Infrastruktur

Neues Polizei-Lagezentrum in Mannheim soll Sicherheit für Menschen erhöhen

50.000 Notrufe gehen beim Polizeipräsidium Mannheim pro Jahr ein. Mit dem neuen Führungs- und Lagezentrum soll die Arbeit der Polizei noch besser, die Sicherheit für die Bürgerinnen und -bürger noch größer werden

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Stefanie Ball
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Maik Domberg, Polizeiführer vom Dienst (vorne) und Torben Wille, Leiter des Führungs- und Lagezentrums, das Mitte November in Betrieb geht. © Stefanie Ball

Mannheim. 110 – wer diese Nummer wählt, landet ab Mitte November im neuen Führungs- und Lagezentrum des Polizeipräsidiums Mannheim, und zwar im Dachgeschoss des denkmalgeschützten Gebäudes des Polizeipräsidiums in L 6. Fast vier Jahre hat der Bau der 600 Quadratmeter großen Einsatzzentrale gedauert. Fast 15 Millionen Euro hat es laut Landesbetrieb Vermögen und Bau gekostet, das in den 1950er Jahren errichtete vierte Obergeschoss zurückzubauen und durch eine neue Dachkonstruktion zu ersetzen.

„Den behalte ich“ – Polizeipräsident Siegfried Kollmar (Zweiter von rechts) bei der offiziellen Schlüsselübergabe am Montag. © Stefanie Ball

„Das ist eine stattliche Summe, aber eine sinnvolle Investition in die Sicherheit des Landes“, sagte die Staatssekretärin im baden-württembergischen Finanzministerium, Gisela Splett, am Montagmittag bei der offiziellen Schlüsselübergabe an den Hausherrn, Polizeipräsident Siegfried Kollmar. Auch Mannheims Erster Bürgermeister Christian Specht, zuständig für Sicherheit und Ordnung, betonte, dass Investitionen in neue Technik, mit der das neue Führungs- und Lagezentrum nun ausgestattet sei, Investitionen in das Vertrauen der Bürger in den Staat und damit in die Demokratie seien. „Die Menschen, die den Notruf wählen, sind in einer Ausnahmesituation, es ist deswegen so wichtig, dass der Erstkontakt optimal bearbeitet wird“, so der SPD-Politiker.

740 Einsätze täglich

85 Polizeibeamtinnen und -beamte sind im Führungs- und Lagezentrum rund um die Uhr im Einsatz, um Notrufe entgegenzunehmen, und in wenigen Minuten, wenn nicht Sekunden über die Brenzligkeit der Lage zu entscheiden, ob die Kriminalpolizei eingeschaltet, die Spurensicherung losgeschickt, Fahndungsmaßnahmen eingeleitet und die Polizeiführung benachrichtigt werden muss. Pro Jahr gehen beim Mannheimer Polizeipräsidium 260 000 Meldungen ein, davon 50 000 Notrufe. Jeden Tag rücken die Beamten zu rund 740 Einsätzen aus. Das Polizeipräsidium Mannheim ist nach eigenen Angaben das größte in Baden-Württemberg und für eine Million Menschen in Mannheim, Heidelberg und dem Rhein-Neckar-Kreis zuständig.

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„Es geht nicht immer um schwere Straftaten, aber die Mitarbeitenden haben eine große Verantwortung, und es muss alles wie am Schnürchen funktionieren“, betonte Kollmar. Das sei im alten Lagezentrum schwierig gewesen, man habe viel improvisieren müssen. Vom Trabi zum Ferrari beschreibt Adrian Rehberger die Entwicklung vom alten zum neuen Einsatzzentrum. Rehberger ist Polizeiführer vom Dienst, er leitet und koordiniert die Einsätze. „Die alte Einsatzzentrale war laut und klein, das Lagezentrum für größere Einsätze außerdem anderthalb Stockwerke tiefer, was den Informationsfluss behindert hat“, so Rehberger, der sich wie sein Stellvertreter Maik Domberg auf die zehn Bildschirmarbeitsplätze, Großbildprojektoren und Besprechungsräume, das alles ausgeleuchtet mit viel Tageslicht, freut.

„Das bringt uns taktisch weiter, wir können nun analog Anweisungen geben, Informationen sofort anbringen und alltägliche Lagen mit Großlagen, wenn diese sich entwickeln, verknüpfen“, sagte Rehberger. Die Mitarbeiter säßen elf Stunden vor den Bildschirmen, manchmal liefen bis zu 60 Einsätze gleichzeitig, da seien Ambiente und Ausstattung entscheidend für die Qualität der Arbeit.

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Insgesamt gibt es in Baden-Württemberg 13 Führungs- und Lagezentrum. Mit der Polizeireform 2014 wurden Polizeipräsidien und -direktionen zusammengelegt, unter anderem Mannheim und Heidelberg; zugleich wurde damit die Errichtung neuer Führungs- und Lagezentren notwendig. Die meisten werden nach Aussage von Finanzstaatssekretärin Splett neu gebaut, wie beispielsweise die vor einer Woche eingeweihte Einsatzzentrale in Heilbronn.

Dass das Mannheimer Lagezentrum weiter in L 6 seinen Sitz hat, begrüßt Polizeipräsident Kollmar ausdrücklich. „Wir sind froh, dass wir hier geblieben sind.“ Ein Geduldsakt war es dennoch, und das ursprüngliche Datum der Fertigstellung, Frühjahr 2020, konnte auch nicht gehalten werden. Das Jugendstilgebäude ist 120 Jahre alt und steht unter Denkmalschutz. „Da erlebt man viele unvorhergesehene Überraschungen“, weiß Bernd Müller, bis März 2022 Leiter des Amts Mannheim und Heidelberg bei Vermögen und Bau Baden-Württemberg.

Zutritt nur über Schleusen

Dass Besucherinnen und Besucher das Führungs- und Lagezentrum wie am Montag zu seiner Einweihung besichtigen können, ist im Übrigen die absolute Ausnahme. FLZ, wie sie abgekürzt heißen, gelten als Sicherheitsbereiche, das heißt, der Geheimschutz muss gewährleistet sein, und nur Zugangsberechtigten ist der Eintritt über die extra eingerichteten Schleusen erlaubt. Der offizielle Betrieb geht deshalb auch erst Mitte November los.

Freie Autorin

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