Kriminalität

Wie es ist, in den Mannheimer Quadraten Opfer eines Autoknackers zu werden

Von 
Lisa Uhlmann
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Dreieckscheibe einschlagen und Tür öffnen: Mit dieser Masche hat der Täter das Auto von Sara Jonas geknackt. © Sara Jonas

Mannheim

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Ob er auch meine teuren Kopfhörer mitgenommen hat – und ich meine Sachen jemals wieder sehe? Diese Frage schießt Sara Jonas (Name geändert) durch den Kopf, als sie ungläubig Mitte April vor ihrem aufgebrochenen Auto steht. Allerdings ahnt sie da noch nicht, dass diese Geschichte knapp einen Monat später zumindest für sie selbst ein gutes Ende haben wird. Denn damals hatte die 31-Jährige, wie immer, ihren Firmenwagen direkt vor der Haustür im Quadrat B5 geparkt.

Am Morgen ist deshalb der Schock groß, als sie feststellt: Irgendjemand hat sich an dem Wagen zu schaffen gemacht, über Nacht die Seitenscheibe eingeschlagen, die Tür geöffnet und den Innenraum auf den Kopf gestellt. „Der Einbrecher hat alles durchgewühlt und am Ende meine Sporttasche inklusive verschwitzten Inhalt mitgenommen“, berichtet Jonas. Tatsächlich ist die Mannheimerin nur eine von 32 Autobesitzerinnen und Besitzern, die wohl Opfer eines Autoknackers geworden sind. Mitte April hatte der sein Unwesen in den Quadraten B, C, D und E getrieben – und unbehelligt immer nach dem gleichen Muster geparkte Autos aufgebrochen und durchsucht.

Sein Diebesgut: laut Polizei hochwertige Sonnenbrillen, Kleidung, Elektrogeräte und Rucksäcke. Das Seltsame dabei: Offenbar hatte keiner der Anwohnenden etwas bemerkt. Auch nicht bei einer ersten Einbruchsserie in den Quadraten A bis F Anfang April. Hier dokumentieren die Beamten 29 Fälle, in denen geparkte Autos aufgebrochen wurden. Beim Großteil aber ist es laut Polizei dem Kriminellen nicht gelungen, Beute zu machen. Ob es sich dabei um den gleichen Täter handelt, ist noch Gegenstand der Ermittlungen.

Leichte Beute in der Innenstadt?

Wie kann es sein, dass jemand mitten in der Innenstadt nachts unbemerkt Autoscheiben zerbrechen kann? Und was tun die Ordnungshüter, um weitere Einbrüche zu verhindern? Nachgefragt beim Polizeipräsidium Mannheim verweist ein Sprecher auf die sofort aufgenommenen Ermittlungen. Und erklärt, dass die Beamten nicht immer und überall präsent sein könnten. Sind solche Autoeinbrüche also nur ein Problem, das wieder verschwindet, sobald der Täter gefasst wird? Oder häufen sich solche Fälle mittlerweile, sind geparkte Autos und darin verstaute Wertsachen eine leichte Beute in der Quadratestadt? Ein Blick in die aktuelle Kriminalstatistik des Polizeipräsidiums bestätigt das nicht. Vielmehr zeichnen die Zahlen aus 2021 einen Rückgang solcher Aufbrüche. Außerdem ist Sicherheit im öffentlichen Raum weiterhin ein Handlungsschwerpunkt des Präsidiums. In Mannheim ist die Straßenkriminalität, zu der auch Autoeinbrüche zählen, auf ein 15-Jahrestief gesunken. Die Zahl der Diebstähle aus Kraftfahrzeugen ist in der Region um rund 20 Prozent gefallen.

Dass die Autoaufbrüche in den Quadraten kaum jemand bemerkt hat, führt der Polizeisprecher auch auf die Masche des Täters zurück. „Es waren größtenteils kleine Dreiecksscheiben, die eingeschlagen wurden. Das verursacht nur ein kurzes lautes Klirren. Solche Fenster lassen sich recht leicht einschlagen“, erklärt der Sprecher. Selbst wenn zusätzlich die Alarmanlage anspringe, würde die sich nach einer Weile abschalten. Auch die betroffene Mannheimerin hat nichts von dem Aufbruch direkt vor ihrer Haustür mitbekommen – in ihrem Quadrat, sagt sie, seien die meisten Schlafzimmer nicht zur Straße, sondern zum Innenhof ausgerichtet.

Festnahme dank Zeugin

Zwar nimmt die Polizei nach diesen Einbrüchen direkt die Ermittlungen auf, sichert Spuren, sucht nach Zeugen. Ins Netz geht der 19-Jährige aber erst, als sich eine Zeugin meldet. Sie hat den Mann nicht nur dabei beobachtet, wie er früh morgens ein Auto durchwühlt und sich mit seiner Beute davon macht. Sondern sich auch das Aussehen des 19-Jährigen gemerkt. Anhand ihrer Personenbeschreibung gelingt es noch am selben Tag, den Mann in Tatortnähe festzunehmen – samt frisch erbeutetem Diebesgut im Gepäck – darunter auch die Sporttasche der 31-jährigen Jonas.

Bei der Polizei ist der Autoknacker kein Unbekannter, bereits aufgefallen wegen kleiner Diebstähle, aber nie durch Einbrüche, so ein Sprecher. Ob und welche weiteren Straftaten noch auf das Konto des 19-Jährigen laufen, soll nun ermittelt werden. Zwei Wochen nach dem Vorfall haben sich dann die Ermittler auch bei Jonas gemeldet – mit guten Nachrichten.

Ihre Sporttasche wurde sichergestellt. Aber erst vor wenigen Tagen kann die 31-Jährige dann tatsächlich ihre gestohlenen Wertsachen auf dem Polizeirevier in H4 abholen. Und die Kopfhörer? „Die hat der Täter einfach links liegenlassen, ich habe sie beim Aufräumen wiederentdeckt“, freut sich die Mannheimerin nun doppelt.

Wie man Navi, Handy und andere Wertsachen schützt

  • Folgende Tipps der Polizei sollen helfen, Navis, Autoradios vor Diebstahl zu schützen:
  • Lassen Sie Ihr mobiles Navigationsgerät und Ihr Mobiltelefon nicht im Fahrzeug. Erfahrene Diebe kennen jedes Versteck. Nehmen Sie alle abnehmbaren Bedienteile und die Daten-CD des Navis mit. Entfernen Sie auch die Halterung des Navis an der Innenscheibe bzw. den Armaturen. Denn Diebe öffnen Autos auch, wenn sie lediglich die Halterung eines Navis von außen sehen. Fotografieren Sie das Navigationsgerät.
  • Wählen Sie ein Autoradio oder Multimediasystem, das technisch in ausreichendem Maße gegen Diebstahl geschützt ist. Von Vorteil ist es, wenn die einzelnen Komponenten des Systems an verschiedenen Plätzen im Fahrzeug verbaut sind. Notieren Sie sich in jedem Fall die individuelle Gerätenummer des Autoradios, des Auto- oder Mobiltelefons und des Navigationsgerätes. Wenn das Navi keine individuelle Nummer hat, kennzeichnen Sie das Gerät selbst mit einem individuellen Zeichen.
  • Stellen Sie Ihr Fahrzeug möglichst auf bewachten Parkplätzen, in einer Garage oder wenigstens an einer beleuchteten Stelle ab.
  • Informieren Sie die Polizei, wenn Personen zu ungewöhnlichen Tageszeiten Fahrzeuge ableuchten. pol/lia

Redaktion Seit 2018 als Polizeireporterin für Mannheim in der Lokalredaktion.

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