Interview

Schnakenjäger: So läuft der Kampf gegen die Asiatische Tigermücke in Mannheim

Auf der Jagd nach Asiatischen Tigermücken haben Tobias Kropatsch und seine KABS-Kollegen dieses Jahr mehr als 2000 Mannheimer Grundstücke aufgesucht. Die Zahl würden sie 2025 gern verdoppeln

Von 
Steffen Mack
Lesedauer: 
Die Asiatische Tigermücke ist kleiner als ein Ein-Cent-Stück. Sie gilt als äußerst aggressive Stechmücke, die nicht nur in der Dämmerung, sondern auch tagsüber aktiv ist. Angezogen wird sie vor allem vom Geruch menschlicher Haut. © dpa

Mannheim. Herr Kropatsch, wie viele Grundstücke haben Sie dieses Jahr zur Schnakenjagd aufgesucht?

Tobias Kropatsch: Wir haben angefangen mit 1400, 1500 Häusern. Im Laufe der Saison kamen Erweiterungsflächen hinzu. Am Ende dürften es weit über 2000 gewesen sein, die wir im zwei- bis dreiwöchentlichen Rhythmus besucht haben. Das können Sie ja mal hochrechnen ...

Zu wievielt waren Sie denn in Mannheim im Einsatz?

Kropatsch: Insgesamt waren wir 16, aber einige arbeiteten nur für kürzere Zeit mit.

Bei uns etwa in Feudenheim kamen Sie und eine Kollegin drei Mal vorbei, ist das die übliche Zahl?

Kropatsch: Ja, drei bis viermal wird wohl im Durchschnitt hinkommen. Die Anzahl hing auch vom Zeitpunkt der ersten Bekämpfung und der Erreichbarkeit der Bürger ab.

Somit dürften Sie persönlich auf eine mittlere bis hohe dreistellige Zahl von Hausbesuchen kommen.

Kropatsch: Ich würde sogar auf eine Vierstellige tippen. Wir haben aber auch darauf geachtet, dass alle möglichst immer dieselben Grundstücke ein weiteres Mal besuchen. Weil sie dann direkt wissen, wo im Garten Wasserrückstände sein könnten und gesprüht werden muss.

KABS-Gebietsleiter

  • Tobias Kropatsch arbeitet seit 2006 bei der Kommunalen Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage (KABS).
  • Er ist Kommunaler Gebietsleiter und Mitglied der Task Force Tigermücke.
  • Sein Magister-Studium absolvierte Kropatsch von 1996 bis 2004 an der Uni Heidelberg.
  • Seit 2007 wohnt er in Mannheim

 

Die Haupteinsatzgebiete waren neben Feudenheim auch Rheinau und der Almenhof, korrekt?

Kropatsch: Ja, später kam noch der Lindenhof hinzu. Nach Bürgermeldungen aus der Neckarstadt-Ost wurde dort zumindest noch ein Fallenmonitoring durchgeführt.

Hat sich der Einsatz gelohnt?

Kropatsch: Ja, in einigen Bereichen konnten wir definitiv die Belästigung durch die Asiatische Tigermücke zurückdrängen. In einigen Gärten hatten wir eine sehr starke Stichbelästigung vorgefunden.

Haben Sie da ein Beispiel von einem besonders krassen Fall?

Kropatsch: Ich war bei Bürgern, die nicht mal mehr die Wäsche aufhängen konnten, weil sie so aggressiv angeflogen wurden.

Gab es bei denen besonders viele Stellen mit Wasserrückständen, oder hatten die etwa einen Teich?

Kropatsch: Ein Asiatisches Tigermückenweibchen legt im Laufe ihres Lebens insgesamt rund 300 Eier, verteilt auf vier bis fünf Eiablagen. Da reichen schon wenige Wasserstellen aus, wenn man etwa im Urlaub ist und die länger nicht im Blick hat. Und jedes Grundstück grenzt ja ein anderes. Da kann in kurzer Zeit schon ein kräftiges Aufkommen entstehen, wenn nicht interveniert wird. Ein Teich selbst ist, wenn er sehr naturnah angelegt ist, aber keine Tigermückenbrutstätte.

Menschen, die nicht mal mehr ihren Garten betreten konnten, waren sicher glücklich über Ihren Besuch. Aber Sie haben vermutlich auch negative Reaktionen erlebt?

Kropatsch: Bei den vielen Bürgern, die wir kennenlernen durften, gab es natürlich ganz unterschiedliche Reaktionen. Aber insgesamt war die Resonanz in Mannheim sehr erfreulich. Der allergrößte Teil der Menschen war uns wohlgesonnen und hat die Notwendigkeit unserer Arbeit erkannt. An dieser Stelle möchte ich mich bei allen für die Kooperation und das uns entgegengebrachte Vertrauen bedanken.

Gab es auch welche, die Sie gar nicht reingelassen haben?

