Mannheim

Suche nach neuem Kämmerer

Mit der Wahl von Christian Specht zum OB muss das Finanzdezernat neu besetzt werden. Das politisch linke Lager fordert eine konstruktive Zusammenarbeit

Von 
Daniel Kraft , Sebastian Koch und Timo Schmidhuber
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Mannheim. Nach der Wahl von CDU-Politiker Christian Specht zum neuen Mannheimer Oberbürgermeister stellt sich die Frage, wer dem 56-Jährigen auf der Position des Finanzdezernenten folgt. Die Zeit drängt, denn die Bewerbungsfrist für die Stelle endet an diesem Freitag. Am 25. Juli soll der Gemeinderat dann den neuen Dezernenten oder die neue Dezernentin wählen.

Auch ohne die Wahl zum Oberbürgermeister wäre Spechts Amtszeit als Bürgermeister für Finanzen, Sicherheit und öffentlichen Nahverkehr turnusgemäß am 31. August nach acht Jahren zu Ende gegangen. Die CDU hat das Vorschlagsrecht für den Posten. So war es nach der Kommunalwahl 2019 von den Fraktionen von Grünen, SPD und CDU gemeinsam vereinbart worden. Wäre Specht nicht Oberbürgermeister geworden, dann hätte er mit ziemlicher Sicherheit wieder für das Dezernentenamt kandidiert. Nun muss die CDU allerdings eine andere Lösung finden.

Hat Michael Grötsch Interesse?

Zuletzt war in Politik-Kreisen immer wieder zu hören, dass der ebenfalls der CDU angehörende Wirtschafts- und Kulturdezernent Michael Grötsch Interesse an der Specht-Nachfolge habe. Die Amtszeit des 65-Jährigen endet im Februar kommenden Jahres. Sein Dezernat soll dann der Verabredung zufolge an die SPD gehen. Grötsch selbst wollte sich am Montag auf Anfrage nicht äußern. CDU-Fraktionschef Claudius Kranz sagte, man werde das Thema in den Gremien von Partei und Fraktion besprechen und dann einen Personalvorschlag machen. Die Stelle des Finanzdezernenten ist bereits seit Mitte Mai offiziell auf der Homepage der Stadt Mannheim ausgeschrieben.

Unterdessen zeigte sich der designierte neue Oberbürgermeister Specht am Tag nach der Wahl zuversichtlich, mit dem grün-rot-rot dominierten Gemeinderat zu guten Lösungen zu kommen. „Ich gehe davon aus, dass alle interessiert sind, die beste Lösung für die Stadt zu suchen und eine große Bereitschaft da ist, bei den großen Fragen aufeinander zuzugehen“, sagte er im Gespräch mit dieser Redaktion. Im kommenden Jahr wird dann der Gemeinderat bei der Kommunalwahl neu zusammengesetzt.

Der Mannheimer Politikwissenschaftler Marc Debus sieht im Ausgang der OB-Wahl eine klare Stärkung des bürgerlichen Lagers in der Stadt, das deswegen mit Rückenwind in den Kommunalwahlkampf 2024 gehe. Anders beurteilt er die Situation der SPD: Ein „herber Rückschlag“ sei das Wahlergebnis für die Sozialdemokraten, so Debus im Gespräch mit dieser Redaktion.

Indes haben Kontrahenten Specht gratuliert – und Erwartungen an die Zusammenarbeit geäußert. Der Kreisvorsitzende der Grünen, Nils Born, erklärte, der Wahlkampf habe gezeigt, dass sozialer Klimaschutz, die Mobilitätswende sowie Bildungsgerechtigkeit die wichtigsten Themen der kommenden Jahre seien. „Auch ein OB Specht wird hier zügig Lösungen finden müssen.“ Die Grünen stellen die größte Fraktion im Gemeinderat. „Die Gespräche mit Christian Specht vor und nach dem ersten Wahlgang haben gezeigt, dass die Gräben zwischen unseren Positionen nicht unüberwindbar sind.“

Auch die LI.PAR.Tie-Fraktion rief Specht dazu auf, „konstruktiv“ und „respektvoll“ mit der „Mitte-Links-Mehrheit“ zusammenzuarbeiten. „Wir sind offen für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem neuen OB Christian Specht, werden aber im Zweifelsfalle verstärkt auf die Mehrheitsverhältnisse im Gemeinderat für gemeinsame Ziele der progressiven Mehrheit bauen.“

Redaktion stellvertretende Nachrichtenleitung digital

Redaktion Reporter in der Lokalredaktion Mannheim & Moderator des Stotterer-Ppppodcasts

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