Unterwegs - Viele Menschen feiern an den Wochenenden im Jungbusch und in der Neckarstadt

Nachtschwärmer erobern Mannheimer Jungbusch und Neckarstadt

Von 
Tanja Capuana
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Mannheim. Eine Hitzewelle rollt über die Stadt. Und das bedeutet auch: Viele vor allem junge Menschen nutzen die angenehmen Abende zum Ausgehen. Einer der Anziehungspunkte ist der Nachtmarkt am Stromwerk, der seit Donnerstag seine Pforten wieder geöffnet hat. Einen Steinwurf von der Bahnstation Neckarstadt-West entfernt, lädt das große Gelände zum Feiern ein. Bereits im vergangenen Jahr tummelten sich dort etliche Nachtschwärmer. Nach dem Check-in mit der Luca-App oder in Papierform dürfen die Gäste ihre Masken ablegen.

Etwas anders als im Vorjahr

Ein DJ spielt chillige Lounge-Musik, die die Besucher akustisch auf eine Strandparty auf Ibiza entführt. Gut gelaunte Gäste lümmeln auf Strandstühlen herum, sitzen auf Festzeltbänken oder stehen an Tischen. Es gibt Cocktails, Bier und andere Getränke. Wer hungrig ist, hat unter anderem die Wahl zwischen Pfälzer Bratwurst, veganen Sandwiches oder Crêpes. Für italienische Momente sorgt Felice Civale. Der Pizzabäcker ist Partner von „Papi Mannheim“ und serviert knusprige Pizza Fritta. „Der Renner ist Classica“, sagt er, während er den Teig bearbeitet und mit Tomatensoße bestreicht. Die vegetarische Variante liege voll im Trend. Andere bummeln gemütlich über den Markt.

Jungbusch/Neckarstadt

Nachtleben kehrt in Mannheim zurück

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In diesem Jahr sei der Nachtmarkt ein wenig anders aufgebaut, erklärt Marcel Hauptenbuchner, der wie Grünen-Stadtrat Markus Sprengler zu den Veranstaltern gehört. Nahe dem Eingang finden die Besucher den eigentlichen Markt und Essensstände. Die Feiermeile befindet sich wie im Vorjahr auf der Wiese. „Wir haben mit dem Secret Garden einen neuen Bereich geschaffen“, sagt Sprengler und deutet auf den zusätzlichen Biergartenbereich. Sprengler, der auch im Vorstand des Gewerbevereins Neckarstadt-West/Jungbusch ist, koordiniert zusammen mit dem Vorsitzenden Florian Fischer das kulturelle Programm auf dem Nachtmarkt, das dieses Jahr stattfinden wird.

Erster Ausflug ins Stadtleben

Constanze Adler und Jessica Glieve fühlen sich wohl. Als „das kulturelle Aufleben in der Neckarstadt-West nach Corona“, bezeichnet es Adler, die eigentlich in Berlin lebt, und lacht. „Es ist ein bisschen klein, aber schön.“ Glieve gefällt es gut. „Die Leute freuen sich, ein bisschen rauszukommen, nach der langen Zeit.“ Auch Niklas Philippsen ist nur zu Besuch in Mannheim. „Wir kommen beide vom Land, und ich bin gerade dabei, das Stadtleben zu erkunden“, sagt die 19-jährige Emma Borheck, die ihn begleitet. „Es ist ein schönes Gefühl, mehr Normalität zu haben.“ Sie genießt es sichtlich, dass sie in der Freiluftlocation die Maske absetzen darf.

Im Secret Garden entspannen die Freundinnen Isabelle, Sandra, Julia und Aileen bei einem Cocktail. „Die sind sehr gut“, lobt Julia und schmunzelt. „Das Ambiente ist schön, man bekommt Urlaubsfeeling.“ Isabelle fügt hinzu: „Es ist mal etwas anderes.“ Aileen gefällt das tropische Flair. Sandra möchte auf jeden Fall noch mal über den Markt schlendern. Stephan und Michele schauen unterdessen gespannt zu, wie Polen und Spanien bei der Fußball-EM um Punkte kämpfen. Alexander Busch verfolgt bereits sein zweites Fußballspiel an diesem Abend auf dem Nachtmarkt. Jetzt stößt er mit seinen Freunden auf den Sieg der deutschen Mannschaft an. „Noch ein Bierchen trinken und den Samstagabend genießen“, sagt der Mannheimer. Tilmann Schlögel gefällt es hier gut, er glaubt aber nicht, dass der Nachtmarkt den Jungbusch als Feiermeile stark entlasten wird. „Es ist ein anderes Publikum, das am Verbindungskanal feiert.“

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Tatsächlich ist im Jungbusch wieder viel los. Parkplätze nahe dem Steg sind Mangelware. Die meisten Leute sind ohnehin zu Fuß unterwegs. Kurz vor 23 Uhr sind die meisten Stühle der Außengastronomie besetzt. Deborah aus Heidelberg ist mit ihren Freundinnen unterwegs. Die jungen Frauen waren am Neckarstrand und überlegen nun, wohin sie weiterziehen. Zu voll findet Deborah es nicht. „Ich finde es an der frischen Luft okay, Abstand halten kann man trotzdem.“

Viele haben Getränke dabei

Am überdachten Teil gegenüber dem Rheinufer haben sich zu diesem Zeitpunkt bereits etliche Menschen niedergelassen. Sie haben Getränke dabei, andere lassen sich Pizza schmecken. Die meisten unterhalten sich friedlich, nur wenige grölen. Polizeibeamte beobachten die Feiernden von der Brücke aus, andere patrouillieren durch den Stadtteil. Sie kontrollieren unter anderem die Einhaltung des Alkoholverkaufsverbots (wir berichteten).

Maria und Katharina waren etwas trinken und lassen den Abend nun am Ufer ausklingen. Katharina mag das bunt gemischte Publikum. „Es ist schön, dass man hier sitzen kann“, sagt Maria. „Ich komme oft her.“ Andere flanieren gemütlich über die Promenade. „Wir haben im Jungbusch gegessen und sind begeistert, dass dieser unattraktive Ort zum Leben erweckt wurde“, sagt Michael Heimberger. „Es ist alles hip geworden.“ Der Ludwigshafener ist früher oft im Jungbusch zum Feiern gewesen und hat festgestellt, dass es ein toller Treffpunkt geworden sei. Seine Frau Sarah schätzt die ansässige Gastronomie: „Es hat ein bisschen Großstadtflair.“

Freie Autorin Kulturredaktion, Lokalredaktion, Wochenende. Schwerpunkte: Bunte Themen, Reisereportagen, Interviews, Musik (von elektronischer Tanzmusik bis Pop), Comedy und Musicals

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