Mannheim. Seinen Humor hat Philipp Wiegand nicht verloren. „Jetzt kostet es 13 Euro in die Dudenstraße“, scherzt er am Telefon. Vergangene Woche hatte er dem „Mannheimer Morgen“ als ein Preisbeispiel die Strecke von Hauptbahnhof zum Redaktionsgebäude im Wohlgelegen genannt, für die er mit seiner E-Rikscha zwölf Euro verlangen würde.
Das war vor zwei bitteren Rückschlägen für ihn. Der eine ist am Montag ein Motorschaden an einem seiner Pedelecs, daher erreicht ihn der Anruf auf dem Weg in die Werkstatt. Der andere, noch schmerzlichere ereignete sich bei einem Fototermin mit dem „MM“: Sein Geldbeutel mit 1350 Euro und sämtlichen Papieren wurde gestohlen. Aber immerhin gibt es Aufnahmen vom mutmaßlichen Täter.
Rikscha-Fahrer wird von Unbekanntem belästigt
Weil für den Artikel über Wiegands Bike-Taxis ein zusätzliches Bild gebraucht wurde, verabredete sich „MM“-Fotograf Christoph Blüthner am Donnerstagnachmittag noch mal schnell mit dem 67-Jährigen. Als er am Hauptbahnhof eintraf, redete ein Unbekannter auf Wiegand ein. Blüthner dachte, das sei ein Kunde. Dann merkte er, dass der Rikscha-Fahrer von dem Mann belästigt wurde und ihn mehrfach vergeblich wegschicken wollte.
„Der war schon krass, der Vogel“, bestätigt Wiegand. „Der hat in so einem Kauderwelsch auf mich eingeredet.“ Nicht richtig Ungarisch, nicht richtig Russisch, keine identifizierbare Sprache. Der Unbekannte sei auch noch penetrant geblieben, als sie zwei Passantinnen gebeten hätten, sich für ein Foto in die Rikscha zu setzen. In diesem Moment habe der Mann wohl unbemerkt in die Umhängetasche gegriffen.
Blüthner ist noch in Erinnerung, dass sich der geschätzt 35- bis 40-Jährige plötzlich in souveränem Deutsch verabschiedete. Als Wiegand wenig später den Diebstahl bemerkte, gingen sie zur Bundespolizei im Hauptbahnhof und erstatteten Strafanzeige. Dabei legte der Fotograf ein Bild vor, das er von dem Unbekanntem mit dem schwarzen, offen nach vorne getragenen Rucksack gemacht hatte. Dann hätten die Beamten den Mann auch „gestochen scharf“ auf einer Videoaufnahme aus der Unterführung hin zu Gleisen entdeckt, berichtet Wiegand.
Videomaterial wird ausgewertet
Bei der Bundespolizei wird das am Montag bestätigt. Zusätzliches Videomaterial habe man vom Mannheimer Polizeipräsidium erbeten, von dem wird der Willy-Brandt-Platz mit Kameras überwacht. Vielleicht ist sogar der Diebstahl zu sehen. Unter anderem mit Gesichtskennung wolle man dann versuchen, den Täter aufzuspüren, so ein Beamter.

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Wiegand will ebenfalls die Augen offenhalten, ob ihm „der Vogel“ am Hauptbahnhof nochmal über den Weg läuft. „Dann gibt es Spiel ohne Grenzen“, witzelt er und fügt gleich hinzu, natürlich werde er nichts Illegales tun. Er ärgert sich vor allem, dass er ausgerechnet an jenem Tag viel mehr Bargeld als üblich dabei hatte. „Nach der Arbeit wollte ich noch einen Akku kaufen.“
Sonst habe „das volle Programm“ in der Brieftasche gesteckt: EC-Karte, Ausweis, Krankenversicherungs- und ADAC-Mitgliedskarte, Personenbeförderungs- sowie sogar sein Kutschenführerschein. In Berlin hatte er früher Pferdekutschen. Doch sein Portemonnaie, das hat man ihm jetzt erstmals in seinem Leben in Mannheim geklaut. Laut Bundespolizei kommt das am Hauptbahnhof mehrere Male in der Woche vor.
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