Mannheim. Es herrscht eine tolle Stimmung am Sonntag in der SAP-Arena: Die Adler Mannheim bitten die Kölner Haie im dritten Playoff-Viertelfinalspiel der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) zum Tanz - und 13 600 Zuschauer folgen der Einladung. Ausverkauftes Haus. Mannheim wird an diesem Abend wieder zur selbsternannten Eishockey-Stadt. Dabei sind auch mehrere hundert Fans der Haie, die ebenfalls ihr Übriges tun, damit der Abend zu einem Spektakel wird.
Vor dem ersten Bully ist die Tristess nach der 0:4-Auftaktniederlage in der Serie „Best of seven“ vom Dienstag wie weggeblasen. Der 2:1-Sieg in der Kölner Lanxess-Arena und damit der Serienausgleich vom Freitag war so etwas wie Balsam auf die Wunde der Fans. Fragt man sie vor der SAP-Arena, so wird deutlich: Sie glauben an ihre Adler, auch wenn die zweite Saisonhälfte mit „eher durchwachsen“ ganz gut beschrieben sein dürfte.
Jubel beim 2:2-Ausgleich
„Wir kommen ins Finale. Da bin ich ganz optimistisch“, sagt etwa Jürgen aus Altrip. Markus, mit dem er das Spiel schaut, ist seiner Meinung: „Wenn wir so spielen wie am Freitag, dann kommen wir definitv ins Finale.“ Während Jürgen mit einen 4:1-Sieg für diesen Sonntag rechnet, ist Markus etwas zurückahltender. Er wäre glücklich, wenn sich das Ergebnis vom Freitag wiederholt. Nun, beide sollten nicht recht behalten, denn die Haie holen sich in der zweiten Verlängerung im „sudden death“ auch das zweite Spiel in der SAP-Arena und gehen in der Serie mit 2:1 in Führung. Das freut jedenfalls Sven aus Ketsch, der auf einen Sieg der Haie in der Verlängerung setzt. Kein Wunder: Er hat auch ein Trikot der Kölner angezogen, denn er ist „schon immer Haie-Fan“. Sein Sohn Riccardo trägt derweil das Jersey mit dem Adler: „3:2 ohne Overtime“, sagt dieser überzeugt. Auch er liegt nach mehr als 80 Minuten Eishockey daneben.
Playoff-Zeit ist immer etwas Besonderes. Vor allem im Eishockey wird der Sport intensiver, die Zweikämpfe werden etwas härter geführt. Auch die Stimmung auf den Rängen ist einige Prozent euphorischer als sonst. Besonders ist auch der Modus: Während es in der normalen Saison bei einem Unentschieden nach regulärer Spielzeit eine fünfminütige Verlängerung gibt und, sollte kein Treffer in dieser Zeit fallen, dann ein Penalty-Schießen ansteht, so haben die Playoffs ihre eigenen Gesetze. Nun geht es bei einem Unentschieden nach den drei Dritteln über weitere 20 Minuten. Sollte dann kein Treffer fallen, der das Spiel sofort beendet, geht es in eine weitere Verlängerung mit 20 Minuten. Und das geht so lange, bis ein Team ein Tor erzielt und damit den Sieg einfährt.
Die Adler liegen am Sonntag lange 1:2 zurück. Erst Stürmer Matthias Plachta erlöst mit seinem Treffer zum 2:2 rund eine Minute vor dem Ende der regulären Spielzeit die Fans. Ihr Jubel dürfte noch weit über Neuostheim und Neuhersheim hinaus zu hören gewesen sein. Extase pur, die Fans liegen sich in den Armen, klatschen sich ab. Der Sieg ist wieder greifbar, zur Not auch in der Verlängerung.
Ärger über verpasste Torchance
Eine Verlängerung passt Jürgen und Markus indes nicht unbedingt: „Die letzte Fähre nach Altrip geht gegen 22.30 Uhr. Zur Not müssen wir dann halt außenrum fahren“, sagt Jürgen. Selbstverständlich bleibt der wahre Fan bis zur Schlusssirene. Nur wenige Sitzplätze bleiben nach dem Ende der reglären Spielzeit leer. Im Fanblock bleibt es weiterhin rappelvoll. Es ist kurz vor 22.30 Uhr, als David McIntyre das Spiel mit seinem Treffer in der zweiten Verlängerung abrupt beendet. Während die Haie-Fans lautstark feiern, machen sich die Meisten der Zuschauer direkt auf den Heimweg. „Hätte Nico Krämmer, als er alleine aufs Tore zugelaufen ist, nicht neben den Kasten geschossen, dann sähe alles anders aus“, ärgert sich Peter aus Mannheim über die vertane Großchance des Angreifers in der ersten Verlängerung und damit über den verpassten Sieg. Insgesamt sah er die Adler stärker als die Gäste. Doch: „Wenn Du nur in Überzahl Tore machst, dann wird es schwierig so ein Spiel zu gewinnen“, sagt er. Jetzt heiße es „Mund abputzen, weiter machen“.
„Als Fan ist das wie mit einer Hochzeit. Man geht durch gute und schlechte Zeiten“, sagt Natalie, die aus dem Hohenlohekreis nach Mannheim gekommen ist. Seit 17 Jahren ist sie Adler-Fan und „immer optimistisch“, was das Team angeht. Nach Niederlangen stehe man zu seinem Verein. Das bestätigt auch ihr Begleiter Manuel.
Noch ist nach der neuerlichen Niederlage für die Adler nichts verloren. Für den Einzug ins Halbfinale sind vier Siege notwendig. Überhaupt haben wohl nur die wenigsten Fans mit so etwas wie einem Durchmarsch gegen die Haie gerechnet. „Köln kann spielen. Das haben wir ja gesehen“, sagt Sandra aus Mannheim, die im Fanprojekt der Adler organisiert ist: „Ich denke, dass wir sechs oder sieben Spiele benötigen. Ich hoffe, dass die Adler weiterkommen. Dann kommt es auf den nächsten Gegner an. In den Playoffs ist alles möglich, dann sehen wir wie weit es geht.“
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