Podcast „Mensch Mannheim“

Schlechte Fahrrad-Noten für Mannheim – zurecht?

Beim Fahrradklima-Test hat Mannheim eine 4,0 bekommen. Im Podcast „Mensch Mannheim“ erklärt ADFC-Vorsitzender Robert Hofmann die schlechte Note. Und er spricht über einen tragischen Unfall.

Von 
Florian Karlein
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Schlechte Sicht durch austreibende Bäume? Bei einem Unfall auf der BBC-Brücke ist vor fast zwei Wochen ein Mitglied des Mannheimer ADFC ums Leben gekommen. © René Priebe

Mannheim. Es ist ihm deutlich anzumerken, dass ihm die traurige Nachricht noch in den Knochen steckt. In der aktuellen Folge des Podcasts „Mensch Mannheim“ spricht Robert Hofmann, Vorsitzender des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) in Mannheim, über den tödlichen Unfall vor wenigen Tagen auf der BBC-Brücke. Dabei ist ein Mitglied seines Vereins so schwer verletzt worden, dass es zwei Tage später seinen Verletzungen erlag. Und Hofmann adressiert im Podcast in Richtung Stadtverwaltung, dass der Unfall hätte verhindert werden können.

Ingrid Derwis ist 70 Jahre alt geworden. Hofmann beschreibt sie als aktives Mitglied, als helfende Hand, die bei vielen Aktionen des ADFC mit angepackt hat. Am Montag vergangener Woche war sie auf der BBC-Brücke mit einem entgegenkommenden Radfahrer kollidiert. An einer Stelle, über die Hofmann sagt, dass „die Verkehrsführung unklar“ sei.

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Gefährliche Radweg-Engstelle auch am Mannheimer Theresienkrankenhaus

Wegen der Baustelle auf der Brücke seien dort mehrere Bäume abgesägt worden, die jetzt derart stark austreiben, dass man entgegenkommende Radfahrer oder Fußgänger nicht sehen könne, so Hofmann. Wären die Triebe zurückgeschnitten gewesen, „wäre dieser Unfall nie passiert“, sagt er. Zwei Tage nach dem Unfall starb die Frau an ihren Verletzungen – „ein richtig großer Schock“, schildert Hofmann. Wenige Tage danach seien die Triebe gestutzt worden.

Der Unfall zeigt dramatisch ein Problem auf, das Robert Hofmann auch an anderen Stellen in der Stadt sieht: „Die Renzstraße ist genau so eine Straße, wo ich schon immer die Befürchtung habe, da könnte sowas auch passieren.“ An der Kreuzung vor dem Theresienkrankenhaus an der Auffahrt der Friedrich-Ebert-Brücke ist der Radweg schmal. Auch da bestehe die Gefahr, dass sich zwei entgegenkommende Radfahrer am Lenker touchieren, ins Straucheln geraten und auf die viel befahrene zweispurige Straße stürzen. Hofmann wünscht sich, dass der tödliche Unfall ein Alarmsignal für die Stadt ist, dass man an solchen Engstellen „sehr schnell etwas tut“.

ADFC-Vorsitzender Robert Hofmann (M.) findet im Gespräch mit Timo Schmidhuber (l.) und Florian Karlein deutliche Worte zum Radverkehr in Mannheim. © Florian Karlein

Was man tun könnte, schlägt Hofmann auch vor: Eine Autospur neben dem bestehenden Radweg sollte dem Radverkehr umgewidmet werden. Das würde die Situation entspannen. „Und das würde die Leute motivieren, mit dem Rad zu fahren. Und jeder Radfahrer ist ein Auto weniger, das vor einem im Stau steht“, sieht Hofmann auch positive Auswirkungen auf den motorisierten Verkehr.

Auch ein paar Meter weiter könnte diese Lösung helfen, führt er aus. An der Kreuzung von Bibiena- und Langer Rötterstraße hält Hofmann es auch für sinnvoll, stadteinwärts eine Autospur dem Radverkehr umzuwidmen. Allerdings sieht er in Mannheim keine Tendenz, sich daran zu wagen und die Auseinandersetzung mit Autofahrern zu führen. „Die Priorisierung des Radverkehrs scheint noch nicht in den Köpfen angekommen zu sein.“

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Werden Radfahrer bei der Einrichtung von Baustellen in Mannheim vergessen?

Und der Unfall auf der BBC-Brücke wirft noch eine Frage auf: Werden Radfahrer bei der Einrichtung von Baustellen in Mannheim vergessen? Das sei „tatsächlich so“, sagt Robert Hofmann im Podcast. Und auch im aktuellen Fahrradklima-Test bekommt Mannheim für die Führung von Radwegen entlang von Baustellen eine glatte 5,0 – mangelhaft.

Extrem eng – und auch extrem gefährlich? Die Radweg-Engstelle in der Mannheimer Renzstraße am Theresienkrankenhaus. © Christoph Blüthner

Im Fahrradklima-Test bewerten Radfahrerinnen und Radfahrer alle zwei Jahre die Situation in ihrer Stadt. Mannheim hat im Durchschnitt eine 4,0 erhalten – das ist etwa deutlich hinter Freiburg (3,03) und auch hinter Heidelberg (3,70). Im Vergleich zu vor zwei Jahren hat sich die Stadt sogar leicht verschlechtert.

Diese Schilder sollen in Mannheim nicht mehr aufgestellt werden

Trotzdem findet Robert Hofmann, dass sich in den letzten Jahren einiges getan hat. Explizit lobt er die Radschnellwege und die Radspuren auf der Bismarckstraße, aber auch die Radwege entlang der Augustaanlage. Dass die Gesamtnote dennoch so schlecht ausfällt, sieht der ADFC-Vorsitzende in der Zahl vieler neuer Radfahrer begründet. Viele neue Radfahrer – die seien oft nicht sehr erfahren. „Man könnte es als Erfolg sehen, dass ja mehr Leute aufs Fahrrad steigen, aber dadurch wird gute Infrastruktur, die wir haben, auch höher belastet. Und diese Belastung bedeutet, es ist dann doch wieder nicht supertoll.“

Im Gespräch mit den beiden „MM“-Lokalchefs Florian Karlein und Timo Schmidhuber erklärt Hofmann außerdem, wieso sich das Verhältnis zwischen Autofahrerinnen, Radfahrern und Fußgängerinnen nicht gebessert hat und wieso Baustellenschilder mit der Aufschrift „Radfahrer absteigen“ unzulässig sind und in Mannheim nicht mehr aufgestellt werden sollen.

Redaktion Leiter des Redaktionsteams Mannheim

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