Mannheim. Peter Guerrein ist der wichtigste Mann. Der Polier macht die entscheidenden Handgriffe, trägt das Kupferrohr, schiebt es in ein weiteres Kunststoffrohr, versenkt es und schaufelt Sand darüber. Damit ist der Grundstein für die „Neue Parkmitte“ im Luisenpark gelegt. In 15 Monaten, pünktlich zur Bundesgartenschau 2023, soll sie fertig sein, verspricht Architekt Martin Bez.
Früher konnte hier, wo man jetzt die teils schon fertig betonierte Bodenplatte und das große Geflecht von Moniereisen sieht, überwiegend kein Publikum hin. 8000 Quadratmeter der Fläche, auf der die Neubauten entstehen, waren nur Betriebshof und sind damit nun neu für Parkbesucher erschlossene Fläche. Rechnet man ehemalige Volieren und das frühere Pinguingehege ein, wird insgesamt ein Areal von 1,89 Hektar komplett umgestaltet.
„Etwas ganz Neues“ entstehe hier, so Bürgermeisterin Diana Pretzell, die Aufsichtsratsvorsitzende der Stadtparks. Sie äußerte sich überzeugt, dass dies Besucher „weit über Mannheim hinaus“ anziehe, der Luisenpark damit „strahlen“ werde und der Park so zukunftssicher gestaltet werde.
Für Details gab sie dem, wie sie sagte, „stellvertretenden Parkleiter“ Michael Schnellbach das Wort. Der ist nicht nur Geschäftsführer der Bundesgartenschau, sondern neben Joachim Költzsch auch Geschäftsführer der Stadtpark-Gesellschaft. Költzsch, der die „Neue Parkmitte“ lange mit großem Einsatz vorantrieb, hatte sich kurzfristig krank melden müssen. „Ich glaube, das tut ihm richtig weh“, bedauerte Schnellbach zusammen mit allen anderen Gästen, dass Költzsch nun ausgerechnet bei dem Moment der Grundsteinlegung fehlte.
Begehbare Voliere und 21 Becken
Schließlich habe Költzsch sich schon für das Projekt eingesetzt, als noch nicht klar war, dass der Luisenpark neben dem Spinelli-Gelände zweite, gleichberechtigte Fläche der Bundesgartenschau wird. Doch er sei „froh über diese Entscheidung“ des Gemeinderats von 2017, so Schnellbach, denn das habe der Luisenpark-Umgestaltung „neue Dynamik“ beschert.
Herzstück der „Neuen Parkmitte“ zwischen Pflanzenschauhaus und Kutzerweiher ist die neue, 1800 Quadratmeter umfassende Unterwasserwelt. In dem Großaquarium wird es 21 Becken geben, davon acht Meerwasser-, ein Brackwasser- und zwölf Süßwasserbecken mit zusammen 130 Kubikmetern Wasser. Kraken, lebende Fossilien wie Knochenhechte und Pfeilschwanzkrebse, Piranhas, Röhrenaal, Seepferdchen und Anemonenfisch sowie ein tropisches Korallenriff sind vorgesehen.
Ebenso groß wird auf dem Dach die begehbare, von einem an bis zu 13 Meter hohen Pylonen aufgespannte Freiflugvoliere, die durch ihren laut Schnellbach „leicht schwebenden Eindruck“ das Zeug dazu habe, zum neuen Wahrzeichen des Luisenparks zu werden. Die Pinguine werden eine 550 Quadratmeter große, naturnahe Anlage mit unterschiedlichen Tiefenniveaus, Strömungspumpen, Felslandschaft und Panoramascheibe für die Besucher bekommen. Ein Restaurant mit Blick zum Kutzerweiher komplettiert den Neubau. Zudem wird das gesamte, teilweise von 1957 stammende Pflanzenschauhaus energetisch saniert und das bisherige Schmetterlingshaus zum Südamerikahaus aufgewertet werden – mit Platz für Liszt-äffchen, Leguane und Brillenkaiman. Dieses Projekt wird vom Förderkreis „Freunde des Luisenparks“ mit 400 000 Euro mitfinanziert.
Als Gesamtkosten nannte Diana Pretzell 35 Millionen Euro. Einschließlich anderer Maßnahmen im Park und des für nach der Bundesgartenschau dann bis 2025 geplanten zweiten Bauabschnitts mit neuem Freizeithaus und „Grüner Schule“ sind bisher 60 Millionen Euro vorgesehen.
Wie zuvor Pretzell bekräftigte Schnellbach, dass zur Bundesgartenschau 2023 alles fertig wird. „Wir sind sehr, sehr optimistisch“, sagte er. „Wir wissen, es ist bis dahin noch ein gutes Stück Arbeit“, ergänzte Architekt Martin Bez vom Stuttgarter Architekturbüro Bez & Kock, „aber alle verbindet das gemeinsame Ziel“. Bis Mitte 2022 dauerten jetzt die Rohbauarbeiten, dann sind die Dachkonstruktion sowie die Fassade aus gebogenen Glasscheiben und grün glasierter Keramik dran, ab Herbst dann der Innenausbau sowie die die Neugestaltung der Landschaft. Denn natürlich, so räumte der Architekt mit Blick auf die aufgewühlten Grünflächen ein, „geht Bauen nicht ohne Verletzungen“.
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