Auf ein „mit Sicherheit vernünftiges Ergebnis“ darf sich nach den Worten von Bodo Tschierschke die „MM“-Aktion „Wir wollen helfen“ nach dem Blumepeterfest freuen. „Es war wunderbar, das Wetter hervorragend, viel gutes Publikum“, bilanzierte der Präsident des Vereins, der die Benefizveranstaltung zum 51. Mal ausgerichtet hat. Man gerate aber auch „immer mehr an die Grenzen der Belastbarkeit bei der ehrenamtlichen Arbeit“, warnte er.
Schließlich sind viele der insgesamt 150 ehrenamtlichen Mitstreiter am Samstag schon am Friedrichsplatz, als andere Menschen noch schlafen. Das Küchenteam des Roten Kreuzes, das den Eintopf kocht, macht den Anfang, um 5 Uhr! Gegen 8.30 Uhr mischen sich die Dampfschwaden aus der Feldküche mit dem Duft von frisch gebrühtem Kaffee am Kaffeestand von Gwendolyn Wentzlaff (Café Mohrenköpfle).
Bei der Blumentombola ist Ingrid Burkert die Nummer eins. Ihre vier Lose sind die Ersten, die von den Ex-Prinzen an diesem Morgen verkauft werden. „Ich komme jedes Jahr“, erzählt sie. Die Rosen schenke sie dann den Frauen der Grimminger-Spülküche. Andreas Kontny kauft gleich für 80 Euro Lose, packt ein dickes Bündel Rosen auf sein Fahrrad. „Das ist für drei Familien“, erklärt er. Familie Göhring aus Feudenheim hat 20 der kleinen Papierröllchen erstanden. „Es ist in jedem Fall für einen guten Zweck – und dann kann man ja immer noch schöne Sachen gewinnen“, erklärt sie.
Derweil löffelt das Ehepaar Kastel schon Erbsensuppe. „Das Frühstück fällt aus, dafür gehen wir jedes Jahr hierher“, sagen sie. Auch das Ehepaar Petra und Norbert Schörling isst früh Erbsensuppe, lobt „das wunderbare Ambiente hier“ und ergänzt: „Man hat auch noch mehr Platz, wenn man früh kommt.“ Tatsächlich muss Feuerio-Vizepräsident Stefan Hoock, der das Programm mit Stephan Christen modeiert, wenig später bitten: „Nicht über die Zäune in die Beete steigen!“, so eng wird es zur Mittagszeit.
Dabei wird das Fest da erst offiziell eröffnet. Oberbürgermeister Peter Kurz dankt dem Feuerio, dass er sich nach dem Jubiläum im Vorjahr entschlossen hat, die Benefizveranstaltung auch zum 51. Mal auszurichten. „Es ist eine ganz besondere Tradition, ein ganz besonderes Fest, ein Fest der Hilfe“, betont Kurz. „Dieses Fest dokumentiert in besonderer Weise, wie unsere Stadtgesellschaft zusammensteht“, so der OB.
Den „riesigen Einsatz des Feuerio“ würdigt ebenso Björn Jansen, Vorsitzender des „MM“-Hilfsvereins, des Trägers der Aktion „Wir wollen helfen“. „Sie ermöglichen uns, dass wir helfen können, und ohne jeden Verwaltungsaufwand gehen alle Einnahmen direkt an Bedürftige, die sonst durch das soziale Raster fallen würden“, erklärt er.
Dafür betätigen sich dann sogar Prominente als Marktschreier. „Dampfnudeln, Dampfnudeln“, ruft Stadtdekan Karl Jung am Stand der Bloomäuler. Der meldet schon früher als im Vorjahr „ausverkauft“. Um 14 Uhr sind die 300 Dampfnudeln von Grimminger und die 50 Stück, deren Teig Eugen Kettemann vor Ort geknetet und geformt hat, weg.
Ein anderes Bloomaul steht da gerade auf der Bühne: Joachim Schäfer tritt zum 45. Mal bei einem Blumepeterfest auf. Ob mit ihm, der wunderbar-schwungvollen Eröffnung mit der Bigband2 am Morgen oder dem Festzeltkommando – Feuerio-Kultusminister Michael Witt hat wieder ein sehr abwechslungsreiches, attraktives Programm mit Künstlern, die alle ohne Gage auftreten, zusammengestellt.
Als das Festzeltkommando gegen 17 Uhr loslegt, meldet der Losstand gerade „ausverkauft“ und beginnen die zehn Reservisten der Bundeswehr unter Leitung von Hauptmann d. R. Andre Denninger, die letzten 150 Liter Erbsensuppe auszugeben. Zwölf Kilo Lachs am Stand von Familie Kaiser sind da schon seit zwei Stunden verkauft, der Ochs am Spieß mit immerhin 520 Kilo Lebendgewicht reicht bis 16.30 Uhr, der Kuchen nur etwas länger.
Aber man merkt dem Publikum auch an, dass es gut gestärkt ist: Als sich drei der sechs Musiker vom Festzeltkommando in die Menge mischen, dauert es nicht lange, und schon formiert sich eine Polonaise, wird getanzt und geschunkelt. Wer darauf anstoßen will, kann das bald nicht mehr mit Schorle: Um 18.45 Uhr, noch während dem rockigen Finale mit Amokoma, ist auch das gespendete Mineralwasser weg, gibt es nur noch Sekt, Bier, Wein.
- Das Blumepeterfest erinnert an den „Blumepeter“, den Blumenverkäufer Peter Schäfer (1875-1940), körperlich wie geistig zurückgeblieben, aber schlagfertig. Daher wurde aus dem „Blumepeter“ eine Mannheimer Symbolfigur des Mutterwitzes.
- Der „MM“ stiftete 1966, als er 20 Jahre alt wurde, einen Brunnen und dazu eine Bronzeskulptur von Gerd Dehof – den Blumepeter, der heute auf den Kapuzinerplanken steht.
- Zur Einweihung gab es ein Fest, im Jahr darauf wieder – das „Blumepeterfest“. Die Idee hatte der Feuerio, der es seither stets ausrichtet. Weil der „Blumepeter“ zu seinen Lebzeiten ein sehr armer Tropf war, widmete man das Fest armen Menschen wie ihm, die den Erlös erhalten. pwr
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