Mannheim. Eine Waffenverbotszone kann dazu führen, dass sich Bürger sicherer fühlen, jedoch auch das Gegenteil bewirken – wenn Menschen den Eindruck haben, dass sie sich in diesem Bereich in einem besonders gefährlichen Gebiet aufhalten. Das ist eine Erkenntnis von Professor Dieter Hermann vom Institut für Kriminologie der Universität Heidelberg, der im Rahmen des „Mannheimer Sicherheitsaudit“ im Juli eine Befragung von zufällig ausgewählten 20 000 Einwohnern (ab 14 Jahren) der Stadt organisiert.
Thema des Fragebogens: Sicherheitsgefühl in Mannheim
Diese werden in den nächsten Wochen angeschrieben und können online und anonym den sechsseitigen Fragebogen ausfüllen. Darin geht es vor allem um das Sicherheitsgefühl, speziell um die Waffen- und Messerverbotszone (WMVZ). Diese wurde im Dezember testweise in einem Teil der Quadrate bis inklusive Wasserturm und Bahnhofsvorplatz eingeführt.
Das Ergebnis der Befragung soll, so Sicherheitsdezernent Volker Proffen, im Oktober eine Grundlage dafür bilden, ob der Test beendet oder fortgeführt wird. Gefragt wird beispielsweise, ob man die Verbotszone kennt und wie sie sich auf das Sicherheitsgefühl auswirkt.
Schwierig zu ermitteln, ob Waffenverbotszone in Mannheim wirkt
Ob die WMVZ real wirksam ist, könne, so Hermann, nicht herausgefunden werden. Zum einen würden zwei Messpunkte benötigt, das bedeutet: Es müsste vorher und jetzt gemessen werden, ob Waffen mitgeführt werden. Zum anderen müsste es eine Vergleichsgruppe geben, bei der es keine Waffenverbotszone gibt.
Analog zu Medikamententests, bei denen eine Gruppe der Teilnehmer ein unwirksames Präparat erhält. Aber in Mannheim besteht für alle Bürger die WMVZ. Waffenverbotszonen gibt es in Deutschland aktuell in elf Städten, unter anderem Stuttgart, Berlin, Düsseldorf, Halle und Saarbrücken.
Es geht bei der Befragung zusätzlich auch darum, ob man Opfer einer Straftat geworden ist oder sich davor fürchtet. Es wird auch versucht, Trends herauszufinden, also ob sich die Menschen im Vergleich zu den früheren Befragungen mehr oder weniger fürchten. Laut Dieter Hermann sei es so, dass es bei der ersten Befragung große Vorurteile gegenüber Migranten und in diesem Zusammenhang eine Kriminalitätsfurcht gegeben habe, das spiele heute eine untergeordnete Rolle.
Kriminalitätsfurcht in Neckarstadt-West gesunken
Die allgemeine Kriminalitätsfurcht sei beispielsweise in der Neckarstadt-West bis 2023 gesunken. Es wird auch nach Stadtteilen unterschieden. Dabei, sagt Désirée Leisner von der Pressestelle der Stadt, sei die Wahrnehmung von außen auf die Stadtteile auch anders als von Menschen, die dort wohnen.
Laut Hermann gebe es bei den Bürgern meist keinen Zusammenhang zwischen realen Straftaten und der Kriminalitätsfurcht – mit zwei wichtigen Ausnahmen: Wohnungseinbrüche und sogenannte Hasskriminalität. Bei Letzterer wird jemand Opfer, weil er eine bestimmte Religion, Geschlecht oder sexuelle Orientierung hat: „Das Verbrechen macht dann nicht nur dem persönlich Betroffenen Angst, sondern der ganzen Gruppe.“
Ein weiteres Thema der Fokusbefragung ist Schmutz und Müll. Sie ergänzt die umfangreicheren Basisbefragungen zur Sicherheit. Seit 2012 gab es vier. Zur Jahreswende soll es eine weitere Befragung geben, das Thema wird „Respektlosigkeit“ gegenüber Polizei, Hilfsorganisationen und Behördenvertretern sein.
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