Mannheim. Der Umbau der Seitenstraßen der Planken verschiebt sich erneut. Deshalb hat die Stadt in Abstimmung mit dem Einzelhandel den Ablaufplan für die einzelnen Bauabschnitte ein weiteres Mal geändert. Laut einer Mitteilung der Verwaltung betrifft die Umplanung sechs von elf Bauabschnitten. Bei ihnen verlängert sich entweder die Bauzeit bis zur Fertigstellung oder sie werden gleich komplett auf 2024 verschoben, weil während der Bundesgartenschau im nächsten Jahr in den Straßen der City nicht gearbeitet werden soll.
Drei Seitenstraßen sollen noch in diesem Jahr fertig werden, allerdings viel später als geplant. Die Münzgasse zwischen P 6 und P 7 soll nach jetziger Planung bis Mitte November fertig sein. Nach früheren Plänen hätten die Arbeiten schon im September beendet sein sollen. Ähnlich ist die Situation zwischen P 4 und P 5: Als Anfang 2021 mit dem gesamten Projekt Seitenstraßen begonnen worden war, ging man für diesen Abschnitt noch von einer Fertigstellung im April dieses Jahres aus. Dieser Termin wurde zunächst auf Juni korrigiert, jetzt rechnet die Stadt mit einem Bau-Ende in diesem Monat.
Schuhhändler verärgert
Anfang dieses Jahres hatten die gemeinsamen Arbeiten der MVV Netzgesellschaft und der Stadt laut Verwaltung planmäßig begonnen. Grund für die dann auftretenden Verzögerungen sind nach Angaben der Stadt „immer noch corona-bedingte sowie durch die Ukraine-Krise ausgelöste Lieferschwierigkeiten von Baumaterial“. Hinzugekommen sind weitere Schwierigkeiten, die erst im Verlauf des Umbaus sichtbar geworden sind und den Bauablauf verzögert haben. In der Mitteilung zählt die Stadt defekte Hausanschlüsse, ausgeprägte Wurzelbestände von Bäumen, unbekannte Einbauten im Untergrund und die „durchgehende Aufrechterhaltung von Außenbestuhlungen im Baufeld“ als Beispiele auf.
Auch zwischen P 3 und P 4 sollten die Arbeiter mit ihren Baumaschinen eigentlich längst abgezogen sein. Nach den Vorarbeiten Anfang 2021 wurden die Arbeiten dort – wie geplant – erst nach fast einem Jahr fortgesetzt. Dann geriet der Fortschritt ins Stocken: Aus April 2022 wurde zunächst Juni, jetzt ist der Abschluss im Oktober geplant. „Das ist katastrophal“, sagt Alexander Seppel, der von der Situation vor seinem Laden richtig genervt ist. Sein Schuhgeschäft Gero befindet sich im Eckhaus von P 3 an der betroffenen Straße. Zwar liegt der Eingang zum Geschäft auf den Planken, die Zufahrt für die Anlieferung und ein langes Schaufenster sind aber in der Seitenstraße. „Seit Monaten tragen wir die Schuhe von den Planken zu unserem Wareneingang im Hof“, kritisiert er, weil die direkte Anlieferung nicht möglich sei. Für diesen Aufwand benötige er mehr Personal, Seppel spricht von 1,5 Stellen. Einen Teil der Warenbestellung habe er schon auf einen späteren Zeitpunkt verschoben, in der Hoffnung, dass die Baustelle dann abgebaut ist. Vergebens. Er schleppt weiterhin Schuhkartons über die Straße.
Poller werden eingebaut
Noch mehr ärgert Seppel, dass die Baustelle und Absperrungen vor seinem Geschäft sein Schaufenster blockieren. „Ich habe rund 20 Meter Schaufenster, für das ich eine entsprechend hohe Ladenmiete zahle. Seit einem dreiviertel Jahr kann ich das nicht nutzen.“ Er stelle zwar trotzdem Schuhe aus, die Kunden könnten die Ware aber nur aus größerer Entfernung sehen.
Den Bauarbeitern macht Seppel keinen Vorwurf: „Das sind alles fleißige Leute.“ Doch nach zweieinhalb Jahren Planken-Umbau, gefolgt von zwei Jahren Corona, ist die Geduld aufgebraucht. „Das Herbstgeschäft kann ich mir abschminken.“ Immerhin habe eine seiner Mitarbeiterinnen durch „vielfaches Nachhaken“ im Rathaus erreicht, dass der Lieferwagen jetzt länger zum Be- und Entladen vor dem Geschäft stehen darf.
Der Vorsitzende der Werbegemeinschaft City, Lutz Pauels, ist mit der Verzögerung in den Seitenstraßen ebenfalls unzufrieden: „Das ist für alle Beteiligten eine sehr unglückliche und unangenehme Situation. Immerhin konnte eine großzügige Regelung für die Außengastronomie getroffen werden.“ Nach Angaben der Stadt hat das Baustellenmanagement die betroffenen Anwohner und Gewerbetreibenden über den veränderten Ablauf informiert.
Durch die Verzögerung wird der ursprünglich für dieses Jahr geplante Umbau zwischen O 6/O 7 auf Januar bis März 2023 verschoben. Bis dahin sollten auch die Straßen zwischen O 2/O 3 und O 3/O 4 fertig sein. Weil die Zeit bis zur Bundesgartenschau dafür nicht reicht, geht es dort erst im Juli 2024 weiter. Ein weiterer Grund ist laut Stadt der Umbau des Postgebäudes zu einem Hotel in O 2, da die Baustelle über die Seitenstraße angefahren wird.
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Drei Straßenzüge sind indes schon abgeschlossen: P 1/P 2, P 2/P 3 und O 5/O 6. Doch auch dort lief der Umbau nicht ohne Verzögerungen. Zwar betont die Stadt, dass die Arbeiten im vergangenen Jahr „pünktlich zur Winter- und Weihnachtspause fertiggestellt“ wurden. Nach der ursprünglichen Planung hätte dies aber schon im Juli 2021 erledigt sein sollen.
Ein wichtiger Bestandteil des Umbaus sind die versenkbaren Poller, die so gesteuert werden, dass nur noch Berechtigte in die Fußgängerzone einfahren können. Sie sollen bis zum Frühjahr in neun von elf Seitenstraßen eingebaut werden.
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