Freizeit

Schwimmbad-Preise in Mannheim: Stadträte haben noch viele Fragen

Ab welchem Behinderungsgrad gibt es Ermäßigung? Und wie viel muss die DLRG bezahlen? Eine emotionale Debatte im Mannheimer Sportausschuss endet ohne Votum.

Von 
Timo Schmidhuber
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Vor dem Ratssaal, wo derzeit Stellwände und Tische des Filmfestivals stehen, demonstrierten am Donnerstagnachmittag mehr als 30 DLRG-Mitglieder gegen die geplanten neuen Preise für Schwimmbäder. © Timo Schmidhuber

Mannheim. Im Mannheimer Gemeinderat geht es im Moment viel ums Sparen. Und so ist es fast schon normal, dass sich vor dem Ratssaal Gruppen versammeln und gegen Kürzungen demonstrieren. Die Eltern von Kita-Kindern waren schon da, genauso wie Vertreter des Feudenheimer Jugendtreffs oder der Stadtteilbibliothek Friedrichsfeld. Vor der jüngsten Sitzung des Sportausschusses hatten sich jetzt mehr als 30 Vertreter der Mannheimer DLRG – der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft – im Foyer des Stadthauses postiert. Auf ihren wasserblauen Plakaten standen Sätze wie „Sicherheit im Wasser darf keine Frage des Geldes sein“ oder „Wir retten Leben, keine Stadtkasse“.

Sie alle waren da wegen des emotionalsten Themas auf der Tagesordnung – der von der Stadtverwaltung geplanten höheren Eintrittspreise für die Schwimmbäder und der höheren Gebühren für Vereine wie die DLRG für die Beckennutzung.

Neue Schwimmbad-Preise in Mannheim: Mehreinnahmen von 217.000 Euro

Wie berichtet, sollen die Eintrittspreise ab kommendem Jahr um rund 25 Prozent steigen. Unter anderem ist vorgesehen, dass Erwachsene im Freibad statt vier künftig fünf Euro zahlen, beim Herzogenriedbad sind es statt 4,50 dann 5,50 Euro. In den Hallenbädern ist ein Anstieg von 4,50 auf 5,50 Euro geplant, in Neckarau sind es im Kurzzeittarif sechs Euro statt bisher fünf.

Die Preise für Ermäßigte werden in ähnlichem Umfang erhöht. Außerdem wird die Kategorie neu gefasst. So soll es eine Ermäßigung für Schwerbehinderte erst ab einem Grad von 80 Prozent geben statt bisher 50. Saisonkarten fürs Freibad will die Stadtverwaltung von 120 auf 155 Euro verteuern, bei Ermäßigten von 78 auf 108. Auch die Kurs-Kosten für Babyschwimmen, Wassergewöhnung und Schwimmunterricht sollen steigen. Das ganze Paket bringe Mehreinnahmen von 217.000 Euro, so Fachbereichsleiter Uwe Kaliske und Sportbürgermeister Ralf Eisenhauer (SPD) in der Sitzung.

Entwicklung der Eintrittspreise der städtischen Schwimmbäder in Mannheim. © MM-Grafik

Keine der Fraktionen ist begeistert über die Erhöhungen, das wurde in den zahlreichen Wortmeldungen deutlich. Aber besonders an drei Punkten gab es bereits im Vorfeld Kritik und auch Änderungsanträge. So fordern SPD, Grüne, LTK und FDP/MfM, einen Behinderungsgrad von 50 Prozent für eine Ermäßigung beizubehalten.

Die SPD verlangt darüber hinaus auch noch an anderen Stellen Korrekturen, wie Stadträtin Andrea Safferling ausführte. So sollen die Kurse für Babyschwimmen und Wassergewöhnung für Kleinkinder künftig nicht wie von der Verwaltung geplant 70 Euro kosten, sondern lediglich 55. Derzeit liegen sie bei 44 Euro. Die Schwimmkurse für Kinder und Jugendliche sollen statt der geplanten 110 Euro künftig 95 Euro kosten. Aktuell sind es 85. Außerdem wollen die Sozialdemokraten, dass die Freibad-Sommerferienkarte erhalten bleibt. Bislang kostete die 17 Euro, die Verwaltung will sie abschaffen. Die SPD kann sich einen Preis von 22 Euro vorstellen.

Gibt es eine Chance für die Schwimmbad-Ferienkarte in Mannheim?

Während Kaliske bei den Schwimmkursen bei den geplanten Preisen bleiben will („110 Euro liegen im unteren Segment dessen, was in Mannheim für Schwimmkurse verlangt wird“), kann er sich eine Beibehaltung der Ferienkarte vorstellen, wie er sagte. Allerdings für 25 Euro.

Am längsten debattiert wurde über die Gebühren für die Vereine und hier speziell für die DLRG. Für die Vereine gibt es verschiedene Tarife. Der günstigste, der Tarif A, gilt für Vereine mit Wettkampf- und Leistungsschwimmen. Sie mussten für die 25-Meter-Bahn bislang 3,80 Euro pro Stunde zahlen, künftig sollen es fünf Euro sein. In Tarif B („Vereine mit Schwimmen ohne Wettkampforientierung“) waren es bislang 11,40 Euro, künftig sind 15 geplant.

Das Besondere für die DLRG: Sie war bislang mit ihren Schwimm- und Rettungsschwimmerkursen in Tarif A, in Zukunft soll sie in B sein. Die damit verbundene Vervierfachung der Kosten, so klagte die DLRG bereits vor der Sitzung, würde sich dann natürlich in ähnlicher Größenordnung auch auf die Preise für die Kurse auswirken. Und aus den Teilnehmern der Schwimmkurse rekrutiere man am Ende auch die Helfer für die Wasserrettung. Deshalb will die DLRG in Tarif A bleiben.

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Im Ausschuss gab es dafür viel Unterstützung, von CDU, ML, FDP/MfM sowie LTK. „Wir dürfen die DLRG als Verein mit wichtiger Funktion nicht überbelasten“, sagte etwa Lennart Christ (CDU). Kaliske dagegen erklärte in der Sitzung auch für viele Stadträte überraschend, die DLRG bekomme künftig auch 20.000 Euro mehr an Zuschüssen aus der Sportförderung. Das gleiche die Mehrkosten für die Umgruppierung, die der „Transparenzbildung“ diene, weitgehend aus. Viele Ausschussmitglieder fragten sich, warum solche Erläuterungen nicht in der Beschlussvorlage stehen.

Unter anderem deshalb verzichtete das Gremium auf ein Votum zu den Bädergebühren. Nun soll das Thema im Hauptausschuss am 2. Dezember erneut behandelt werden. Bis dahin soll die Verwaltung mögliche Zuschüsse und Belastungen der DLRG genauso erläutern wie eine mögliche Finanzierung der Ferienkarte.

Thorsten Großstück, der stellvertretende DLRG-Vorsitzende, sagte nach der Sitzung auf Anfrage, er habe nicht gewusst, dass sein Verein mehr Geld aus der Sportförderung bekommen soll. „Aber bevor man ,Linke Tasche, rechte Tasche‘ macht, kann man auch alles so lassen, wie es ist.“

Redaktion Stellvertr. Leiter der Lokalredaktion Mannheim

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