Bildungsausschuss - Sechs Projekte zum Teil deutlich teurer als geplant / Mehraufwendungen von fast 15,6 Millionen Euro

Schulbau in Mannheim: Hohe Nachfrage – hohe Kosten

Von 
Bertram Bähr
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Seit zwei Jahren Großbaustelle: die Friedrich-Ebert-Grundschule auf dem Waldhof. Im Spätsommer 2022 möchte sie in den Ganztagsbetrieb starten. © Bertram Bähr

Mannheim. Die Baubranche ist ausgelastet – und so stehen die Firmen nicht gerade Schlange, um neue Projekte zeitnah umzusetzen. Deutlich bemerkbar macht sich das bei den Baukosten. Weil die Nachfrage hoch und das Angebot gering ist, muss die Stadt bei mehreren Schulbau-Vorhaben deutlich tiefer in die Kasse greifen. Insbesondere gilt das für den Umbau der Waldhöfer Friedrich-Ebert-Grundschule zur Ganztagsgrundschule. Statt von 15,27 Millionen Euro Gesamtkosten geht die Verwaltung mittlerweile von 21,68 Millionen Euro aus, gut 6,4 Millionen Euro werden nach jetzigem Stand also zusätzlich fällig.

Mit diesen und mehreren weiteren Kostensteigerungen beschäftigte sich jetzt der Bildungsausschuss. Er empfiehlt dem am 18. Mai tagenden Gemeinderat, den Mehrausgaben zuzustimmen. Sie belaufen sich auf insgesamt 15,597 Millionen Euro für sechs Projekte – für die die Stadt ursprünglich 91,91 Millionen Euro veranschlagt hatte. Das entspricht einer Kostensteigerung um knapp 17 Prozent.

Neben dem Waldhöfer Ganztagsprojekt schlagen Mehrausgaben für den Hallen- und Mensabau an der Gretje-Ahlrichs-Schule Gartenstadt, (1,885 Millionen Euro), die Generalsanierung des Johanna-Geissmar-Gymnasiums Schönau (1,302), den Ausbau der Johannes-Kepler-Gemeinschaftsschule in K 5 (2,8), den Mensa- und Fachraumbau an der Kerschensteiner Gemeinschaftsschule Schönau (1,2) und den Ganztags-Ausbau der Schillerschule Neckarau (2,0) zu Buche.

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Die meisten dieser Projekte haben eine Gemeinsamkeit: Sie sind Teil eines Förderprogramms des Bundes, das von 2018 bis 2022 läuft. 25 Millionen fließen nach Mannheim. Um das Geld zu erhalten, musste die Stadt vor gut drei Jahren förderfähige Maßnahmen zum einen zügig anmelden. Deshalb, hätten die Haushaltsmeldungen nur auf Kostenschätzungen beruht. Zum anderen müssen die bezuschussten Vorhaben bis Ende 2022 abgeschlossen werden. Das setzt die Stadt unter Zeitdruck. Da die Firmen nicht gerade Schlange standen, die Aufträge aber dringend erteilt werden mussten, lagen „die Submissionsergebnisse häufig trotz fundierter Hochrechnungen oberhalb der Erwartungen“, heißt es in der Vorlage für Ausschuss und Gemeinderat.

Daneben gibt es aber bei jedem Projekt weitere spezifische Gründe für die Kostensteigerungen. Bei der Friedrich-Ebert-Schule zum Beispiel „war in der ursprünglichen groben Kostenschätzung der Austausch der Grundleitungen nicht eingeplant“. Überdies hätten sich die „Tief- und Rohbauarbeiten innerhalb des Gebäudes als äußerst komplex und zeitaufwendig“ herausgestellt. Der Ganztagsbetrieb soll zum Schuljahr 2022/23 starten.

Bei der Sporthalle der Gretje-Ahlrichs-Schule fallen „erhöhte Anforderungen an die Akustik“ ins Gewicht. Sie sind nötig, weil das Objekt auch von der benachbarten Hermann-Gutzmann-Schule genutzt werden soll, die sich um Schülerinnen und Schüler mit Defiziten beim Hören und Sprechen kümmert.

Beim Johanna-Geissmar-Gymnasium musste nicht nur für 122 000 Euro ein Wasserschaden behoben werden, der „trotz getroffener Schutzmaßnahmen“ im Rahmen des Umbaus für Verwaltung, Mensa und Bücherei aufgetreten sei. Vor allem seien die Außenanlagen um 660 000 Euro teurer geworden, außerdem habe es erhöhte Aufwendungen für Demontage, Abbruch und Entsorgung der Bestandsgebäude gegeben.

Unerwartete Schadstoffbefunde

An der Kepler-Schule fällt die 2,3 Millionen Euro teure Sanierung der denkmalgeschützten Sandsteinfassade erheblich ins Gewicht. Die Kerschensteiner Gemeinschaftsschule braucht eine aufwendige Rettungszufahrt für die Feuerwehr, zu Buche schlagen außerdem unerwartete Schadstoffbefunde im Bestand und Preissteigerungen bei der Lüftungstechnik. Und an der Schiller-Grundschule in Neckarau verlief unter anderem die Erneuerung der Grundleitungen anders – und 600 000 Euro teurer – als geplant.

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