Mannheim. Was ist wirklich am 2. Mai 2022 am Mannheimer Marktplatz passiert? Ist der 47-jährige Ante P. tatsächlich durch die Hand von zwei Polizisten gestorben? Am Freitag, 12. Januar, um 9 Uhr, beginnt mehr als anderthalb Jahre nach dem folgenschweren Polizeieinsatz am Mannheimer Landgericht die juristische Aufarbeitung dieses Falls. Der hatte bundesweit für Schlagzeilen und in der Quadratestadt für Protest gegen die Polizei gesorgt.
Zwei Polizisten nach tödlichem Einsatz am Mannheimer Marktplatz angeklagt
Dabei geht es um den 47-jährigen Ante P., der an einer paranoiden Schizophrenie litt und deswegen am Zentruminstitut (ZI) für Seelische Gesundheit in Behandlung gewesen ist. Als er das ZI-Gebäude an diesem Tag verließ, soll sein Arzt die nah gelegene Polizeiwache in H4 um Hilfe gebeten haben, um seinen Patienten sicher zurück zur Klinik zu bringen. Was dann geschah, soll nun vor Gericht aufgearbeitet werden. Bislang sind acht Prozesstage angesetzt, die sich bis in den kommenden März erstrecken.
Auf der Anklagebank sitzen nun die beiden jungen Beamten des Polizeipräsidiums (PP) Mannheim, die damals ausgerückt waren, um zu helfen. Einer der beiden ist wegen Körperverletzung im Amt mit Todesfolge angeklagt und noch immer vom Dienst suspendiert. Seinem Kollegen wirft die Staatsanwaltschaft fahrlässige Tötung durch Unterlassen vor. Wichtig für die Anklageerhebung waren vor allem die rechtsmedizinischen Gutachten, die die Staatsanwaltschaft in Auftrag gegeben hatte.
Demnach soll der eine Polizist Ante P. zuvor gegen den Kopf geschlagen und ihn an der Nase verletzt haben, die blutete. Weil der 47-Jährige minutenlang auf dem Bauch lag, soll das Blut in seine Atemwege gelangt sein. Laut dem Gutachten erstickte Ante P., weil ihn erstens niemand auf die Seite drehte und er zweitens das Blut nicht abhusten konnte. Ein weiteres Gutachten von Rechtsanwältin Andrea Combé, der Verteidigerin des Mannes, der wegen Körperverletzung im Amt mit Todesfolge angeklagt ist, soll diesen nun teilweise entlasten.
Prozess gegen Polizisten: Einlasskontrollen am Gericht in Mannheim
Zum Prozessauftakt rechnet man am Landgericht mit ähnlichem Andrang, wie bei solchen Großverfahren üblich sei, erklärt ein Gerichtssprecher auf Anfrage. Zudem werde es strenge Einlasskontrollen am Gebäude sowie eine Zutrittskontrolle in den Gerichtssaal geben. Dabei werde dokumentiert, wer den Gerichtssaal betritt.
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Für Zuhörende gilt ein Handyverbot im Saal. Zusätzlich angeforderte Polizeikräfte kontrollieren die restlichen Zugänge zum Gebäude. Der Zutritt zum Parkhaus in A1 ist an diesem Tag für Besucher gesperrt. Für die Presse und die breite Öffentlichkeit soll es ausreichend Plätze im Saal geben. Das Verfahren findet im größten Sitzungssaal des Landgerichts statt.
Mahnwache vor Gericht angekündigt
Im Vorfeld hat die Aktivistengruppe „Initiative 2. Mai“ angekündigt, an den ersten beiden Prozesstagen ab 8.30 Uhr eine Mahnwache vor dem Gericht zu halten. Außerdem soll es am Sonntag, 14. Januar, auf dem Marktplatz ab 13 Uhr eine Demo samt Kunstaktion geben. Bislang seien dafür 180 Personen angemeldet, so das PP Mannheim. Beide Aktionen habe man im Blick. Wie bei Kundgebungen üblich, würden am Sonntag Polizeikräfte zum Schutz der Teilnehmenden vor Ort sein.
Mit ihren Aktionen will die Initiative, die nach sich nach dem Tod von Ante P. gegründet hatte, dessen Angehörige unterstützen. Vertreten durch zwei Rechtsanwälte werden seine Schwester und seine Mutter als Nebenklägerinnen beim Prozess dabei sein. Die Initiative macht regelmäßig mit Mahnwachen und Demos gegen Polizeigewalt und der Forderung nach einem besseren Umgang mit Menschen im psychischen Ausnahmezustand auf sich aufmerksam. Sie ruft dazu auf, an allen Prozesstagen Blumen am Marktplatz niederzulegen. (mit agp)
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