Nahost-Krieg

Sicherheitsbedenken: Jüdische Gemeinde Mannheim sagt Teilnahme an Meile der Religionen ab

Die Jüdische Gemeinde Mannheim wird nicht an der Meile der Religionen teilnehmen. Vorsitzende Heidrun Deborah Kämper äußert Sicherheitsbedenken.

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Sebastian Koch
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Die Synagoge in der Mannheimer Innenstadt. © Jüdische Gemeinde Mannheim

Mannheim. Die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde in Mannheim, Heidrun Deborah Kämper, ist beunruhigt. „Wir sind voller Sorge um unsere Familie in Israel. Wir sind voller Sorge um die Eskalation. Wo soll das enden?“, sagt Kämper am Dienstagabend im Gespräch mit dieser Redaktion über die Situation im Nahen Osten. Dort ist wieder einmal eine neue Stufe erreicht: Nachdem Israel am Freitag militärische Ziele des Irans und dessen Atomprogramms angegriffen hatte, reagierte der Iran seinerseits mit Angriffen auf zivile Ziele in Israel. „Die Zeichen stehen nicht gut“, fürchtet sie.

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Aus Sorge, dass die Zuspitzung des Konflikts sich auch auf das Zusammenleben in Mannheim auswirken könnte, hat Kämper am Dienstagmorgen die Teilnahme der Jüdischen Gemeinde an der Meile der Religionen kommende Woche in Mannheim abgesagt. Einen entsprechenden Bericht des SWR bestätigte die Gemeindevorsitzende dieser Redaktion. Die Absage sei ihr „unendlich schwergefallen“, erklärt sie und erzählt davon, dass der Entscheidung viele Abwägungen im Vorstand vorausgegangen seien. „Die Vorstellung, dass wir mitten in einem schwierigen Stadtteil draußen Stühle, Tische und Bänke aufstellen – wenn dann aufgrund der Entwicklungen im Nahen Osten bei uns etwas passiert, tragen wir die volle Verantwortung. Dieser Gedanke hat mich so belastet, dass ich gesagt habe: ,Nein, wir können das dieses Mal nicht mitmachen.‘

Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Mannheim sind keine konkreten Bedrohungen bekannt

Bei der Meile der Religionen, die am Dienstag in der Mannheimer Innenstadt unter freiem Himmel stattfinden soll, zieht sich ein Tisch durch die Quadrate, an dem Anhängerinnen und Anhänger verschiedener Religionen sitzen und sich austauschen. „Wir haben von Anfang an mit voller Überzeugung an der Meile teilgenommen, haben sie unterstützt und finden sie auch nach wie vor ungeheuer wichtig“, sagt Kämper. Die für Jüdinnen und Juden nach den jüngsten Ereignissen nochmals zugespitzte Sicherheitslage aber spreche gegen eine Teilnahme in diesem Jahr.

Wenn aufgrund der Entwicklungen etwas passiert, tragen wir die volle Verantwortung. Dieser Gedanke hat mich so belastet, dass ich gesagt habe: ,Nein, wir können das dieses Mal nicht mitmachen.‘
Heidrun deborah kämper Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Mannheim

Konkrete Bedrohungen sind ihr seit Freitag allerdings nicht bekannt, erklärt die SPD-Stadträtin auf Nachfrage. Gerade in Mannheim aber habe man in den vergangenen Monaten schmerzhaft erfahren müssen, wie schnell es zu Gefahren kommen kann. Am 31. Mai 2024 hatte ein Mann mutmaßlich aus islamistischen Gründen bei einen Anschlag auf dem Marktplatz einen Menschen getötet und weitere verletzt.

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Am 3. März 2025 hatte ein Mann mit einem Auto auf den Planken zwei Menschen getötet und weitere verletzt. Die Tat war mutmaßlich psychisch motiviert. „Das waren Szenarien, die mir im Kopf umgegangen sind. Diese Verantwortung kann ich in dieser Lage einfach nicht übernehmen“, sagt Kämper. Ihr zufolge hat der Vorstand der Gemeinde die Absage „einhellig“ mitgetragen.

Die Absage der Jüdischen Gemeinde ist nicht die erste für die diesjährige Meile der Religionen. Bereits vor Monaten hatte unter anderem die DITIB-Gemeinde zurückgezogen. Die Absage steht im Zusammenhang mit Querelen innerhalb des ausrichtenden Forums der Religionen. Die Meile der Religionen soll in diesem Jahr zum sechsten Mal stattfinden.

Redaktion Reporter in der Lokalredaktion Mannheim & Moderator des Stotterer-Ppppodcasts

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