Mannheim. „Wie wir aufwachsen, so wird das Leben?“ Die Frage nach der Kindheit als womöglich bestimmendes Schicksal und nach frühen Prägungen soll bei dem von Michael Steinbrecher moderierten SWR-„Nachtcafé“ am Freitagabend, 26. April, ausgeleuchtet werden. Als einer der Gäste ist der aus Mannheim stammende Richard Brox dabei. Er hat nach einer „Heimkarriere“ und vielen Schulabbrüchen 30 Jahre auf der Straße gelebt. Inzwischen engagiert sich der Endfünfziger für wohnsitzlose Menschen.
Newsletter "Guten Morgen Mannheim!" - kostenlos registrieren
Seine im Dezember 2017 erschienene Biografie „Kein Dach über dem Leben“, die es auf die Bestsellerliste schaffte, sollte ihn zum bekanntesten Obdachlosen machen. Bei dem vor sechs Monaten bei Rowohlt erschienenen Taschenbuch „Deutschland ohne Dach: die neue Obdachlosigkeit“ fungierte Brox als Herausgeber – neben Sylvia Rizvi und Albrecht Kieser, beide journalistisch tätig. Der investigative Schriftsteller Günter Wallraff schrieb das Vorwort für eine Dokumentation, in der Männer und Frauen mit und ohne Migrationshintergrund aus eigenem Erleben schildern, was es bedeutet, auf der Straße ums Überleben zu kämpfen. Sich aus Armut und Perspektivlosigkeit – häufig verwoben mit Alkohol und Drogen – zu befreien, schaffen nur wenige.
Der Mannheimer Morgen auf WhatsApp
Auf unserem WhatsApp-Kanal informieren wir über die wichtigsten Nachrichten des Tages, empfehlen besonders bemerkenswerte Artikel aus Mannheim und der Region und geben coole Tipps rund um die Quadratestadt!
Jetzt unter dem Link abonnieren, um nichts mehr zu verpassen
Aber gerade dazu möchte Richard Brox mit seinen verschlungenen Schicksalswegen ermutigen. In der „Nachtcafé“- Talkrunde, so sagt er in einem Telefongespräch mit dieser Redaktion, wolle er nicht nur über seine schwierige Kindheit sprechen, sondern auch darüber, dass „vieles möglich ist – selbst ohne Schulabschluss Buchautor zu werden“.
Seit Richard Brox die Straße verlassen hat, wohnt und arbeitet er in Köln, ist aber viel unterwegs. In seinem Leben hat sich so einiges verändert: Der 59-Jährige, der früher mit Glaube und Gott wenig anzufangen wusste – „ich war Agnostiker“ –, bezeichnet sich heute als „überzeugter Christ“. Er habe sich intensiv mit „der Kraft der Nächstenliebe“ beschäftigt. Und diese möchte er bei seinem Einsatz für Menschen ohne Dach über dem Kopf und mit schwankendem Boden unter den Füßen ganz bewusst nutzen.
Diskussionsrunden in Kooperation mit Heilsarmee
Inzwischen kooperiert er mit der Heilsarmee Deutschland, einer christlichen Freikirche mit mannigfachen Sozialeinrichtungen. Als gemeinsames Projekt gab es im Frühjahr Lesungen samt Diskussionsrunden in drei norddeutschen Städten. Weitere sollen folgen. Auch in Mannheim – „im Oktober“, wie Brox ankündigt.
Der SWR strahlt die 90-minütige Talkrunde „Nachtcafé“ mit dem Thema „Wie wir aufwachsen, so wird das Leben?“ am Freitag, 26. April, ab 22 Uhr aus. Weitere Termine sind am Tag darauf, 27. April, 12.30 bis 14 Uhr im „hr“-Fernsehkanal und am Sonntag, 28. April, 6.35 bis 8.05 noch einmal im SWR.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim_artikel,-mannheim-richard-brox-berichtet-ueber-30-jahre-obdachlosigkeit-in-mannheim-_arid,2200012.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim.html
[2] https://www.mannheimer-morgen.dehttps://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim_artikel,-mannheim-ex-obdachloser-richard-brox-arbeitet-an-neuem-buch-_arid,1998236.html