Start-Up-Konferenz

Q-Summit in Mannheim: Streit um Podcast mit Unternehmer Christian Wolf

Ein Podcast, widersprüchliche Aussagen und der Vorwurf der Cancel Culture: Ein Auftritt von Influencer Christian Wolf beim Q-Summit in Mannheim sorgt für Streit.

Von 
Sebastian Koch
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Der Q-Summit im Mannheimer Schloss gehört zu den wichtigsten und größten von Studenten organisierten Konferenzen in Deutschland. © Kilian Harmening

Mannheim. Christian Wolf gehört derzeit zu den wohl einflussreichsten, aber auch den umstrittensten Food-Influencern in Deutschland. Der 29-Jährige hat vor mehreren Jahren das Unternehmen More gegründet, dessen Shakes, Light-Produkte oder Sirups Menschen beim Abnehmen helfen sollen. Seinem Instagram-Kanal folgen rund 1,1 Millionen Konten, auf dem Berufsnetzwerk LinkedIn sind es mehr als 34.000 Accounts. Wolf polarisiert, und kokettiert damit auch auf sozialen Netzwerken oder in Artikeln über ihn. Während ihm Fans und Follower für Tipps, Aufklärung oder seine Produkte danken, kritisieren andere, er würde mit Sätzen wie „Leben ist geiler, wenn man nicht dick ist“ Übergewichtige diskriminieren und Body-Shaming fördern.

An diesem Freitag soll der Start-up-Gründer beim Q-Summit auftreten. Bei der von Mannheimer Studentinnen und Studenten jährlich organisierten und bundesweit beachteten zweitägigen Start-up-Messe im Schloss ist neben einem Vortrag von Wolf über seinen Lebensweg und sein Unternehmertum auch die Produktion eines Podcastgesprächs mit den Veranstaltern geplant. So weit, so klar. Oder doch nicht? Am Mittwoch ist der eigentlich nur kleine Teil des großen Konferenz-Programms ein Hochschulpolitikum geworden.

Auf LinkedIn kritisiert Wolf am Mittwochmorgen, die Universität Mannheim, an der er bis vor ein paar Jahren selbst studiert hat, habe die Produktion des Podcasts „gecancelt“. Ihm zufolge hat das Rektorat auf die Studentinnen und Studenten des Q-Summits „Druck ausgeübt“ und „ihnen verboten, mich zu interviewen“. Es geht um den schwerwiegenden Vorwurf, die Universität würde die Ausübung der Meinungsfreiheit beschneiden und kritisch-polarisierende Äußerungen unterbinden – landläufig auch als Cancel Culture bekannt. Mehr noch: „Das Rektorat hat sich übrigens nicht getraut, das mit mir direkt zu besprechen. Stattdessen üben sie Druck über ihre Machtposition aus auf den Summit.“

Sprecherin der Universität Mannheim: „Haben keine Kenntnis von Podcast gehabt“

Eine Sprecherin des Q-Summits äußert sich am Mittwochmittag im Gespräch mit dieser Redaktion noch zurückhaltend. Wolf werde beim Q-Summit mit einer kurzen Rede auftreten und über seinen Lebensweg als Unternehmensgründer sprechen. Auch der Podcast solle weiterhin aufgenommen werden, heißt es. Da es sich um eine Angelegenheit zwischen Universität, Q-Summit und Wolf handle, wolle man alles Weitere dazu nicht kommentieren sowie den LinkedIn-Post inhaltlich nicht interpretieren, erklärt die Studentin.

Zu diesem Zeitpunkt ist aus der zunächst vielleicht noch internen Angelegenheit aber bereits längst eine öffentliche geworden. Bis Donnerstagnachmittag haben mehr als 1000 Konten Wolfs Beitrag gelikt. Es gibt mehr als 250 Kommentare, die sich größtenteils mit Wolf solidarisieren und die Universität teilweise scharf kritisieren.

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Die Einrichtung weist Wolfs Vorwürfe indes entschieden zurück. Es handle sich um ein Missverständnis, erklärt eine Rektoratssprecherin dieser Redaktion. Q-Summit selbst habe die Entscheidung getroffen, Wolf nicht mehr zum Podcast einzuladen. Das Rektorat habe damit nichts zu tun, und weder von Wolfs Teilnahme am Q-Summit noch von einem geplanten Podcast mit ihm Kenntnis gehabt. Auch sei es hierfür von der Studenteninitiative nicht um Erlaubnis gefragt worden. „Das ist auch nicht üblich“, erklärt die Sprecherin. Das kommentiert die Universität auch unter besagtem LinkedIn-Post. Als Antwort darauf erneuert Wolf seine Vorwürfe in einem weiteren Kommentar. Ein öffentlich ausgetragener Streit.

Auch in einer Stellungnahme gegenüber dieser Redaktion hält Wolf am Nachmittag an der Kritik fest. In einem Gespräch mit dem Vorstand von Q-Summit tags zuvor habe dieser ihm und einer weiteren Person aus seinem Umfeld erläutert, dass das Rektorat den Podcast unterbunden und „enorm Druck“ ausgeübt habe, unter anderem mit Blick auf die Bereitstellung der Räume. Er sei bereit, dies auch eidesstattlich zu versichern, schreibt Wolf dieser Redaktion – und am Donnerstag auch in einem weiteren Post auf dem LinkedIn-Netzwerk.

Sprecherin von Q-Summit: „Das Rektorat hat die Aufnahme nicht verboten“

Das Rektorat bestreitet die Vorwürfe, Wolf will dennoch in einem Gespräch mit dem Vorstand des Q-Summits vom Druck des Rektorats erfahren haben – und was sagen die Organisatoren zum Streit, der sich auch am Donnerstag nicht legt?

Eine Sprecherin der Studenteninitiative erklärt am Donnerstagnachmittag, dass der Podcast nun doch nicht mehr produziert werden soll. Das habe man Wolf erklärt, dabei aber nicht von Druck durch die Universität gesprochen. „Das Rektorat hat die Aufnahme nicht verboten“, stellt die Sprecherin klar.

Es sei viel mehr eine Entscheidung des Q-Summits gewesen, den „geplanten Podcast“ doch nicht zu produzieren, um so vermeintlich polarisierenden Thesen nicht mehr Raum zu bieten als nötig. Wolf soll am Freitag dennoch eine kurze Rede halten, dabei über seinen Lebensweg und sein Unternehmen, nicht aber über seine Rolle als Influencer sprechen. Auch dürfe das Publikum Fragen stellen. Unklar bleibt, worüber in dem Podcast überhaupt gesprochen werden sollte. „Das Thema stand noch nicht fest“, erklärt die Sprecherin.

Und so sind auch am Donnerstagabend Fragen offen. Die drängendste: Wer sagt in dem Streit die Unwahrheit und wer die Wahrheit?

Redaktion Reporter in der Lokalredaktion Mannheim & Moderator des Stotterer-Ppppodcasts

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