Kropatsch: Schon. Aber dann schauen wir, woran das liegt. Gerade Ältere haben oft Angst vor Einbrechern, da hilft vielleicht der Ausweis und gutes Zureden. Bei anderen passt der Zeitpunkt nicht. Dann fragen wir, wann wir wiederkommen dürfen. Will das jemand partout nicht, müssen wir uns natürlich damit abfinden. Aber so leicht geben wir nicht auf: Entscheidend ist die flächendeckende Bekämpfung der Asiatischen Tigermücke. Jedes ausgelassene Grundstück kann da eines zu viel sein.

Ihre Kollegin war fünf Minuten bei uns, Sie zweimal zehn Minuten. Ist das so die übliche Besuchsdauer?

Kropatsch: Im Schnitt wohl ja. Aber das hängt natürlich auch davon ab, wie viele Fragen und Aufklärungsbedarf jemand hat. Wir sind ja nicht nur dafür da, schnell durch den Garten zu jagen, sondern wollen auch Ansprechpartner für die Bürger sein.

Viele Menschen haben dieses Jahr auch wieder über Asiatische Hornissen geklagt. Da konnten Sie bei Ihren Hausbesuchen vermutlich nicht helfen, oder?

Kropatsch: Genau, unser Wirkstoff wirkt nur selektiv gegen Mücken.

Der Kampf ist jetzt für Sie vorerst vorbei. Aber die Stadt appelliert an die Bürger, auch im Winter draußen keinerlei Wasserrückstände stehenzulassen. Tötet der Frost die Eier und Larven nicht ab?

Kropatsch: Wasserstellen sind im Winter irrelevant. Die Eier der Tigermücke sind kälte- und trockenresistent. Die Tiere selbst überstehen den Winter zwar nicht. Aber sie sind genetisch so programmiert, dass sie vorher sogenannte Überwinterungseier ablegen, aus den denen im Frühjahr Larven schlüpfen. Sonst könnten wir ja ab dem Spätsommer ja einfach abwarten, bis der Winter unsere Arbeit erledigt. Dem ist leider nicht so.

Mehr zum Thema

Krankheitsüberträger

Lampertheimer sollen Asiatische Tigermücke bekämpfen

Veröffentlicht
Von
Stephen Wolf
Mehr erfahren
Erlebnisbericht

So läuft der Hausbesuch einer Tigermücken-Jägerin in Feudenheim ab

Veröffentlicht
Von
Steffen Mack
Mehr erfahren
Asiatische Tigermücke

Im Kampf gegen Tigermücke setzen Experten auf Bevölkerung

Veröffentlicht
Von
Wolfgang Jung
Mehr erfahren

Werden Sie im nächsten Jahr in Mannheim weitermachen?

Kropatsch: Das ist noch offen. Wir haben der Stadt ein entsprechendes Angebot gemacht, über das sie erst noch entscheiden muss.

Wie viele Grundstücke würden Sie sich diesmal vornehmen?

Kropatsch: In unseren Berechnungen gehen wir von 4200 aus.

Also mehr als doppelt so viele wie in diesem Jahr?

Kropatsch: Ja, wir plädieren dafür, die Populationen in Mannheim nachhaltig einzudämmen.

Kürzlich wurde über eine neue Methode zur Bekämpfung der ägyptischen Tigermücke berichtet: die Männchen mit Eingriffen ins Erbgut taub machen, damit sie den Flügelschlag der Weibchen nicht mehr hören und sich nicht paaren können. Was halten Sie davon?

Kropatsch: Davon habe ich noch nichts gehört, da müsste ich Sie an unsere Fachabteilung verweisen. Ich stelle mir es aber recht aufwendig und teuer vor. Außerdem ist fraglich, ob die Ausbringung eines genetisch veränderten Organismus überhaupt genehmigt würde. Und wir haben einen sehr guten, umweltfreundlichen Wirkstoff, der sich auch rückstandslos abbauen lässt. Den setzen wir auch nächstes Jahr wieder ein.

Bitte um Mithilfe

Tigermückenbekämpfung im Herbst - Stadt Mannheim gibt Tipps

Veröffentlicht
Von
Till Börner
Mehr erfahren

Werden Sie bei der Arbeit eigentlich oft gestochen‘?

Kropatsch: Das ist ganz unterschiedlich. Aber pro Saison sind es schon 50 bis 100 Mal. Manchmal auch ganz schnell mehrere auf einmal, wenn man etwa draußen steht und sich unterhält. Dann kann es plötzlich überall an den Beinen kribbeln. Einmal habe ich gleich drei Tigermücken mit einem Schlag erwischt.

Haben Sie vielleicht einen persönlichen Tipp, was am besten gegen Mückenstiche hilft?

Kropatsch: Am besten sich erst gar nicht stechen lassen. Da helfen lange Kleider ganz gut. Wenn es bereits passiert ist, helfen Hitzesticks. Mit ihnen haben wir im Urlaub gute Erfahrungen gemacht. Bei mir waren die Entzündungen nicht so groß, aber meiner Familie und unseren Bekannten haben sie sehr geholfen.

Redaktion Steffen Mack schreibt als Reporter über Mannheimer Themen

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen

VG WORT Zählmarke