Jungbusch

Nachtwandel in Mannheim: Was neu ist - und was bleibt

Von Handlesen im Hinterhof über Streetfood bis zur Kunst im Überseecontainer: Welche Highlights es beim Nachtwandel in Mannheim gibt, warum jeder und jede einen Soli-Becher braucht und welche neuen Regeln das Kulturfest hat

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Lisa Uhlmann
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„Das Gefühl der Verbundenheit erleben“: Der Hasret-Tanz in der Beilstraße darf mittlerweile bei keinem Nachtwandel im Jungbusch fehlen. © Christoph Blüthner

Mannheim. Von Handlesen im Hinterhof über die kulinarische Reise beim Streetfood-Festival bis zur Kunst im Seecontainer: Zum 17. Mal findet der Nachtwandel im Mannheimer Ausgehviertel Jungbusch statt. Los geht es diesmal am Freitag, 27. Oktober.

Sowohl am Freitag als auch am Samstag können die Besucher wieder von 19 Uhr bis 24 Uhr durch die Nacht - und durch Kunst, Kultur, und Alltagsleben des Multikulti-Stadtteils wandeln. Welche Highlights es gibt, warum jeder und jede einen Soli-Becher braucht und welche neuen Regeln das Kulturfest eingeführt hat - eine Woche vor dem Start haben Oberbürgermeister Christian Specht (CDU) mit dem Quartiermanagement und dem Nachtwandel-Team das Programm vorgestellt. Ein Überblick:

Was ist so besonders am Nachtwandel?

Seitdem der Nachtwandel vor genau 20 Jahren zum ersten Mal im Jungbusch gefeiert wurde, ist viel passiert: Längst hat sich das einst kleine Stadtteilfest zum Kulturfest mit großer Strahlkraft entwickelt. Auch deshalb ist der Nachtwandel mittlerweile professionalisiert und die Stadt samt Stadtmarketing und Kulturamt mit im Boot.

Eindrücke vom Nachtwandel im Mannheimer Jungbusch aus dem vergangenen Jahr. © Michael Ruffler

„Der Nachtwandel ist eine Erfolgsgeschichte und steht für Vielfalt und Diversität. Für das, was Mannheim ausmacht“, findet Oberbürgermeister Christian Specht. Menschen mit unterschiedlichsten Lebensentwürfen würden sich hier wohlfühlen, auch und weil das Viertel nicht immer spannungsfrei sei.

Spechts Bilanz nach 20 Jahren Nachtwandel: Das Fest hat den einstigen schlechten Ruf des Jungbusch ins Positive gedreht, was sich auch in der Sicherheitsbefragung widerspiegele. „Wir können von diesen 20 Jahren Erfahrung nur profitieren, es braucht auch ein Stück Jungbusch in der Innenstadt. Deshalb fördern wir das als Stadt aktiv“, so Specht.

Kostet der Nachtwandel Eintritt?

Nein. Wegen hohen Ausgaben für Sicherheit, aber auch für die finanzielle Förderung von lokalen Kunstschaffenden, ist der Nachtwandel auf einen Solidarbeitrag angewiesen. Wer fünf Euro Soli zahlt, erhält dafür einen Nachtwandel-Becher aus Kunststoff. Damit muss man an den Ausschänken kein Pfand zahlen. Die Becher können in Sammelboxen am Eingang abgegeben werden.

Die Finanzierung des Nachtwandels im Mannheimer Jungbusch war schon 2018 ein Thema. © Thomas Tröster

Für dieses Jahr hat das Stadtmarketing 10 000 Becher produziert - die im Zeichen der Nachhaltigkeit später gespült und im nächsten Jahr wiederverwendet werden. Die Soli-Becher können schon jetzt in der Touristen-Info gekauft werden oder beim Nachtwandels in der Jungbuschstraße bei mobilen Nachtwandlern oder im Eingangsbereich.

Was darf man nicht verpassen?

