Jetzt hat die Stadt Mannheim neben Nationaltheater, Klinikum und weiteren sehr teuren Infrastrukturprojekten noch eines am Hals. Auch fürs Carl-Benz-Stadion werden enorme Summen veranschlagt. Sollte der SV Waldhof wie angestrebt in die 2. Liga aufsteigen, wären knapp 50 Millionen fällig, für die 1. Liga mehr als 60 Millionen. Man muss den Vereinsoberen ebenso wie anderen Neubau-Befürwortern bescheinigen, dass der Sanierungsbedarf tatsächlich ihren Schilderungen entspricht. Vertreter der Stadt taten dagegen lange so, als sei das alles halb so wild.
Jetzt ist in der Tat überlegenswert, ob man so viel Geld in ein 28 Jahre altes Stadion stecken sollte – oder ein Neubau sinnvoller wäre. Und die Stadt muss nun ernsthaft prüfen, ob nicht doch auch ein anderer Standort in Frage käme. Dass bei ihren Klimaplänen kein unbebauter Boden versiegelt werden darf, ist zwar nachvollziehbar. Doch vielleicht ließe sich ein Ausgleich über andere Flächen schaffen.
Wo wollen sie denn hin?
In erster Linie gefragt ist jetzt indes SVW-Mäzen Bernd Beetz. Er hat zwar schon vor langem via Geschäftsführer Markus Kompp seine Bereitschaft verkündet, den Bau eines neuen Stadions in einer Größenordnung von 60 Millionen Euro zu finanzieren. Aber ob er oder Dritte eigenes Geld reinstecken oder nur für die Stadt in Vorleistung treten würden, ist nach wie vor offen. Die SVW-Bosse wollen, dass dazu die Stadt-Spitzen – kürzlich nannte Beetz den Oberbürgermeister – das Gespräch mit ihnen suchen. Müsste es nicht umgekehrt sein?
Zumal ihre Vorstellungen von einem neuen Stadion – klimaneutral, mit Kita, Kino, Veranstaltungsräumen und Geschäften des täglichen Bedarfs – mit Sicherheit nicht für 60 Millionen zu haben sind, eher für das Doppelte. Und das noch ohne Berücksichtigung der derzeitigen allgemeinen Baukosten-Explosion.
Ins Carl-Benz-Stadion wollen Beetz und Kompp auf keinen Fall mehr Geld stecken. Dabei wäre durchaus prüfenswert, ob sich durch einen grundlegenden Umbau nicht auch hier deutlich mehr VIP-Plätze und damit im Profifußball nötige Einnahmen erreichen ließen. Doch der SVW-Geschäftsführer verweist nur auf den noch bis 30. September 2023 laufenden Nutzungsvertrag. Wo wollen die Blau-Schwarzen dann hin? Die Stadt kann ihr Stadion ein paar Jahre einfach unbenutzt lassen. Der SVW bräuchte eine auswärtige Ersatzspielstätte, die von den Fans kaum akzeptiert würde, nicht wirtschaftlicher und vor allem keine Lösung wäre. Das ist eine alberne Drohkulisse.
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