Mannheim. Auch wenn der Prozessauftakt gegen Alexander S. an diesem Freitag erst um 9 Uhr beginnen soll, so haben sich schon weit vor 8 Uhr einige Medienvertreter vor dem Mannheimer Landgericht in A1 in Stellung gebracht. Alexander S. soll am 3. März 2025 mit seinem Kleinwagen über die Planken gerast sein und dabei zwei Menschen getötet sowie 14 weitere Personen zum Teil schwer verletzt haben. Kurz danach wurde der heute 40-jährige Deutsche festgenommen.
Schon zum Prozessauftakt gegen den mutmaßlichen Amokfahrer sind fünf Zeugen und ein Sachverständiger geladen. Die Verhandlung sollte damit bis weit in den Nachmittag gehen. Der Verteidiger von Alexander S., Uwe Kosmala, trifft um kurz nach 8.15 Uhr ein. Für ihn gilt die an diesem Tag vom Landgericht erlassene strenge sitzungspolizeiliche Anordnung des Vorsitzenden Richters, Gerd Rackwitz, nicht. Er kann wie alle übrigen Prozessbeteiligten ohne Einlasskontrolle in den Gerichtssaal gehen.
Prozessauftakt nach Amokfahrt in Mannheim: Strenge Einlasskontrollen
Für die Prozessbeobachter und Journalisten – letztere sind deutlich in der Mehrzahl – gilt indes eine strenge Einlasskontrolle. Daher bildet sich, bis die Kontrollen gegen 8.40 Uhr beginnen, eine rund 20 Meter lange Schlange im Foyer des Landgerichts. Schon zu diesem Zeitpunkt ist klar: Der Prozess wird heute nicht pünktlich beginnen. Aufgrund des Medienrummels fragt ein Mann am Eingang, was denn heute los sei. Der Hinweis auf den Prozessauftakt zur Amokfahrt auf den Planken reicht ihm als Stichwort. Die Tat vom Rosenmontag ist noch in den Köpfen der Menschen in der Quadratestadt präsent.
Derweil müssen alle, die in den Gerichtssaal gehen wollen, durch eine Schleuse. Ähnlich wie am Flughafen wird hier nach gefährlichen Gegenständen gesucht. Im Anschluss müssen sie sich noch einer kurzen Leibesvisitation unterziehen. Zuvor mussten sie sich bereits mit ihrem Ausweis registrieren lassen. Diese werden allesamt kopiert, um mögliche Störer während des Prozessverlaufs identifizieren zu können.
Zehn Mitarbeitende der Justizbehörde, bekleidet mit kugelsicheren Westen, stehen für das gesamte Prozedere in einem abgesperrten Bereich des Erdgeschosses bereit. Da Prozessbeobachter nichts mit in den Gerichtssaal mitnehmen dürfen, sind die Schließfächer im Eingangsbereich des Landgerichts schnell voll. Die Journalisten dürfen derweil nichts aus dem Gerichtssaal senden, ihre Laptops und Tablets müssen im Offline-Modus sein.
Während die Leute in der Schlange warten, nimmt das Videoteam einer großen deutschen Tageszeitung vor dem Gerichtsgebäude immer wieder kurze Videos auf – gut erkennbar an den dafür extra aufgestellten kleinen Scheinwerfern, die den Sprecher ins rechte Licht rücken sollen. Auch die ARD ist mit einem Kameramann vor Ort. Das Medieninteresse ist groß.
Jura-Studenten an juristischer Aufarbeitung der Amokfahrt interessiert
Aber das Geschehen zieht auch Studierende der juristischen Fakultät der Universität Mannheim an. „Ich bin kurz vorher an dem Ort der Amokfahrt vorbeigelaufen – etwa zehn Minuten vorher“, sagt Anna, die gemeinsam mit Anisa und Lucy zum Prozessauftakt gekommen ist. Sie sind im dritten Semester. Die drei sind vor allem an der juristischen Aufarbeitung der Amokfahrt interessiert – „und natürlich auch, weil ich kurz zuvor dort vorbeigegangen bin“, ergänzt Anna. Sie berichtet, dass, kurz nachdem sie die Planken verlassen hatte, ihr Warnsystem am Handy angegangen sei: „Das war schon ein Schockmoment“, sagt sie.
Für die drei Studentinnen sei schnell klar gewesen, dass sie den Prozessauftakt vor Ort miterleben wollen: „Wir haben uns gedacht, dass das eine supergute Gelegenheit ist, ein bisschen Erfahrung zu sammeln. Zumal wir auch noch nicht so richtig in Verhandlungen dabei waren“, sagt Lucy, die zum Tatzeitpunkt aufgrund eines uni-freien Tages an ihrem Wohnort in Karlsruhe war, aber schnell von der Amokfahrt erfuhr.
„Es sind viele Mannheimer betroffen gewesen“
Stephanie Rogers wohnt am äußeren Ring der Innenstadt und war ebenfalls nicht zum Tatzeitpunkt auf den Planken unterwegs. Und auch wenn sie keine Jura-Studentin ist, habe sie großes Interesse an dem Prozessauftakt: „Ich habe die Warnung bekommen und die Helikopter und die ganzen Einsatzfahrzeuge gesehen. Es sind viele Mannheimer betroffen gewesen, die nicht direkt vor Ort waren und dennoch traumatisiert worden sind von dem, was drumherum passiert ist“, sagt Stephanie Rogers. Sie sei zum Prozessauftakt gekommen, um zum einen das Geschehen für sich selbst aufzuarbeiten, und zum anderen aber auch, um „live zu hören, was passiert ist und was seine Beweggründe waren. Da gibt es ja bis jetzt noch gar nichts“. Sie versuche zu allen angesetzten Terminen zum Landgericht zukommen. Aber: „Man weiß ja nie, wie das Leben ist.“
Für Yannik Behrens, der die Tat ebenfalls nicht direkt mitbekommen hat, sind die Folgetermine des Prozesses abhängig davon, wie die Termine gelegt werden. Auch er ist Jurastudent der Universität Mannheim – allerdings schon im neunten Semester und daher vor allem an der prozessualen Aufarbeitung interessiert. „Das ist abhängig von dem, welche Veranstaltungen bei mir anstehen – es stehen Klausuren ins Haus.“
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