Er trägt einen berühmten Namen, denn ein Rolf Braun hat auch lange die Mainzer Fernsehfasnacht moderiert. Doch der Neckarauer Rolf Braun ist ein bekanntes und beliebtes Mannheimer Fasnachts-Urgestein – urig-originell, gekonnt schlagfertig, stets engagiert, leidenschaftlich humorvoll und nie um einen flotten Spruch in bester Mannheimer Mundart verlegen. Seit 33 Jahren führt er jetzt die Neckarauer „Pilwe“ und ist damit der mit Abstand dienstälteste Präsident.
„Es macht immer noch viel Spaß“, so der 71-Jährige, dessen „Pilwe“ mit über 450 Mitgliedern zu den größten Vorortvereinen zählen. „Es hält auch jung, wenn man viel mit jungen Leuten zu tun hat“, so Braun. Schließlich gebe es bei den „Pilwe“ eine große Garde und immer wieder Nachwuchs. Auch der Elferrat erneuere sich ständig: „Wir haben gerade wieder fünf Schwarzkittel“, wie die Elferratsanwärter genannt werden, ehe sie den blauen „Pilwe“-Smoking tragen dürfen.
Ehemaliger Torwart
„Bis vor zwei Jahren habe ich sogar noch ein Rad geschlagen“, erzählt er von einem Auftritt beim Training der „Pilwe“-Garde, denen er vormachen wollte, dass auch ihr Präsident beweglich ist. „Als ehemaliger Torwart konnte ich das noch“, so Braun. Schließlich hat er, aufgewachsen in der Gartenstadt, beim VfB Gartenstadt, bei „Phönix“ und dann lange bei 03 Ladenburg – in der damaligen Amateurliga, heute 3. Liga – Fußball gespielt. Erst in den 1980er Jahren hängte er die Stollenschuhe an den Nagel, weil das närrische Engagement zunahm.
Braun hat, wie er schmunzelnd sagt, „in eine Neckarauer Familie eingeheiratet“ und arbeitete auch als Sparkassen-Filialleiter in dem Vorort. Wolfgang Riedel, damals Chef des Hallenbads Neckarau, kam mehrfach wöchentlich zu ihm, um Münzen einzuzahlen. Er war zugleich „Pilwe“-Finanzminister – und suchte einen Nachfolger. Da kam der Sparkassenmann gerade richtig.
Tradition bewahren
Fünf Jahre lang war Braun stellvertretender Finanzminister und Finanzminister, ehe er 1987 das Präsidentenamt übernahm. „Nach dem Neujahrsempfang haben mich ein paar Leute vom Verein und aus dem Ort beiseitegenommen und haben gesagt: Du machst das jetzt. Das wurde Ruckzuck so befohlen, dann habe ich es eben gemacht“, erinnert Braun sich lachend. „Aber wenn ich was mache, mache ich es richtig!“
Seither richtet sich sein Urlaub nach dem Verein – und nicht nur nach der Fasnacht, denn die „Pilwe“ spielen auch sonst im Leben des Vororts eine wichtige Rolle. In seiner Ära hat der Verein mehrere Feste in seiner „Pilwe-Scheuer“ fest etabliert, fünf Stadtprinzessinen gestellt (2021 folgt die nächste) und die Tradition des eigenen kleinen Fasnachtszuges in Neckarau am Fasnachtsdienstag bewahrt. „Man muss natürlich auch mal etwas Neues wagen, aber gute Traditionen auch bewahren“, war immer sein Motto. Daher denkt er derzeit auch nicht ans Aufhören, „aber im Rollator gehe ich nicht auf die Bühne!“, betont er zugleich.
Dabei bedauert er schon, dass der Stellenwert der Fasnacht nicht mehr so hoch ist wie früher. „Wenn wir am Fasnachtssamstag mit Narrenkappe durch die Planken laufen, gucken manche Jugendliche blöd – aber mitten im heißen Sommer gehen sie kostümiert ins Kino, weil da irgendein Weltraumfilm kommt“, wundert er sich manchmal.
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