-Grundschule in Feudenheim, machte dann 1990 den Realschulabschluss an der Feudenheim-Realschule. Es folgten 1990 bis 1993 eine Lehre bei ABB als Industriemechaniker und dann bis 1998 eine Tätigkeit als Kranschlosser bei ABB in Käfertal.
- 1998/1999 war er nur als Künstler unterwegs. 1999 kam er nach einer Umschulung zum Webdesigner zur MVV Energie AG gekommen und ist seitdem als Mediengestalter in der Abteilung Konzern und Marke tätig.
- Sein Lieblingsgetränk ist Medium-Mineralwasser, ab und zu Cola Zero. Er isst gerne seine eigene Pizza Napoletana, frische selbstgemachte Pasta und ein schönes Steak aus gereiftem Rindfleisch (Dry-Age Ribeye). Seine Hobbys sind seine Familie, Grillen, Kochen, Reisen.
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