Mannheim. Was war das für ein Festwochenende, Anfang April. Die Sonne strahlte, und Massen von Menschen strömten auf die Planken, um die Eröffnung der für 30 Millionen Euro neugestalteten Fußgängerzone zu feiern. Nach Monaten des Drecks und Lärms lud die Einkaufsmeile wieder zum Flanieren ein. Das ist drei Monate her. Doch zurzeit geben die Planken ein schlechtes, um nicht zu sagen, jämmerliches Bild ab.
In den Fugen sammeln sich - übrigens von Anfang an - Zigarettenkippen. Über dem hellen Pflaster liegt ein schmutziger Schleier, so dass die Steine beinahe den Farbton des dunklen Belags erreicht haben. Dazu kommen undefinierbare Flecken und Spritzer, mutmaßlich von verschütteten Flüssigkeiten. Der „Höhepunkt“ im negativen Sinne ist der Bereich vor den Fast Food-Restaurants in O 7: Hier schaut man besser nicht auf den Boden. Vom Glanz der Eröffnung ist nichts mehr übrig.
Massive Klagen der Händler
„Es ist unglaublich“, schimpft Lutz Pauels, als Vorsitzender der City-Werbegemeinschaft erster Ansprechpartner für viele Geschäftsleute. Und die wenden sich seit etwa einer Woche zuhauf an ihn: „Es gibt massive Klagen, das ist schon heftig.“ Man habe alles in Bewegung gesetzt, den Zustand fotografiert und die Bilder an die zuständige Dezernentin Felicitas Kubala geschickt.
Es sei schon von Beginn an nicht hundertprozentig sauber gewesen, beklagt Pauels und stellt fest: „Der Reinigungszyklus reicht nicht.“ Die Gründe für den Zustand kann er sich nicht erklären - ob es Personalmangel ist oder die Putzmaschinen ungeeignet sind. „So darf es nicht weitergehen, das Thema muss noch mal erörtert werden“, fordert er.
Kevin Ittemann, Sprecher des zuständigen Dezernats, klärt auf: „Es gibt keine Engpässe beim Stadtreinigungspersonal, das für die Planken zuständig ist.“ Es gebe allerdings ein paar Einschränkungen, „die für die Reinigung nicht förderlich sind“: Verschmutzungen würden auf dem hellen Belag stärker auffallen und „Veranstaltungen in der Innenstadt zeigen nachhaltig ihre Spuren“. Ein weiteres Problem sei der Lieferverkehr, so dass oftmals Fahrzeuge durch gerade gereinigte, noch feuchte Flächen fahren und ihren Reifenabrieb erneut hinterlassen. Zwischen festinstallierten Möbeln wie Fahrradständern werde eine optimale Reinigung erschwert.
Eine Stelle auf den Planken hebt sich dagegen deutlich vom Rest ab: Dario Fontanella wollte den Zustand nicht länger hinnehmen und ließ vergangene Woche wieder eine Putzkolonne vor seinem Eiscafé in O 4 anrücken - auf eigene Kosten. „Das ist einfach der Respekt gegenüber unseren Gästen“ begründet er die Eigeninitiative, die ihn jedes Mal etwa 350 Euro kostet. „Die Stadt macht viel zu wenig“, bedauert Fontanella.
Gegenüber, bei Cortina, ist man noch nicht so weit, hat aber ebenfalls über den Schritt nachgedacht: „Wir haben uns erkundigt, was eine Reinigung kosten würde“, sagt Inhaber Giampaolo Da Col, „irgendwas müssen wir bald machen, damit es wieder sauber wird“.
Dabei zahlen die Anlieger für die Sauberkeit schon Gebühren an die Stadt. Nach der Satzung der kommunalen Gehwegreinigung in der Reinigungsklasse RK 7 - in diese fallen die Fußgängerzonen - müssen pro Frontmeter 25,66 Euro jährlich bezahlt werden. Dafür gibt es eine Reinigung sieben Mal pro Woche.
So reinigt die Stadt Mannheim die Fußgängerzonen
- Nach Angaben des zuständigen Dezernats V unter Leitung von Felicitas Kubala (Grüne) gibt es eine Routinereinigung der Planken und der Breiten Straße. Sie beinhaltet die tägliche manuelle und maschinelle Reinigung mit Besen und Schaufel bzw. mit einer Kehrmaschine sowie manuellen Schwerpunktreinigungen bis zu dreimal täglich.
- Außerdem werden die herkömmlichen Abfallbehälter auf den Planken und der Breiten Straße bis zu dreimal täglich geleert. Ein Serviceteam reinigt bei Bedarf sowohl in den Planken als auch in der gesamten Innenstadt die Stadtmöblierung.
- Montags, mittwochs und freitags werden die Unterflurbehälter von zwei Mitarbeitern mit dem Saugfahrzeug geleert.
- Eine Nassreinigung erfolgt durch Spülen und Schrubben. Das Spülen wird montags bis freitags ab 5 Uhr durchgeführt mit einem Fahrzeug mit Sprühdüsen. Geschrubbt werden die Planken einmal in der Woche ab 6 Uhr mit einem speziellen Fahrzeug mit rotierenden Schrubbbürsten.
- Einmal im Monat wird der Schienenbereich nass gereinigt durch Sprühen und Schrubben.
- Täglich sind bis zu sieben Mitarbeiter mit der Reinigung der Planken beschäftigt.
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