Bildung

Neue Gemeinschaftsschule in Mannheim in Sicht

Neubau einer weiterführenden Schule - das gab es seit Jahrzehnten nicht mehr. Die Stadt Mannheim möchte eine Gemeinschaftsschule mit Oberstufe auf Spinelli. Aber es sind noch viele Details zu klären

Von 
Bertram Bähr
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Die neue Gemeinschaftsschule soll in der nordwestlichen Ecke des Spinelli-Geländes an Rüdesheimer und Wachenheimer Straße (linke Bildmitte) entstehen. © Bertram Bähr

Mannheim. Das Ziel steht fest: Um den steigenden Schülerzahlen Rechnung zu tragen, möchte die Stadt – unter anderem – eine neue Gemeinschaftsschule (GMS) mit gymnasialer Oberstufe bauen. Unklar ist: Bis wann wird das Gebäude stehen und bezugsbereit sein? Wunschvorstellung der Verwaltung: September 2026. Unklar ist außerdem: Was wird das Projekt kosten. Erste grobe Schätzungen gehen von mindestens 60 Millionen Euro aus. Klar ist aber jetzt, wo die GMS gebaut werden soll: im Neubaugebiet Spinelli an der Rüdesheimer Straße.

Darin jedenfalls ist sich der Bildungsausschuss des Gemeinderats weitgehend einig. In seiner Sitzung am Dienstag sprach sich das Gremium bei Gegenstimmen von FDP/MfM und AfD für das Terrain ganz in der Nähe zur Bundesgartenschau aus. Sein Votum abgeben muss jetzt noch am Donnerstag der Hauptausschuss, bevor der Gemeinderat am 11. Oktober endgültig entscheidet.

Neue Gemeinschaftsschule mit gymnasialer Oberstufe

  • Um dem steigenden Bedarf an weiterführenden Schul-Angeboten Rechnung zu tragen, plant die Stadt unter anderem den Bau einer neuen Gemeinschaftsschule (GMS).
  • Anders als die beiden bestehenden GMS Kerschensteiner (Schönau) und Kepler (Innenstadt) soll sie eine gymnasiale Oberstufe erhalten. Die Oberstufe soll auch von den beiden bestehenden GMS genutzt werden.
  • Kepler und Kerschensteiner sind dreizügig, haben also drei Klassen pro Jahrgang. Die neue GMS soll vierzügig werden, so dass es dann in Mannheim zehn GMS-Züge geben wird.
  • In der Vorlage für die parlamentarischen Gremien verzichtet die Stadt darauf, ein zeitliches Ziel für die Umsetzung des Projekts zu nennen. Die Wunschvorstellung der Verwaltung: Start im Jahr 2026.
  • Für den favorisierten Standort Spinelli spricht, dass das Gelände verfügbar ist. Das spart Zeit. Vom Abschluss aller baulichen Vorgaben bis zur Fertigstellung kalkuliert die Stadt 50 Monate ein.
  • Zunächst muss das Land der grundsätzlichen Notwendigkeit der Schule zustimmen, außerdem geht es in den Gesprächen mit der Stadt um den genauen Raumbedarf.
  • Die benötigte Fläche gibt die Verwaltung mit 12 500 Quadratmeter an. Zusätzlich zum Schulgebäude soll eine Dreifeld-Sporthalle entstehen.
  • Voraussichtliche Gesamtkosten könne man erst nach einer konkreten Planung nennen. Eine erste Hochrechnung, die sich an den aktuellen Baupreisen orientiert, geht von „mindestens“ 60 Millionen Euro aus.

Vor zehn Jahren eingeführt

In den in Mannheim ausgesprochen beliebten Gemeinschaftsschulen – längst nicht alle Interessierten erhalten einen Platz – lernen Schülerinnen und Schüler in jedem Fach auf ihrem speziellen Leistungsniveau. Das Land Baden-Württemberg hat das Modell vor zehn Jahren eingeführt, in Mannheim sind die Kerschensteinerschule auf der Schönau und die Johannes-Kepler-Schule in K 5 dabei – allerdings ohne Oberstufe. Die auf Spinelli geplante gymnasiale Erweiterung soll auch von den beiden bestehenden GMS genutzt werden können.

