Lampertheim. Die Regentonne gut abdichten, kein Wasser in der Gießkanne oder in der verstopften Dachrinnen stehen lassen - gegen die Asiatische Tigermücke kann jeder etwas tun. So lautet die Botschaft, die aktuell von der Lampertheimer Stadtverwaltung auf ihrer Internetseite und mit Flugblättern verbreitet wird.
Privates Engagement soll dafür sorgen, dass die Population der exotischen Stechmücke ausgedünnt wird. Der schwarz-weiß gemusterte Blutsauger gilt als potenzieller Krankheitsüberträger. Weil sich das aggressive Insekt inzwischen auch in Südhessen und der ganzen Rhein-Neckar-Region ausbreitet, kommen konventionelle Bekämpfungsansätze an ihre Grenzen.
Einige befallene Flächen sind so groß, dass die bisherige Bekämpfung von Stechmücken etwa wegen fehlenden Personals und zu hoher Kosten nicht mehr umgesetzt werden kann. Somit sind auch Kommunen im südhessischen Ried und an der Bergstraße gefordert. Im Kampf gegen die Tigermücke setzt die Stadt Lampertheim nun auf die Hilfe der Bevölkerung und veröffentlicht entsprechende Ratschläge.
Kampf gegen die Tigermücke wird immer schwieriger
„Eigenverantwortliches Handeln war schon in früheren Jahren wichtig. Da aber immer mehr Gemeinden und Städte betroffen sind, wird es insgesamt schwieriger die Tigermücke zu bekämpfen“, sagt Xenia Augsten von der Kommunale Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage (Kabs).
Die Arbeit der Stechmückenjäger ist von jeher aufwendig. Am Boden kämpfen sie sich oftmals durchs Dickicht, viele Brutstätten können nur aus der Luft bekämpft werden. Vom Helikopter aus verteilt die Kabs regelmäßig den biologischen Wirkstoff Bti, der Larven der Tigermücke tötet. Nun sind zunehmend die Bürger gefordert, wie das Lampertheimer Beispiel zeigt. So sollten sie im Sommer vor allem darauf achten, Gefäße für Nutzwasser, Zisterne oder Regentonnen etwa, gründlich abdecken oder mit einem Netz schützen.
Eier der Tigermücke können auch im Winter überleben
Wie es von der Stadt heißt, steht aktuell aber das Abtöten der Eier im Vordergrund. Während die ausgewachsenen Stechmücken mit sinkenden Temperaturen sterben, können die Eier der Asiatischen Tigermücke die kommenden Monate auch bei winterlicher Kälte überstehen, wie es heißt. „Um die Eier abzutöten, sollte man alle potenziellen Brutstätten mit heißem Wasser (mindestens 60 bis 70 Grad) ausspülen. Alternativ kann man mit einer kräftigen Bürste den Innenrand der Behältnisse abschrubben“, empfiehlt die Stadtverwaltung. Anschließend sollten Bürste und Innenrand der Gefäße mit Wasser gründlich abgegossen werden.
Asiatische Tigermücke
- Die ursprünglich aus Asien stammende Tigermücke gilt als potenzieller Krankheitsüberträger. So kann sie das Dengue-, Zika- und Chikungunya-Virus übertragen. Das Insekt ist - anders als dämmerungsaktive Stechmücken - tagaktiv und gilt in ihrem Stechverhalten als sehr aggressiv.
- Erste Populationen der Asiatischen Tigermücke (Aedes albopictus) wurden bereits vor einigen Jahren nachgewiesen. Seither hat sich die Mücke vor allem entlang des Oberrheingrabens, aber auch anderorts ausgebreitet. Einige befallene Flächen sind so groß, dass bisherige Strategien zur Bekämpfung wegen fehlenden Personals und hoher Kosten nicht mehr umgesetzt werden können.
- Die etwa sechs Millimeter große Tigermücke ist durch fünf weiße Streifen an den Hinterbeinen zu erkennen. Sie vermehrt sich in Wasseransammlungen - von der verstopften Regenrinne bis zum alten Autoreifen.
- Die Larven in den Eiern sind laut der Kommunalen Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage (Kabs) trocken- und kälteresistent. So können sie überwintern und im nächsten Jahr schlüpfen. Belebte Gartenteiche mit Fischen oder Molchen gelten jedoch nicht als Brutstätten. wol
Vasen, Töpfe oder sonstige Behälter sollten später im besten Fall im Keller oder Schuppen bis zum Frühjahr gelagert werden. Auch wäre es sinnvoll, wenn Gartenbesitzer künftig auf überflüssige Behälter verzichten würden, wie Augsten von der Kabs anmerkt. „Es wäre gut, wenn sich unsere Gartenkultur ändern würde“, fügt sie hinzu. Denn je weniger Regenwasser sich während der warmen Monate in solchen Gefäßen sammle, desto besser. Und selbst ohne solche Vorkehrungen gebe es zahlreiche Stellen an denen das Wasser stehen kann.
Tigermücke: Wassergefäße sind ideale Brutstätten
Dazu zählten nicht nur hohle Zaunpfähle, Vogeltränken, sondern sogar Kinderspielzeug. Mit anderen Worten: Der Aufwand steigt, um der winzigen Stechmücke den Garaus zu machen. „Auch wenn die warme Jahreszeit hinter uns liegt, ist es wichtig, die Ausbreitung der Tigermücke weiter einzudämmen“, heißt es von Bürgermeister Gottfried Störmer (parteilos). Gerade die winterfesten Eier würden hier im Fokus stehen. „Darum bitte ich alle Bürgerinnen und Bürger, mögliche Brutstätten wie beispielsweise Regentonnen, Übertöpfe oder Sonnenschirmständer zu kontrollieren und gegebenenfalls aktiv zu werden.“
Doch kann man wirklich auf die Hilfe der Bevölkerung zählen? Die Kabs macht nach eigenen Angaben gute Erfahrungen damit, die Menschen in die Bekämpfung der Stechmücken einzubinden. Gerade dieses Jahr zeigt, dass Handlungsbedarf besteht, wie Augsten sagt. Das liege unter anderem daran, dass 2024 im Vergleich zu früheren Jahren mit Blick auf die Entwicklung der Stechmücken außergewöhnlich gewesen sei. Die vielen feuchten Perioden im Frühjahr und Sommer hätten Stechmücken beste Bedingungen für eine ausgeprägte Vermehrung geboten.
Für eine Pilotstudie im baden-württembergischen Korntal-Münchingen hat die Kabs in Zusammenarbeit mit dem dortigen Landes-Gesundheitsministerium die Stadt in verschiedene Zonen aufgeteilt, wobei der Nutzen von geschulten Anwohnern im Vergleich zu ungeschulten Bürgern ermittelt wurde.
Vorläufige Ergebnisse zeigen nach Angaben von Augsten, dass Aufklärung ein wichtiger Baustein im Kampf gegen die Tigermücke ist. So habe man eine geringere Populationsdichte der Blutsauger dort festgestellt, wo Bürger geschult wurden und entsprechend handelten. Hinzu kommt: „Wer im Sommer oftmals gestochen wurde, ist eher bereit, etwas zu ändern“, sagt Xenia Augsten.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/lampertheim_artikel,-lampertheim-lampertheimer-sollen-asiatische-tigermuecke-bekaempfen-_arid,2257298.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/lampertheim.html