Veranstaltung

Warum das Blumepeterfest am Mannheimer Wasserturm wieder ausfällt

Die Absage reiht sich ein in einige ausgefallene Großveranstaltungen in Mannheim: Auch in diesem Jahr gibt es am Wasserturm kein Blumepeterfest - zum vierten Mal in Folge. Die Zukunft der Benefizveranstaltung ist offen

Von 
Peter W. Ragge
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Die Blumentombola – sie war immer wichtiger Bestandteil des Blumepeterfests des Feuerio am Wasserturm zugunsten von „Wir wollen helfen“. © Markus Prosswitz

Mannheim. Lange Schlangen an der Blumentombola und der Erbsensuppe, danach noch ein Glas Wein bei guter Musik - viele Mannheimer hatten sich schon darauf eingestellt, das an diesem Samstag zu erleben und zugleich etwas Gutes zu tun. Aber es gibt kein Blumepeterfest 2023. Zum vierten Mal hintereinander muss die große Benefizveranstaltung, die der Feuerio seit 1967 bis zur Corona-Pandemie stets zugunsten der „MM“-Aktion „Wir wollen helfen“ ausgerichtet hat, ausfallen.

„Bevor wir etwas machen, was nichts bringt, lassen wir die Finger davon“, erklärt Bodo Tschierschke, der Präsident des Feuerio, mit großem Bedauern. Für den größten und ältesten Karnevalsverein der Stadt war es über 50 Jahre selbstverständlich, ab Sommer mit großem ehrenamtlichen Einsatz diese Veranstaltung vorzubereiten und dann an einem Samstag durchzuführen.

Mannheimer Blumepeterfest gibt es schon seit 1966

Begonnen hatte alles 1966, als der „MM“ 20 Jahre alt wurde. Damals stiftete er einen Brunnen und dazu eine Skulptur des längst als Mannheimer Original geltenden Blumepeter, dem armen und kranken Blumenverkäufer Peter Schäfer (1875-1940). Zur Einweihung des Denkmals gab es ein Fest, und seither immer wieder, stets auf die Beine gestellt vom Feuerio. Gewidmet wurde es Menschen wie Peter Schäfer - Armen auf der Schattenseite des Lebens. Zuletzt erwirtschaftete der Feuerio damit einen Erlös von meist über 30.000 Euro - eine wichtige Basis für die „MM“-Aktion „Wir wollen helfen“, die nun erneut fehlen wird.

Aber mit solch einem Erlös wäre eben nicht mehr zu rechnen, bedauert Tschierschke. Nach der Corona-Zwangspause begann der Verein zwar wieder mit den Vorbereitungen. Schnell stellte er aber fest, dass die Welt eine andere geworden war.

„Wir haben explosionsartig gestiegene Kosten, so dass ein zu erwartender Reinerlös sehr gering sein würde“, erklärt Tschierschke. Bands und Künstler würden zwar für den guten Zweck weiter ohne Gage spielen, „aber sie erwarten eine anständige Bühne und Tontechnik“. Dafür seien die Kosten „extrem gestiegen“. Hinzu kommen die Aufwendungen für Sicherheit, etwa Gitter und Poller gegen Terrorakte. „Inzwischen ist der Aufwand einfach ganz enorm“, so Tschierschke. Er erklärt das an einem Beispiel: „Wir müssen freitags schon aufbauen. Früher haben sich dann da nachts zwei Feuerio-Gardisten mit einer Kanne Kaffee postiert, heute braucht man professionelle Security, damit die Zelte nicht aufgeschlitzt werden, aber das kostet eben Geld.“

Spendenbereitschaft sinkt - doch die Kosten steigen

Während die Kosten steigen, sinke die Spendenbereitschaft. Lange basierte das Blumepeterfest darauf, dass alles gespendet wird - das Essen, alle Getränke, Tombolagewinne. Zwar gibt es weiter ein paar treue Spender, die bereit gewesen wären, wieder zu helfen. „Aber letztlich sind Handel und Gastronomie, gerade in der Innenstadt, stark am Limit und viele wollen nicht mehr angesprochen werden. Und Filialisten geben ohnehin nichts“, so Tschierschke. Einige inhabergeführte Geschäfte, die stets große Unterstützer waren, existierten einfach nicht mehr: „Der Schlachthof hat zu, es gibt kaum noch Metzger“, nennt der Präsident nur ein Beispiel von vielen.

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Gleichzeitig steige die Erwartungshaltung des Publikums: „Wenn man am Weinstand nicht gleichbleibend gute Qualität ausschenkt, sondern eben mal da ein paar gespendete Flaschen und dann wieder eine andere Sorte, gibt es gleich Beschwerden der Leute - auch wenn es ein Benefizfest ist“, sagt er. Hinzu kommen steigende Hygiene- und Umweltauflagen, von der Pflicht zur Allergenkennzeichnung an jedem gespendeten Kuchen bis zum Verbot von Einweggeschirr.

Ferner gibt es ein steuerliches Problem. Bisher wurden alle Erlöse aus Verkauf von Speisen und Getränken mit sieben Prozent Umsatzsteuer belastet, weil das Fest unter freiem Himmel als Außer-Haus-Geschäft eingestuft wurde. Da am Wasserturm aber Tische, Bänke und Abfallbehälter aufgestellt werden, stuft das Finanzamt das Blumepeterfest als „Verzehr an Ort und Stelle“ ein - das macht 19 Prozent Steuer.

Auch Mannheims Oberbürgermeister Specht kann Fest nicht retten

Zuletzt hatte sich noch der neue Oberbürgermeister Christian Specht eingeschaltet und versucht, das Benefizfest zu retten. Doch zumindest für dieses Jahr war das zu spät und die Absage reiht sich ein in viele weitere wegen der Kostenexplosion abgesagte Großveranstaltungen wie Sport und Spiel am Wasserturm, Schlossfest oder Arkadenfest.

„Aber wir geben nicht auf“, versichert Tschierschke. Nach der Fasnachtskampagne soll es einen neuen Anlauf geben, das Konzept vom Blumepeterfest vielleicht so zu ändern, dass es mit weniger Aufwand und damit weniger Kosten zu machen ist. Die „MM“-Aktion „Wir wollen helfen“ hofft nun, dass - wie in den Vorjahren - der ausbleibende Erlös durch umso großzügigere Geldspenden aufgefangen wird.

Redaktion Chefreporter

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