"Zukunftsbäume"

"Riesige Herausforderung": Wie die Mannheimer Buga in die Stadtteile zurückkehrt

750 Buga-Bäume sind in Mannheim bereits verpflanzt. Der vorerst letzte von insgesamt 1500 hat in der Neckarstadt-West eine neue Heimat gefunden. Der Stadtteil soll indes neben der Begrünung noch weiter aufgewertet werden

Von 
Kai Plösser
Lesedauer: 
Oberbürgermeister Specht (Mitte) und Erste Bürgermeisterin Pretzell (5. v. r.) verpflanzen einen Buga-Baum in der Neckarstadt-West. © Thomas Tröster

Mannheim. Die Bundesgartenschau in Mannheim soll weiterleben - und zwar in den Stadtteilen. Nach und nach werden die Bäume, die zwischenzeitlich für die Buga auf dem Spinelli-Gelände gepflanzt wurden, aber für den Grünzug Nordost als Frischluftkorridor weichen müssen, im Stadtgebiet verteilt. Ein wichtiges Unterfangen für die Stadt, wie Oberbürgermeister Christian Specht (CDU) am Montag betont: „Das Thema Bäume pflanzen - und Bäume verpflanzen aus der Buga - hat momentan eine mehrfache Bedeutung für uns“, sagt er am Montag. Von einer „riesigen Herausforderung“, spricht er weiter.

Zusammen mit der Ersten Bürgermeisterin Diana Pretzell (Grüne), Buga-Geschäftsführer Michael Schnellbach und Stadtraumservice-Leiter Markus Roeingh hat Specht gerade einen dieser Buga-Bäume, eine Hainbuche, in der Bürgermeister-Fuchs-Straße in der Neckarstadt-West verpflanzt. Es ist der insgesamt 750. und damit letzte in der zu Ende gehenden Pflanzperiode, der eine neue Heimat findet. „Zukunftsbäume“, nennt die Stadt die Buga-Bäume. Insgesamt 1500 hat der Stadtraumservice der Buga abgenommen. Die 750 weiteren sollen in der nächsten Pflanzperiode zwischen dem diesjährigen Oktober und Ostern 2025 verpflanzt werden.

Und nun gut angießen: Der frisch gepflanzte "Zukunftsbaum" wird ordentlich von der Politik gewässert. © Thomas Tröster

„Für mich ist das ein besonderer Tag“, freut sich Umweltdezernentin Pretzell und erklärt: „Mein allererster Schritt als Bürgermeisterin 2021 war, gemeinsam mit Herrn Roeingh das 1000-Bäume-Programm auf den Weg zu bringen.“ Als sie damals ihr Amt angetreten hatte, habe Mannheim eine negative Baumbilanz gehabt. „Das heißt, wir haben mehr Bäume verloren, als wir gepflanzt haben“, erläutert Pretzell. Das will sie nun wieder aufholen.

Ab dem kommenden Winterhalbjahr will der Stadtraumservice das Ziel von 1000 Pflanzungen erreichen. Zum Vergleich: Nach Zahlen der Stadt wurden zwischen 2015 und 2020 pro Jahr weniger als 300 Bäume gepflanzt, davor im Schnitt sogar noch weniger. 2022 waren es bereits 502, nun also 750. „Extrem schwer“ sei es, in einer Stadt wie Mannheim Bäume zu pflanzen, sagt Pretzell. Nicht nur, weil durch die dichte Bebauung Fläche fehlt, sondern vor allem auch, weil es Geld kostet.

Pretzell: 1000-Bäume-Programm „ein ganz wichtiger Schritt“

„Baumpflanzungen sind bei uns viel teurer als in einer Nachbargemeinde. Weil man hier im Straßenraum Flächen und Parkstände wegnehmen muss, um die Bäume einzupflanzen“, erklärt Oberbürgermeister Specht. In der Neckarstadt-West sind zuletzt 25 „Zukunftsbäume“ gepflanzt worden. 14 davon in der Bürgermeister-Fuchs-Straße, pro Baum sei dort im Schnitt ein Betrag zwischen 8000 und 10 000 Euro für die Umpflanzung zusammengekommen.

