Sanierung Nationaltheater - Bereits im August, wenn die Generalsanierung des Nationaltheaters beginnt, soll an der Theodor-Heuss-Anlage die „Oper am Luisenpark“ fertig sein

Sechs Monate Bauzeit für neue Ersatz-Oper in Mannheim

Von 
Peter W. Ragge
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An der Theodor-Heuss-Anlage, auf dem bisher vom Oktoberfest genutzten Platz zwischen Technoseum und Stadion, entsteht die Ersatzspielstätte der Oper. © Metron Vilshofen

Mannheim. Ewas „total Tolles“, so freute sich der Opernintendant Albrecht Puhlmann, hielt er gestern in Händen: eine Klarsichthülle mit einem roten Punkt, darin die endgültige Baugenehmigung. Gab es bisher nur Vorbereitungen auf der Baustelle zwischen Technoseum und Carl-Benz-Stadion auf der Basis von Teilbaugenehmigungen, so kann es nun richtig losgehen mit den Arbeiten für die Errichtung der „Oper am Luisenpark“ (Opal) auf der Fläche, auf der bisher das Oktoberfest stattfand.

„Operfestspielplatz“ taufte ihn spontan Kulturbürgermeister Michael Grötsch und äußerte sich „sehr, sehr beeindruckt“ über das Konzept wie auch den äußerst knappen Zeit- und Kostenplan für das Projekt. Schließlich wurde ein Festpreis von 13,5 Millionen Euro netto vereinbart, womit die Stadt „auf der relativ sicheren Seite“ sei, wie er formulierte. Dafür erhalte die Stadt aber „keine Leichtbauhalle im eigentlichen Sinne“, so Grötsch, der dem Team der Geschäftsstelle Generalsanierung des Nationaltheaters unter Leitung von Marcus Augsburger zu dem „wahnsinnig herausfordernden Job“ gratulierte.

Gute Akustik

„Eigentlich kaum machbar“, so bezeichnete Augsburger das Vorhaben. Bei der europaweiten Ausschreibung habe man aber die Firma metron Vilshofen GmbH als Partner gewonnen, ein erfahrenes Messebauunternehmen. Sie könne mit Zeitdruck umgehen, verwies Augsburgers Kollege, Architekt Christian Hauss, darauf, dass die Firma sonst für die Internationale Automobilausstellung (IAA) arbeite.

Sie verfügte auch bereits über das nun in Mannheim zum Einsatz kommende Grundkonzept. „Wir haben eine vorhandene Stahlhalle auf diese Maße adaptiert – aber so, dass sie ästhetische Ansprüche erfüllt“, erläuterte der Architekt Peter Schuck, der für das Unternehmen arbeitet. Die Firma verfüge selbst über alle nötigen Gewerke und die nötige Technik und könne den Aufbau komplett selbst machen. Daher sei der Zeitplan „leistbar“, so Schuck.

So sieht der Bau, hier der Haupteingang, von außen aus. © Metron Vilshofen

Der sieht vor, dass auf vorgefertigte Fundamentteile bereits ab der nächsten Woche per Kran die Stahlträger aufgerichtet werden. Das werde nur etwa 14 Tage dauern, so Schuck, dann würden das Dach und die Fassade montiert. Nur der Orchestergraben wird ausgehoben, eine Unterbühne oder einen Keller wird die Ersatzspielstätte nicht haben. Doch auch wenn der Begriff „Leichtbauhalle“, wie Puhlmann zugab, „nicht so sexy klingt“, biete der Bau den nötigen Komfort für Publikum und Künstler. Die Stahlhalle mit den Abmessungen 74,80 mal 32,50 Meter gliedert sich in die Bereiche Hinterbühne, je 20 Meter breite und tiefe Guckkastenbühne, Orchestergraben, Zuschauerraum und Foyer. Je nachdem, für welche Variante an gepolsterten Holzklappsesseln sich das Theater entscheidet, finden zwischen 750 und 800 Besucher Platz. Im behindertengerecht erreichbaren Foyer gibt es Garderobe, Kassen, Sanitäranlagen und Gastronomie, verteilt über zwei Etagen. Auch kleinere Veranstaltungen, etwa Einführungen in Inszenierungen, sollen dort möglich sein. Und ob Geräte für die Gastronomie oder Bühnentechnik – so viel wie möglich soll von der vorhandenen Ausstattung vom Goetheplatz mitgenommen werden, ehe dort im August die Generalsanierung beginnt. Das gilt etwa für Scheinwerfer, Ton- und Videogeräte, sogar für den Vorhang. „Auch die Fahnenmasten nehmen wir mit“, kündigte Puhlmann an.

Das Erdgeschoss des neuen, zweistöckigen Foyers. © Metron Vilshofen

Er versprach dem Publikum eine „engelsgleiche Akustik“, gewährleistet durch gekrümmte Deckenreflektoren über dem Orchestergraben und über dem Publikumsbereich sowie Rückwand- und Seitenwandreflektoren, damit der Opernbetrieb ohne Mikrofone funktioniert. Aber auch ein elektronisches Raumakustiksystem wird installiert.

Im Dezember erste Vorstellung

Er und seine Mitarbeiter sitzen während der Sanierungsphase in einem zweistöckigen, per Verbindungsgang zum Bühnengebäude erreichbaren Container-Bereich mit 132 Räumen, darunter Büros, Einsingzimmer, Garderoben, Werkstätten, Maske, Kostüm, Aufenthaltsräumen und Sanitäranlagen. Schon im August will die Opernsparte in ihr Provisorium einziehen – am 19. August ist die Übergabe des Gebäudes geplant. Dann läuft die Installation der Technik, schließlich beginnen die Proben. Am 17. Dezember will Puhlmann hier erstmals das Publikum begrüßen, zu einem „Opernfest“, wie er ankündigte. Dazu werde man das Gebäude „mit Feuerschalen drumherum“ illuminieren. Die erste große Opernpremiere solle dann „Die Macht des Schicksals“ sein. Gedacht ist der Bau ausschließlich für Neuinszenierungen der Oper und des Tanzes mit Orchester in einem Stagione-Betrieb.

Gepolsterte Holzsessel für das Publikum sind geplant. © Metron Vilshofen

Grötsch äußerte sich überzeugt, dass das Publikum die Ersatzspielstätte gut annehmen werde. Das vom Nationaltheater verwendete Kürzel „OPAL“ für „Oper an Luisenpark“ erinnere schließlich an einen Edelstein, und diesem Anspruch werde der Bau durchaus gerecht. Aber er ist nur ein Provisorium. Nach der auf vier Jahre Bauzeit plus Ein- und Auszug kalkulierten Generalsanierung, also in mindestens fünf Jahren, werde das Gelände 2027 wieder freigemacht, der Bau komplett abgebaut und vermutlich von der Firma weiterverkauft. Man könne alle Teile „an den Haken nehmen“, so Schuck.

Redaktion Chefreporter

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