Mannheim. Kitas und Krippen suchen seit langem händeringend nach Fachpersonal. Vor diesem Hintergrund hatte Oberbürgermeister Christian Specht im Interview mit dem „Mannheimer Morgen“ Ende November 2023 angekündigt: „Es könnte sein, dass wir - ähnlich wie beim Notfahrplan im ÖPNV - einige Angebote einstellen müssen.“ Das werde „zuerst die Angebote treffen, zu denen die Stadt rechtlich nicht verpflichtet ist, insbesondere den Hort-Bereich“. Anders als bei Kita-Plätzen besteht nämlich für Schulkindbetreuungen (noch) kein Rechtsanspruch der Eltern.
Was vor acht Wochen wie ein vages Szenario wirkte, wird jetzt Realität: Zum 31. Januar beziehungsweise 9. Februar schließen die beiden Horte der Kinderhäuser Kleine Riedstraße (Neckarstadt-West) und Neckarau. Davon betroffen sind 34 beziehungsweise 16 Kinder.
Teilweise Ersatzlösungen bei Mannheimer Einrichtungen
„Wir wissen, dass solch eine drastische Maßnahme große Folgen für die Familien und Kinder hat und bedauern außerordentlich, dass wir keine andere Möglichkeit haben, als diesen Schritt zu gehen“, schrieb Andreas Müller wenige Tage vor Weihnachten in Briefen an die Eltern der beiden Einrichtungen. Gleichzeitig versprach der kommissarische Leiter des städtischen Fachbereichs Tageseinrichtungen für Kinder eine Prüfung „verschiedener Ansätze ergänzender beziehungsweise alternativer Betreuungsangebote“.
Zumindest im Fall des Neckarauer Horts gibt es laut Stadt inzwischen eine Lösung. „Die Kinder können ab 9. Februar durch die Caritas versorgt werden“, teilte eine Sprecherin des Bildungsdezernats dem „Mannheimer Morgen“ auf Anfrage mit. Damit werde „die Zeit überbrückt, bis die Schillerschule am 1. September 2024 als Ganztagsschule in Betrieb geht“. Zu diesem Zeitpunkt wäre der Hort nach der ursprünglichen Planung ohnehin geschlossen worden.
Schwieriger gestaltet sich die Lösungssuche offenbar für die 34 Kinder aus der Neckarstadt-West. Für sie hätten sich „bis jetzt noch keine anschließenden Betreuungsangebote ergeben“, so die Sprecherin. Man sei allerdings „weiter im Austausch mit einem potenziellen freien Träger“. Schon ein paar Tage zuvor hatte die Stadt sich „vorsichtig optimistisch“ geäußert, ein „neues Angebot durch einen freien Träger“ aufbauen zu können.
Was mögliche Fortschritte angeht, stehe man über die Einrichtungsleitungen „im direkten Austausch mit den betreffenden Eltern“. Damit und mit der Suche nach Alternativen kommt die Stadt dem nach, was der Stadtelternbeirat (STEB), die Vertretung der städtischen Tageseinrichtungen für Kinder, fordert. Er sieht die Verwaltung „in der Pflicht, die betroffenen Eltern bei der Suche nach Alternativen nach bester Möglichkeit zu unterstützen“, wie STEB-Sprecher Hildwin Wonner dem „MM“ auf Anfrage mitteilte.
Elternbeirat in Mannheim sehr besorgt
Der STEB weist darauf hin, dass die Eltern „seit vielen Monaten immer wieder mit zeitweisen Angebotseinschränkungen und Kürzungen der Betreuungszeiten konfrontiert“ seien. Vor diesem Hintergrund habe man „die Informationen zur sehr kurzfristigen Schließung der beiden Horte mit großer Besorgnis zur Kenntnis genommen“, so Wonner.
Für die Zukunft wünscht sich die Interessenvertretung eine „offene, frühzeitige und transparente Kommunikation zwischen der Stadt, den Eltern und den unterschiedlichen Trägern der Schulbetreuung“, um möglichst „unbürokratisch eine kurzfristige Lösung zu finden“.
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Die Stadt betreibt nach eigenen Angaben derzeit 15 städtische Kinderhäuser mit Hortangeboten, in denen insgesamt 34 Gruppen betreut werden. Hinzu kommen Horte an Halbtagsgrundschulen. Das seien inklusive der Außenstellen 26 Einrichtungen. Der STEB hofft, die beiden jetzt angekündigten Schließungen „bleiben Einzelereignisse“.
Im Moment sieht es so aus. Auf Nachfrage erklärte die Stadt dazu: „Zurzeit zeichnen sich keine weiteren Hortschließungen ab. Wie es auf Dauer aussieht, ist schwer zu sagen. Sollte sich die Personalsituation weiterhin verschlechtern, müssen wir das zu gegebenem Zeitpunkt entscheiden.“
Fachbereichsleiter Müller hatte die Bevorzugung von Kitas, die jetzt zu den beiden Hortschließungen geführt hat, in der letzten Jugendhilfeausschusssitzung des Jahres 2023 am 30. November ausführlich begründet - und zunächst die prekäre Situation in Kitas und Krippen beschrieben. Trotz vieler Anstrengungen wie der Ausbildungsquotensteigerung um 20 Prozent oder der vorrangigen Vergabe von Betreuungsplätzen an pädagogische Fachkräfte fehle Personal für 50 Vollzeitstellen.
Bei acht Einrichtungen in Mannheim: eingeschränkte Öffnungszeiten
Folge: „Mehr als die Hälfte allein der städtischen Einrichtungen müssen ihr Angebot immer wieder situativ einschränken, acht Einrichtungen sind derzeit längerfristig in ihren Öffnungszeiten eingeschränkt.“ Personalrochaden zwischen Kitas, um Notsituationen aufzufangen, seien „kein probates Mittel mehr“, wenn überall Not herrsche.
Stattdessen also die Schließung von Horten, um das frei werdende Personal in Kitas einsetzen zu können. Durch die Umbesetzung könne man das Angebot im Kindergarten Kleine Riedstraße „zumindest eingeschränkt“ sichern. In Neckarau würden „zwei Springkräfte“ frei, die „in anderen städtischen Kitas zur Aufrechterhaltung des Angebots benötigt“ würden.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Gegen Personalmangel in Mannheimer Kitas und Horten mehr Tempo nötig