Von der „Gypsi-Kultur“ und Wahrsagerei im Hinterhof über Moscheeführungen, Kunst-Ausstellungen bis zur offenen Garage: Das Programm zum Nachtwandel ist von und mit den Jungbuschbewohnern entstanden und unglaublich vielseitig. Quartiersmanager Michael Scheuermann betont bei der Vorstellung des Programms in der Jungbuschstraße gleich drei Orte, die man nicht auslassen sollte: Besonders auf dem Quartiersplatz an der Teufelsbrücke gibt es viel zu sehen. 

Gut gefüllte Straßen und Stände beim Nachtwandel im Jungbusch auch im vergangenen Jahr. © Ruffler

Beim Open-Air-Kino flimmern selbst gedrehte Filme von Jungbuschbewohnern über das Leben im Stadtteil über die Leinwand, abwechselnd mit Beiträgen einer ukrainischen Künstlergruppe. Dazu gibt es Malerei in Echtzeit und daneben entlang der Promenade eine ganze Containerstadt mit Kunst im echten Übersee-Container, gesponsert vom Logistikunternehmen Contargo. Auch beim Streetfood-Markt haben Jungbuschler mitgemacht: Dort werden ihre Gerichte angeboten, gekocht nach Rezepten aus der Heimat. „Das zeigt gut, wie der Nachtwandel Menschen aus unterschiedlichen Welten verbindet“, findet Scheuermann.

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Auf dem Vorplatz der Jungbuschhalle dreht sich alles um das Einbringen für andere. Neben Gruppen wie der Seebrücke Mannheim oder den Klimaaktivisten Exctinction Rebellion ist auch die Beratungsstelle Pro Familia dabei. Ein Ort, der dem Quartiersmanager über die Jahre ans Herz gewachsen ist, ist das Tanzfest der Sehnsucht in der Beilstraße. Der türkische Künstler Sinan Sarihan lädt dabei seit vielen Jahren alle unter dem Namen „Hasret“( Türkisch für „Sehnsucht“) zum gemeinsamen Tanzen ein. „Hier ist das Gefühl von Verbundenheit erlebbar“, sagt Scheuermann. Eine Übersicht über alle Programmpunkte und wo sie stattfinden, ist hier zu finden.

Warum gibt es neue Regeln?

Damit das Kulturfest weiterhin „ein Feiertag“ für den Jungbusch und verträglich für seine Bewohner bleibt, gibt es strengere Regeln: Auf der Straße darf keine laute Musik aus Boxen gespielt werden. Ebenfalls verboten sind Musikboxen an den Fenstern sowie Bierwägen. „Wir sind kein Straßenfest, sondern wollen mit Kreativität und Authentizität überzeugen. Deshalb gibt es nun Ausschanktheken und nur Musik an zentralen Plätzen, im Hinterhof oder drinnen“, sagt Scheuermann.

Wie ist die Sicherheitslage?

Während des Nachtwandels herrscht ein striktes Glasverbot. Im C-Hub richten Einsatzkräfte von Polizei und Rettungsdiensten ein Lagezentrum ein. Die Polizei wird mit 20 Kräften vor Ort sein, Ordnungsdienst und Securitykräfte wurden verdreifacht. Dabei greifen die Veranstalter auf ihr bewährtes Sicherheitskonzept zurück.

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Denn bislang hat es vonseiten der Polizei auch vor dem Hintergrund der aktuellen Geschehnisse im Nahost-Konflikt keine zusätzlichen Auflagen geben. „Gerade in diesen Zeiten ist der multikulturelle Nachtwandel, an dem sich auch die Religionsgemeinden beteiligen, ein wichtiges Zeichen. Das zeigt, wie friedliches Zusammenleben auf engstem Raum möglich ist“, sagt Oberbürgermeister Specht.

Gibt es Verkehrssperrungen?

Für das Wochenende, also Freitag und Samstag, sind je von 17 bis 8 Uhr morgens am darauffolgenden Tag die meisten Straßen im Jungbusch gesperrt. Zum Schutz der Besucher wird der Luisenring in Richtung Ludwigshafen ab der Seilerstraße/Dalbergstraße um 20 Uhr voll gesperrt, eine Anreise mit Bus und Bahn wird empfohlen.

Redaktion Seit 2018 als Polizeireporterin für Mannheim in der Lokalredaktion.

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