Sternfahrt in Mannheim: Raddemonstration unter Trauerflor

Nach dem tödlichen Radunfall an der Mannheimer BBC-Brücke haben rund 450 Fahrradfahrer in einer Sternfahrt des ADFC für sichere Radwege demonstriert.

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Christian Gerards
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Die Sternfahrt des ADFC mit rund 450 Teilnehmenden endete am Sonntag auf dem Ehrenhof des Mannheimer Schlosses. © Christian Gerards

Mannheim. Rund 450 Radler haben am Sonntag an der Sternfahrt des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) in Mannheim und im Rhein-Neckar-Kreis teilgenommen. Die Demonstration stand auch im Zeichen des tödlichen Unfalls von Mannheims ADFC-Mitglied Ingrid Derwis, die am Montag vergangener Woche auf der BBC-Brücke mit einem anderen Radfahrer zusammengestoßen und kurze Zeit später ihren Verletzungen erlegen war. Die Mannheimer Sektion des ADFC fuhr daher die Sternfahrt zum Teil mit einem Trauerflor.

„Wir sind mit 80, 90 Teilnehmenden von Mannheim gestartet“, blickte Robert Hofmann, Sprecher des ADFC-Kreisverbands Mannheim, zum Ende der Sternfahrt auf dem Ehrenhof des Schlosses auf den Start der Demonstration am Morgen zurück. Sie fuhren über Neckarau und Brühl nach Schwetzingen, wo weitere Gruppen der Sternäste aus Weinheim-Ladenburg, Neckargemünd-Heidelberg und Walldorf-Wiesloch hinzukamen und so die große Gruppe bildeten. Sie alle machten sich dann über die B 36 auf den Weg nach Mannheim.

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Der Anlass der Sternfahrt war der Wunsch nach mehr und sicheren Radwegen: „Das ist unerlässlich für die Verkehrswende und für die Klimasicherheit“, betonte Hofmann. Der Mannheimer Kreisverband habe derzeit einen besonderen Bezug zu dem Ziel, blickt der Kreissprecher auf den Unfall von Ingrid Derwis zurück: „Sie war ein sehr aktives Mitglied unseres Vereins. Sie hat in der vergangenen Woche bei uns noch Getränke ausgeschenkt und war auch bei der Tour de Karl dabei. Sie wäre sicherlich auch heute dabei gewesen. Wir sind völlig schockiert.“

Radwegeausbau für mehr Sicherheit gefordert

Die Radfahrer-Organisation geht davon aus, dass sich der Unfall durch geeignete Maßnahmen hätte vermeiden lassen: „Dort ist die Sichtlinie nicht offen gewesen und etwas zugewachsen gewesen. Der Radweg wird aufgrund der Baustelle an der BBC-Brücke in zwei Richtungen genutzt und ist so viel frequentiert, dass sich dort Leute begegnen. In der Enge hat sich der Unfall ereignet, der für einen Menschen tödlich geendet hat“, machte Hofmann auf die nicht immer guten Bedingungen für Radfahrer in der Stadt aufmerksam.

Auf den Todesfall ging auch Elke Zimmer, grüne Staatssekretärin im Landesverkehrsministerium aus Mannheim, ein: „Wir müssen alles dafür tun, damit Radfahrer sicher unterwegs sein können“, sagte sie. Aspekte seien dabei etwa genügend breite Radwege und eine getrennte Führung von Radfahrern und Fußgängern. „Der Todesfall von Ingrid Derwis ist für uns ein Auftrag, für das einzutreten, was sie gemacht hat“, sagte die Landespolitikerin.

Herausforderungen und Chancen für Mobilitätswende

„Unsere Stadt hat sich auf den Weg gemacht, Mobilität neu zu denken: nachhaltig, gerecht, zukunftsfähig und für alle zugänglich“, betonte Verkehrsbürgermeister Ralf Eisenhauer, der am Wasserturm kurz zu dem Tross sprach. Mit dem Beschluss des Masterplans Mobilität 2035+ vor wenigen Tagen habe die Stadt laut Eisenhauer einen Meilenstein gesetzt, der Mannheim in den kommenden Jahren prägen wird. „Ob Ausbau des ÖPNV, Förderung des Rad- und Fußverkehrs oder die Aufwertung öffentlicher Räume – wir setzen auf ein Miteinander aller Verkehrsträger“, sagte er. Dafür sei allerdings das Engagement der Bürger wichtig. „Deshalb sind wir sehr dankbar für Aktionen wie Stadtradeln, Monnembike – das Festival oder eben die ADFC-Sternfahrt“, meinte Eisenhauer.

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Die Forderung nach mehr Radwegen komme nicht aus „Lust und Laune, sondern ist absolut notwendig“, betonte Hofmann. Es habe sich in Mannheim schon etwas getan, mit „wirklich hervorragenden Sachen etwa an der Bismarckstraße oder der Radschnellweg in Richtung Viernheim“, und die Stadt sei auf einem guten Weg, fange aber auf einem sehr niedrigen Niveau an. „Da aber derzeit der städtische Haushalt etwas schwierig wird, haben wir die Wahrnehmung, dass gesagt wird, dass alle Stellen, die begonnen worden sind, noch fertig gemacht werden. Aber es wird im Moment nichts Neues angefangen. Das halten wir für sehr schädlich“, betonte Hofmann. Schließlich gebe es durch viele Lücken und Fehlstellen im Radwegenetz noch einige gefährliche Abschnitte. Daher wäre es seiner Ansicht nach schade, wenn man dort jetzt den Ausbau und die Verbesserungen stoppen würde: „Wenn wir jetzt fünf Jahre warten und dann fünf Jahren geplant wird, dann kommen wir nicht hinterher.“

Hofmann: Mannheim hat Potenzial zur Radfahrer-Stadt

Der ADFC fordert zudem eine Gleichberechtigung aller Verkehrsteilnehmenden. „Wichtig ist es auch, dass Kinder ihren Schulweg richtig und sicher bestreiten können“, sagte er und nahm diejenigen Radfahrer in den Blick, die vielleicht etwas unsicher unterwegs seien: „Sie müssen auch die Chance haben, sicher am Zielort anzukommen – auch wenn sie vielleicht mal einen kleinen Fahrfehler machen. Die Infrastruktur muss das verzeihen.“ Nur so hätte man die Chance, mehr Menschen dazu zu animieren, auch mal den Wagen stehenzulassen und das Fahrrad zu nutzen.

Mannheim habe aufgrund seiner Topografie das Potenzial, eine Radfahrer-Stadt wie Freiburg, Tübingen oder Münster zu werden; schließlich gebe es nur wenige Anstiege in der Stadt: „Man kann alles mit dem Rad fahren, aber Mannheim hat eine Autoorientierung, die es in den Köpfen bisher nicht zulässt, dass man etwas vom Autoverkehr wegnimmt, um damit die Radwege-Struktur besser zu machen“, sieht Hofmann noch einiges an Verbesserungsmöglichkeiten.

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