Nicht zuletzt deshalb hatte die Verwaltung von Anfang an das Stadtgebiet nördlich des Neckars ins Auge gefasst und drei potenzielle Standorte näher untersucht – das Terrain am Victor-Lenel-Heim in der Gartenstadt, das Gebiet der ehemaligen Spiegelfabrik zwischen Waldhof und Luzenberg und eben Spinelli.

Für letztere Option spricht vor allem die zeitnahe Verfügbarkeit des Geländes. Deshalb favorisiert die Verwaltung eindeutig diesen Standort. Dem schließt die Politik sich an, auch wenn spätere Erweiterungsmöglichkeiten auf dem Waldhof eher möglich gewesen wären und dieses Terrain – zumindest im Moment – besser an den öffentlichen Nahverkehr angebunden ist.

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Gespräche mit dem Land

Bei einer Entscheidung für die Spiegelfabrik hätte sich der mögliche Bau einer GMS möglicherweise erheblich verzögert. Denn das gesamte Areal muss zunächst städtebaulich völlig neu geordnet werden. Außerdem stellt sich auf dem bisherigen Werksstandort die Frage, ob der Boden mit Schadstoffen belastet ist. „Eine verlässliche Zeitplanung ist auf dieser Basis nicht möglich“, heißt es in der Vorlage der Stadt. Die Fläche am Victor-Lenel-Heim war bereits zuvor verworfen worden. Denn dort stehen nur rund 10 000 Quadratmeter zur Verfügung. Das entspricht lediglich vier Fünfteln des für den Schulbau und der dazugehörigen Dreifeld-Sporthalle erforderlichen Flächenbedarfs von 12 500 Quadratmetern.

Deshalb also Spinelli: Der Bildungsausschuss spricht sich für einen Auftrag an die Verwaltung aus, die Planung einer vierzügigen Gemeinschaftsschule – also vier Klassen pro Jahrgang – an der Rüdesheimer Straße in Angriff zu nehmen und für die Haushaltsberatungen entsprechende Finanzmittel zu beantragen. Außerdem soll das Rathaus einen Vorschlag erarbeiten, wo die durch die Schule wegfallenden, ursprünglich geplanten Wohneinheiten anderswo realisiert werden können, etwa im Bereich der Wachenheimer Straße.

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Kathrin Kölbl (FDP/MfM) lehnte die Beschlussvorlage der Verwaltung ab. Ihre Fraktion sei der Ansicht, dass eine Gemeinschaftsschule die Schülerinnen und Schüler nicht optimal vorbereite. Ulrich Lehnert (AfD) votierte dagegen, weil er mit dem Standort unzufrieden ist. Das Spiegelfabrik-Gelände wäre nach seiner Ansicht geeigneter gewesen, denn eine Gemeinschaftsschule sei angesichts der Sozialstruktur für den Bereich Waldhof/Luzenberg notwendiger als für Spinelli.

Die große Mehrheit des Gemeinderats wird wohl dennoch zustimmen. Danach wird die Stadt sich mit dem Land Baden-Württemberg ins Benehmen setzen. Es muss zunächst ein „öffentliches Bedürfnis“ für den Schulneubau feststellen. Danach steht die Prüfung an, ob es potenziell genügend Schülerinnen und Schüler für eine gymnasiale Oberstufe gibt. Entsprechend fiele dann das Raumprogramm aus.

„Sehr ambitionierter Zeitplan“

An der Zustimmung des Landes hängt nicht zuletzt die Mitfinanzierung durch Fördermittel – ohne die die Stadt das Projekt nicht stemmen könnte. Bis wann es umgesetzt wird, lässt die Verwaltungsvorlage offen. Bei einer Pressekonferenz im April hatte Bildungsbürgermeister Dirk Grunert das Schuljahr 2026/27 ins Auge gefasst – „idealerweise“. Also wenn alles so klappt wie gewünscht. An dieser zeitlichen Perspektive halte man zwar fest, so Grunert am Dienstag. Aber das sei „sehr, sehr ambitioniert“, relativierte er.

Redaktion Reporter in der Lokalredaktion Mannheim. Schwerpunkte: Schulen und Kitas

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