„Es ist ein sehr großer Aufwand“, erläutert Stadtraumservice-Leiter Roeingh. Bevor die eigentlichen Arbeiten wie Tiefbaumaßnahmen beginnen können, müssten etwa noch Leitungspläne geprüft, der Standort erkundet und Probegrabungen durchgeführt werden. „Wir haben beispielsweise einen Kollegen, der sich nur mit der Sanierung von Baumstandorten beschäftigt“, erklärt Roeingh.

Dennoch ist Pretzell überzeugt vom 1000-Bäume-Programm. In einer der heißesten Großstädte Deutschlands sei das „ein ganz wichtiger Schritt“. So sollen gemäß dem Hitzeaktionsplan der Stadt vor allem die heißen Stadtteile wie die Neckarstadt davon profitieren. „Bäume kühlen die Luft im Sommer ab und filtern Feinstaub“, erklärt Pretzell. Zudem seien Bäume Lebensraum für Insekten sowie Tiere, verschönerten das Stadtbild und würden durch das Binden von CO2 zum Klimaschutz beitragen. „Für die Lebensqualität in Mannheim kann man die Bedeutung von Bäumen kaum hoch genug einschätzen“, betont Pretzell.

Bundesgartenschau

Was wird aus dem Holzpavillon der Metropolregion von der Mannheimer Buga?

Veröffentlicht
Von
Peter W. Ragge
Mehr erfahren

Mehrheitlich sollen künftig heimische Bäume gepflanzt werden. In der Bürgermeister-Fuchs-Straße beispielsweise wurden neben der Hainbuche noch Spitzahorn und Amberbäume ausgewählt. Neben der Neckarstadt-West haben die Buga-Bäume etwa auch in den Quadraten oder der Schwetzingervorstadt eine neue Heimat gefunden.

Um die Neckarstadt-West zusätzlich zur Begrünung weiter aufzuwerten, will die Stadt dort eine Fahrradzone westlich vom Alten Meßplatz einrichten. Die Langstraße und die Bürgermeister-Fuchs-Straße sollen gleichzeitig zu Fahrradstraßen werden. 2025 soll mit der Sanierung der Straßen begonnen werden. Das jedoch stellt die Stadt vor eine neue, aber altbekannte Herausforderung: dem ewigen Problem des Gehwegparkens.

Quartiersparkplätze als Lösung für Gehwegparken?

Besonders die Neckarstadt-West sei davon betroffen, sagt Specht. „Wie soll das gehen, wenn 30 bis 40 Prozent Parkfläche wegfallen?“, fragt er. „Dafür muss man Lösungen finden.“ Der Oberbürgermeister blickt auf Franklin und bringt Quartiersgaragen oder -parkplätze ins Spiel. „Hier in der bebauten Neckarstadt-West ist das aber eine Wahnsinnsherausforderung“.

Mehr zum Thema

Naherholung

Ehemaliges Mannheimer Buga-Gelände: So sieht der Spinelli-Kompromiss aus

Veröffentlicht
Von
Peter W. Ragge
Mehr erfahren
Erste Folge mit Florian Karlein & Timo Schmidhuber

Podcast "Mensch Mannheim" mit neuen Hosts, neuem Konzept - und OB Christian Specht als Gast

Veröffentlicht
Von
Timo Schmidhuber und Florian Karlein
Mehr erfahren
Ausflugsziel

Wie der Luisenpark fit für die neue Saison gemacht wird

Veröffentlicht
Von
Peter W. Ragge
Mehr erfahren

Zunächst einmal freut sich Specht aber über die neuen Bäume im Stadtgebiet. „Wir bringen ein Stück Buga in die Stadtteile“, sagt er. Ein schönes Zeichen sei es, dass die Veranstaltung so weiterlebe. Für Buga-Geschäftsführer Schnellbach ist es eine „tolle Geschichte“. Nur Stadtraumservice-Leiter Roeingh bremst noch ein bisschen: „Die Story bekommt erst ein Happy End, wenn der Baum gut anwächst und seine voll Funktion erfüllen kann.“ Möge es den „Zukunftsbäumen“ gelingen.

Redaktion

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen

VG WORT Zählmarke