Technoseum

Sachbuch-Slam im Technoseum: Diese Sachbücher sind ein Gedicht

Sechs Minuten, ein Buch, eine Bühne - wie stellt man ein Sachbuch so vor, dass es das Publikum von den Sitzen reißt? Acht Slammer machen es beim Sachbuch-Slam im Technoseum vor, bei dem der "MM" auch Medienpartner ist. Der Applaus entscheidet über den Sieg

Von 
Valerie Gerards
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Universalismus, menschliche Moral, das deutsche Verhältnis zu Israel – unter anderem mit diesen Themen befassen sich die für den Sachbuchpreis nominierten Werke. © Christof Jakob/Stiftung Buchkultur und Leseförderung

Mannheim. Das Mannheimer Technoseum lädt am kommenden Mittwochabend um 19 Uhr zum dritten deutschen Sachbuch-Slam: Acht Slammerinnen und Slammer aus ganz Deutschland werden in jeweils sechs Minuten ein Sachbuch auf poetische Art präsentieren. Vorgestellt werden acht Sachbücher zu Fragen und Debatten unserer Zeit, die für den Deutschen Sachbuchpreis 2023 nominiert sind. Der Slam-Poet, der für seinen Vortrag den lautesten Applaus einheimst, gewinnt und erhält den „Erklärbär 2023“.

Die Slammerin Sandra da Vina moderiert die Veranstaltung, bei dem erfahrene Science- und Poetry-Slammer am Start sind. Da Vina selbst ist in der Szene keine Unbekannte: Seit 2012 ist sie auf den deutschsprachigen Poetry-Slam- und Kabarett-Bühnen unterwegs. Im Jahr 2014 gewann sie die NRW-Landesmeisterschaften im Poetry Slam.

Jury hat die Bücher ausgewählt

Die Bücher, die an diesem Abend ebenso originell wie treffend präsentiert werden müssen, behandeln so unterschiedliche Themen wie den Universalismus, die menschliche Moral, das deutsche Verhältnis zu Israel oder den Wandel in der bäuerlichen Welt in der Nachkriegszeit. Eine Jury, berufen durch die Akademie Deutscher Sachbuchpreis, hat die Bücher ausgewählt.

Anna Lisa Azur wird „Der Fluch des Imperiums. Die Ukraine, Polen und der Irrweg in der russischen Geschichte“ von Martin Schulze Wessel präsentieren – laut Jury eine „beklemmende Geschichtsstunde, die die Augen öffnet für das Gedankengut Putins und seines Regimes“. Die Poetry-Slammerin aus dem Rheinland hat Auftritte in der ganzen Republik. 2022 erreichte sie das Finale der Landesmeisterschaften Rheinland-Pfalz und wurde mit dem Preis der jungen Poeten ausgezeichnet. Azur ist außerdem Siegerin beim Deutschen Sachbuch-Slam 2022.

„Überzeugungen hinterfragen“

Lukas Bühner tritt in diesem Jahr mit „Moral. Die Erfindung von Gut und Böse“ an. Nominiert von der Jury wurde das Sachbuch, weil es „klug geschrieben, unterhaltsam und eine Anregung, eigene Überzeugungen zu hinterfragen“ sei. Bühner organisiert und moderiert seit 2019 den Poetry Slam in Nürtingen, wo er seine Wurzeln hat. Daneben gibt er Schreibworkshops an Schulen. Abseits der Bühnen erforscht der Medizinstudent am Institut für Angewandte Physiologie neue Optionen der Schizophrenie-Therapie, was er mittlerweile auf Science Slams zum Besten gibt.

Jacqueline Schauer präsentiert beim Deutschen Sachbuch-Slam „Über Israel reden. Eine deutsche Debatte“ von Meron Mendel. Ein Sachbuch, das laut Jury um Ausgleich in hitzigen Debatten bemüht ist. Die Slammerin tritt seit 2016 auf über 200 Bühnen im In- und Ausland auf, etwa auf der Frankfurter Buchmesse oder an der Deutschen Schule Shanghai Yangpu. Außerdem gibt sie Schreib- und Theaterworkshops, zum Beispiel im Hessischen Landtag anlässlich des Tages der Demokratie.

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Die aus Frankfurt stammende Slammerin Paula Martine steht seit zehn Jahren auf der Bühne, vorerst mit Gesang und seit letztem Jahr erstmals auch mit Poesie. Im Januar erschien die erste Folge ihres Podcasts „schnell.lebig“; darin liest sie ihre Poesie, erzählt über die Hintergrundgeschichten und lädt Personen für Gesprächsfolgen ein. Paula Martine präsentiert „Radikaler Universalismus. Jenseits von Identität“ von Omri Boehm.

David Spencer ist promovierter Molekularbiologe und als Podcaster, Science Slammer und Autor im Zeichen der nachhaltigen Landwirtschaft aktiv. Er wurde 2022 mit dem SciComm-Award der Deutschen Botanischen Gesellschaft ausgezeichnet und setzt sich für moderne Pflanzenzüchtung ein. Spencer präsentiert „Das Fluchtparadox. Über unseren widersprüchlichen Umgang mit Vertreibung und Vertriebenen“ von Judith Kohlenberger.

Nicht immer einfache Antworten

Eva Lisa tritt seit mehr als fünf Jahren auf deutschen Bühnen als Slammerin auf. Die Sprachdozentin präsentiert „Alle Zeit. Eine Frage von Macht und Freiheit“ von Teresa Bücker. „Bücker entwickelt nachvollziehbar ein Modell für eine neue Zeitkultur und Zeitpolitik“, sagt die Jury zu Nominierung des Sachbuchs.

Sarah Angelmahr arbeitet unter anderem als selbstständige freie Rednerin auf Hochzeiten und leitet eine Schreibwerkstatt-AG an einer Grundschule, um das kreative Schreiben bei Kindern früh zu fördern. Sie präsentiert „Ein Hof und elf Geschwister. Der stille Abschied vom bäuerlichen Leben in Deutschland“ von Ewald Frie. Dass Frie auf einfache Fragen nicht immer einfache Antworten gibt, zählt zu den Stärken dieses unterhaltsamen wie erkenntnisreichen Buchs, befindet die Jury.

Alexander Schönau gewann 2022 mit seinem Essay „Wer ist schon gerne tot“ den ersten Platz beim Schreibwettbewerb des Festivals LiteraPur. Schönau präsentiert „Wo die Fremde beginnt. Über Identität in der fragilen Gegenwart“ von Elisabeth Wellershaus.

Das Technoseum kooperiert bei dieser Veranstaltung mit der Stiftung Buchkultur und Leseförderung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, die das Sachbuch des Jahres kürt. Medienpartner ist der „Mannheimer Morgen“. Der Slam findet im Begleitprogramm zum Deutschen Sachbuchpreis statt, der am 1. Juni in Hamburg verliehen wird.

Freie Autorin

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