Mannheim. Das nächtliche Party-Geschehen im Jungbusch droht nach vorübergehender Entspannung erneut auszuufern. Ordnungskräfte und Quartiermanagement haben daher in dieser Woche darüber beraten, wie man die Auswüchse im Hafenkiez eindämmen kann. Ein Ergebnis: Vor allem an den kommenden Wochenenden wollen die Verantwortlichen bei Kontrollen verstärkt darauf drängen, dass Regeln eingehalten werden. Dazu wird es weitere Maßnahmen geben, um speziell nach Mitternacht für Ruhe zu sorgen. Dabei hat man auch die Neckarwiese im Visier.
Regeln nach der Allgemeinverfügung der Stadt
- Laut Allgemeinverfügung vom 11. Juni sind – wie berichtet – freitags und samstags jeweils von 23 bis 6 Uhr im gesamten Jungbusch sowie an der Neckarwiese der Verkauf und die Abgabe von alkoholischen Getränken, einschließlich des „Gassenschanks“, untersagt.
- Von 24 bis 6 Uhr ist an Freitagen und Samstagen außerdem der Konsum von alkoholischen Getränken im öffentlichen Raum verboten. Im konzessionierten Bereich, einschließlich der genehmigten Außengastronomie von Gaststätten, sind der Ausschank sowie der Verzehr an Ort und Stelle weiterhin gestattet – allerdings nur im Rahmen der individuell festgelegten Sperrzeitregelungen für die Außengastronomie sowie der Beschränkungen der aktuell gültigen Corona-Verordnung des Landes.
- Die Verwaltung appelliert an alle, die geltenden Regeln im Sinne eines friedlichen Miteinanders und zur Verhinderung eines erneut aufflackernden Infektionsgeschehens einzuhalten.
- Das Nachtschicht-Konzept wurde von Stadt, Nachtbürgermeistern, dem Gemeinschaftszentrum Jungbusch, Gastronomen und Bewohnern erarbeitet. Auftraggeber ist die Stadt, organisiert wird das Projekt vom Gemeinschaftszentrum. Erste Einsätze fanden Ende Juli und im August 2020 statt. Die Tandems setzen sich zusammen aus professionellen und freiwilligen Kräften.
Nach den Auswüchsen im Jungbusch 2018, wo sich Bewohner massiv über das Partygeschehen beklagt hatten, und dem Einsatz der freiwilligen „Nachtschicht“ durch das Quartiermanagement, hatten die Stadtteilakteure erst vor kurzem eine positive Bilanz gezogen. Das Viertel habe sich eigentlich „vom Ballermann zu einem Ausgehort“ entwickelt, so der Tenor der Jungbusch-Monitoringgruppe. Doch nach den Krawallen auf der Heidelberger Neckarwiese und der Sperrung dort, seien wieder mehr Menschen auch von außerhalb in das Hafenviertel geströmt, so die Erfahrung. „Die Lage spitzt sich wieder zu“, beschreibt Jungbusch-Quartiermanager Michael Scheuermann die zunehmend brenzlige Situation, die ab 23 Uhr die Bewohner belaste, ab 24 Uhr mitunter enorm die Nachtruhe der Menschen gefährde.
„Gutes Zureden hilft nicht mehr“
Der Bewohnerverein hat daher erneut einen Brandbrief an das Rathaus geschrieben und beklagt darin die „unmöglichen, nächtlichen Zustände“. Quartiersplatz, Verbindungskanal, Kauffmannmühle - der ganze Stadtteil sei mittlerweile wieder betroffen. Bis zum frühen Morgen werde gefeiert, sagen Sigrun Unger und Kai Baldenius vom Vorstand. Sie fordern, ein konsequentes Einschreiten seitens der Polizei und des Ordnungsamtes gegenüber feiernden und grölenden Menschen und gegenüber Gastronomen, die nicht für mehr Ruhe in und vor ihren Gaststätten sorgen. „Gutes Zureden hilft hier nicht“, so die Erfahrung des Vorstandes. Der Lärm dauere nicht selten bis nachts um 3 Uhr.
Die Ordnungshüter müssten früher und konsequenter ein- und durchgreifen, fordern auch Anwohner der Neckarpromenade in der Neckarstadt. Eine Partygemeinde finde sich jeden Freitag und Samstag auch auf der Neckarwiese bei guten Wetter, bei Regen unterhalb der Kurt-Schumacher-Brücke: „Es wird sich warm gesungen und wahrscheinlich auch getrunken und dann die Musik aufgedreht und los geht es“, so Sabine und Bodo Nusser. Poser seien unterwegs, es werde laut gekeift, Polizisten würden angegangen „und auf der Brücke sammeln sich die Unverbesserlichen, um ihren Unmut lautstark raus zu brüllen.“ Die Situation sei „unerträglich und mit einem Alkoholverbot nicht zu ändern“. Sie fordern, dass ab 22 Uhr die Neckarwiese, der Platz um den Jugendpark Alter sowie der alte Messplatz zum Verweilen und für sportliche Aktivitäten gesperrt wird.
„Mit Dialog kommt man leider nicht mehr weiter, Einsicht ist kaum vorhanden“, lautet auch das Fazit von Quartiermanager Scheuermann nach Vor-Ort-Begehungen in den letzten Tagen. Das erschwere das Eingreifen. Stadt, Quartiermanagement und Ordnungskräfte haben daher Maßnahmen verabredet, die für mehr Ruhe sorgen sollen. Geplant sind verstärkt Kontrollen der geltenden Regeln (Alkoholkonsum- und Alkoholverkaufsverbot, Sperrzeiten) besonders an den Wochenenden. Dazu wird die „Nachtschicht“ personell aufgestockt und in puncto Deeskalieren im Laufe der nächsten Monate professionell ausgebildet. „Das sind wir den Akteuren schuldig“, sagt Scheuermann. Gesucht werden eine Mann und eine Frau, die das Freiwilligen-Team verstärken und beim nächtlichen Werben um mehr Respekt und ein gutes Miteinander noch mitmachen wollen.
Auf Plakaten, die am Verbindungskanal hängen, wird zudem um angepasstes Verhalten der nächtlichen Besucher geworben. Außerdem soll eine Toilette in Tankstellennähe installiert, die Möblierung entlang des Ufers so verändert werden, dass Feierende künftig möglichst nicht mehr vor Wohnanlagen sondern eher am Rande der Bebauung Platz nehmen. Straßenlampen werden auf LED-Leuchtmittel umgerüstet - auch als Insektenschutz. „Wir hoffen, dass das Bündel von Aktivitäten die Lage verbessert“, so Michael Scheuermann.
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