Start-up-Konferenz

Q-Summit in Mannheim: jung, ambitioniert, kontrovers

Einblicke in die deutsche Gründerszene bot der Q-Summit im Mannheimer Schloss. Besonders gefragt war der umstrittene Food-Influencer Christian Wolf.

Von 
Kilian Harmening
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Mannheim. Fehlen dürfen die grellblauen Lichter und die Techno-Beats nicht, als Christian Wolf die Bühne betritt. Der umstrittene Social-Media-Influencer hat sich nicht lumpen lassen und seine Reichweite genutzt, um sich selbst in den Mittelpunkt der zweitägigen Start-up-Konferenz zu katapultieren – zumindest in der öffentlichen Wahrnehmung. Viel Wirbel gab es im Vorfeld um einen Podcast der Veranstalter des Q-Summit, zu dem Wolf ein- und wieder ausgeladen wurde. Denn um die Persönlichkeit des Fitness-Promis, der mit teils herabwürdigender Kritik an Body Positivity auffällt, ranken sich Kontroversen.

Ein Beweis, wie relevant Social Media für Start-ups ist

Übel nehmen ihm das die Mannheimer Studenten nicht, die ihn in einem der größten Hörsäle – nichtsdestotrotz überfüllt – mit Applaus willkommen heißen. „Die Fähigkeit, Social Media zu machen, ist eine der wertvollsten Schlüsselfähigkeiten heutzutage“, erzählt Wolf denen. Dabei hat er es längst bewiesen – damit, wie viel Wirbel er als Einzelperson um einen nicht existenten Podcast auslösen kann, wenn er denn möchte. Einmal mehr wird klar, wie wichtig Influencer-Marketing in der Start-up-Welt sein kann, um das eigene Produkt zu positionieren oder überhaupt auf sich aufmerksam zu machen.

Und es wird klar, wie sehr es unter jungen Gründern manchmal brodelt, wo doch auf dem zweitägigen Q-Summit alles friedlich, fröhlich und freundschaftlich wirkt. Zum achten Mal fand am Donnerstag und Freitag die von Studenten organisierte Start-up-Konferenz im Mannheimer Schloss statt, die mittlerweile zu den wichtigsten zählt. Und prominente Charaktere anzieht, auch Journalistin Amelie Marie Weber, eines der Social-Media-Gesichter der Tagesschau, die als Moderatorin durch die Diskussionsrunden des Q-Summits führt.

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Auf dem Schneckenhof der Universität, dieser Tage hip „Innovillage“ genannt, präsentieren sich derweil etablierte Unternehmen oder junge Start-ups aus Berlin. Auch, um an der Mannheimer Elite-Uni Praktikanten anzuwerben. Für das 2014 gegründete Drogerie-Start-up KoRo, heute eher mit veganen und nicht veganen Snacks bekannt, hat das Recruiting vom Q-Summit aus schon mehrfach gut funktioniert. Sie sind in diesem Jahr zum dritten Mal vor Ort.

„Wir haben uns erkundigt und umgehört, und von jeder Seite aus kam, dass in Mannheim die größte und beste Gründermesse ist“, berichtet Amy Breimann, Studentin aus Brandenburg. Ein „Baby“, das in seinen Kindesjahren auch in den Händen von Alexander Schwörer lag, Inhaber der PERI-Gruppe, ein Gerüsthersteller: „Einen der Gründer, die den Q-Summit damals ins Leben gerufen haben, habe ich betreut als Mentor an der Uni Mannheim“, so Schwörer, der wie alljährlich auf der „Q“ für sein Unternehmen wirbt.

Wo geht’s lang? Der Q-Summit im Mannheimer Schloss zeigt jungen Gründern Zukunftsmöglichkeiten auf. © Kilian Harmening

„Ich fand die Idee damals einfach grandios“, blickt Schwörer zurück, der das Vorhaben früh unterstützte. Ein 19-jähriger Student sei an ihn herangetreten, meinte, Unternehmertum fehle ihm hier, er möchte eine Konferenz starten – der Q-Summit war geboren. Inzwischen ist er wichtige Austauschplattform, nicht nur für Start-up-interessierte Studenten, sondern selbst für Unternehmer und Investoren.

Denn junge Start-ups, die besonders erfolgversprechend sind oder sich als solche zu präsentieren wissen, haben auch die Chance, den Q-Summit mit einem neuen Geldgeber zu verlassen. 15 Start-ups treffen auf rund 20 Investoren, das ist das „Qube“, eines von vielen Formaten, die in den Schlossräumen der Universität verstreut sind. Junge Gründer stellen hier ihre Idee potenziellen Investoren vor – in einem hochkompetitiven Umfeld, wo es auch gilt, unterschwellige Anspannung zu verbergen und den ständigen Druck der Überprüfung mit einem souveränen Lächeln zu überstrahlen.

Vorteile des Q-Summit aus Unternehmersicht? „Gute Bewerber, Kontakt zu guten Start-ups, wo ich dann zum Teil auch investiere“, zählt Alexander Schwörer auf. Und ergänzt: „Hier kommen sehr, sehr gute Studenten.“

Studentinnen wie Xenia Paul und Luisa Walter, die in Mannheim im 6. Semester BWL studieren. „Ich würde gerne etwas darüber hören, warum Leute gegründet haben, wie das alles überhaupt funktioniert“, sagt Paul und macht klar: „Ich finde die Start-up-Bubble ziemlich interessant.“ Eine eigene Idee fehlt den beiden noch, aber Walter verrät: „Erst am Wochenende habe ich mit Freunden überlegt: Was könnte man gründen? Welche Sachen sind noch nicht entdeckt worden?“

Deutschland habe verlernt, mit Menschen zu sprechen, die anderer Ansicht sind, kritisiert unterdessen Christian Wolf, der selbst polarisiert. Er findet auch, die deutsche Gründerlandschaft habe „viel aufzuholen“. Was sagen Mannheimer Studenten dazu? „Man muss realisieren, dass er eine eigene Agenda verfolgt“, weiß Alrik Schulze Wolfs Auftritt einzuordnen.

Der Psychologie-Student an der Universität Mannheim möchte Unternehmensberater werden und ist überzeugt, dass weniger Bürokratie jungen Gründern guttun würde. „Dabei gibt es Indizes, die zeigen, dass Deutschland gar nicht so hoch bürokratisiert ist im Vergleich zu anderen EU-Ländern“, ergänzt er und findet: Deutschland ist in der Start-up-Szene mit an der Spitze. Sonst gäbe es Plattformen wie den Q-Summit ja gar nicht. Plattformen, bei denen im Hintergrund auch gestritten werden darf.

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