Mannheim. Das große Projekt, das viele Pendler schon seit Wochen unruhig sein lässt, hat begonnen: Seit dem 1. Januar, 23 Uhr, laufen an der Riedbahnstrecke zwischen Mannheim und Frankfurt vorbereitende Arbeiten für die großangelegte Sanierung ab Juli. Für Pendlerinnen und Pendler bedeutet das: Sie müssen in den kommenden drei Wochen für die Fahrt zwischen Mannheim und Frankfurt auf Busse umsteigen und damit eine deutlich längere Fahrtdauer hinnehmen. Gleiches gilt von Juli bis Dezember in der Hauptsanierungsphase. Doch vom großen Chaos ist am Mannheimer Hauptbahnhof am ersten Tag der Streckensperrung wenig zu sehen. Das dürfte aber vor allem auch daran liegen, dass viele zu Beginn des Jahres noch frei haben.
Sperrung der Riedbahn: Am Mannheimer Hauptbahnhof "läuft es geordnet ab"
„Seit 5 Uhr läuft es geordnet ab. Die Eindrücke sind positiv“, sagt DB-Konzernsprecher Achim Stauß am Dienstagmorgen in der Mannheimer Bahnhofshalle im Gespräch mit dieser Redaktion. Dass der Andrang von Pendlern nicht so hoch wie zu Hauptverkehrszeiten an normalen Werktagen ist, ist auch ihm nicht entgangen. Stauß nennt das ein „verhaltenes Fahrverhalten“. Den Eindruck bestätigen auch DB-Mitarbeiter, die in der Bahnhofshalle in neongelben Westen Fragen der Reisenden beantworten. Sie sprechen von einer „überschaubaren Situation“. Nur wenige hätten sich nach dem Weg zu den Ersatzbussen erkundigt. DB-Konzernsprecher Stauß ergänzt, dass die Reisenden im Vorfeld der Sperrung gut informiert worden seien.

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Violette Pfeile weisen den Weg vom Hauptbahnhof Mannheim zu Ersatzbussen
Eine von ihnen ist Nadine Smykatz-Kloss, die derzeit in Östringen wohnt. Sie begleitet ihren Freund, für den es zurück nach England geht, zum Flughafen nach Frankfurt. Beide stehen vor der auf Deutsch und Englisch gehaltenen, violetten Hinweistafel, um sich letzte Informationen einzuholen. Auf die Riedbahnsperrung sei sie vorbereitet gewesen. Aus der Zeitung hat Smykatz-Kloss davon erfahren und die rund eine Stunde längere Fahrtdauer somit einberechnet. „Es wird sich jetzt zeigen, wie es läuft“, sagt Smykatz-Kloss. Denn der schwierigste Teil der Fahrt - der Riedbahnstreckenabschnitt - wartet noch auf das Paar. Beide ziehen von dannen und folgen den violetten Pfeilen im Bahnhofsgebäude, die den Weg zum Ersatzbus weisen. Draußen sind es violette Schilder, die die Richtung zum Fernbusbahnhof, an dem die Direktbusse zum Frankfurter Flughafen abfahren, anzeigen.
Dort stehen rund eine Stunde früher am Tag, gegen 7.10 Uhr, etwa 20 Menschen, die auf den Bus warten, im Regen. Wenig komfortabel ist die provisorisch eingerichtete Haltestelle in der Heinrich-von-Stephan-Straße. Nicht nur eine Überdachung fehlt, sondern auch Sitzmöglichkeiten. Um 7.25 Uhr, rund zehn Minuten später als nach Plan, geht es los. Ungeduld scheint bei den Reisenden jedoch nicht aufzukommen.
Kurz nachdem der Bus abgefahren ist, nähert sich ein junger Mann der Haltestelle. Für den Studenten, der seinen Namen nicht nennen möchte, geht es von Heilbronn nach Hongkong. Ihm hätten die Wegweiser zum Bus geholfen, sagt er. Vermisst habe er jedoch eine Karte, die den Weg dorthin noch einmal visualisiere. Größer war aber der Ärger wegen der längeren Fahrzeit. Rund 4,5 Stunden sei er nach Frankfurt unterwegs, gute zwei Stunden länger als im Normalfall.
Auch auf dem Mannheimer Luzenberg hält sich der Andrang in Grenzen
Ortswechsel auf den Luzenberg: Hier starten und enden wochentags gegenüber dem Bahnhof die Ersatzbusse für den Pendlerverkehr. Fahrgäste müssen vom Hauptbahnhof die Stadtbahnlinien 1 oder 3 nehmen, um die Busse zu erreichen. Auch zum Hauptbahnhof kommen die Pendler nur mit den Linien 1 und 3. Doch auch auf dem Luzenberg hält sich der Andrang in Grenzen. Gegen 8.15 Uhr ist nur ein Fahrgast zu sehen: Ein Junge, dessen Hobby es sei, Bus zu fahren, wie er erzählt. Er kann dem Ganzen also etwas Gutes abgewinnen. „So oft findet auf der kompletten Riedbahn kein Ersatzverkehr statt“, sagt er und freut sich auf die Fahrt im Bus RE 70. Für die vielen Pendler, die auf die Ersatzbusse angewiesen sind, dürfte das weniger gelten.
Die, die schon am Dienstag zur Arbeit mussten, hätten jedoch Verständnis für die Maßnahmen aufgebracht, sagt ein Bahn-Mitarbeiter vor Ort. Zwischen 5 und 7 Uhr sei am Haltepunkt Luzenberg am meisten los gewesen. Beschwerden habe es nicht gegeben. Nur Fragen, mit welcher Stadtbahn es weitergeht, seien aufgekommen. Den Eindruck des ausgebliebenen Chaos bestätigt auch eine Kiosk-Verkäuferin, die bereits seit 3.30 Uhr auf den Beinen ist. Nicht mehr als sonst sei an den Bushaltestellen los gewesen, sagt sie.
Das Bild ändert sich im Laufe des Morgens nicht. Busse, die ankommen oder losfahren, sind in den meisten Fällen verwaist. Ein Busfahrer, der zu dem Zeitpunkt in der Linie S 91 Richtung Darmstadt unterwegs ist, hat am morgen gegen 7 Uhr eine Tour aus Groß-Rohrheim gefahren. Zehn bis 15 Leute habe er auf seinem Weg nach Mannheim mitgenommen, zählt er auf. Als er vom Luzenberg wieder losfährt, sitzt er alleine in seinem Fahrzeug.
Sperrung der Riedbahn: Bahnsprecher zeigt sich zufrieden
Zurück am Hauptbahnhof, an dem DB-Konzernsprecher Stauß seit dem frühen Morgen vor Ort ist und die Lage beobachtet. Mit der Umsetzung des Konzepts ist er am ersten Tag der Riedbahnsperrung zufrieden. Zumindest am Dienstagmorgen scheint es aufzugehen. „Wir haben viele Reiselenker vor Ort“, betont Stauß. Auch würden die violetten Pfeile ihren Dienst tun. Ausruhen will sich die Bahn darauf aber nicht. „Wir werden das auswerten“, um Verbesserungen insbesondere für die Hauptsanierungsphase ab Juli vornehmen zu können, erklärt Stauß.
Auch der DB-Konzernsprecher weiß, dass die dreiwöchige erste Sperrung nur ein kleiner Test ist. Der echte Prüfstein wartet noch ab Sommer. Es bleibt für Pendler zu hoffen, dass das Jahr weiter so komplikationslos verläuft wie zu Jahresbeginn.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Riedbahn-Sperrung: Risiken beim Ersatzverkehr