„Ist einem Journalisten das volle Ausmaß der Klimakrise wirklich bewusst? Ich glaube, das hätte einen Einfluss auf die Berichterstattung.“ So äußert sich der Mannheimer Klimaaktivist Raúl Semmler von der „Letzten Generation“ zur aktuellen Berichterstattung der deutschen Medien nach dem Tod einer Radfahrerin in Berlin. Dort sei ein spezielles Rettungsfahrzeug am Montag wegen des Staus, den die Demo der „Letzten Generation“ ausgelöst haben soll, nicht rechtzeitig am Unfallort eingetroffen. Die Radfahrerin verstarb. Semmler erklärt im Gespräch mit dieser Redaktion: „Es ist schlimm, wenn Menschen zu Schaden kommen und das trifft uns sehr. Sicherheit liegt uns am Herzen, deshalb gehen wir auf die Straße.“
Man täte alles, um diese Aktionen sicher durchzuführen. Nach dem Vorfall gab es trotzdem massive Kritik bis hin zu Vorwürfen in den sozialen Netzwerken, dass die Klimaaktivisten mitverantwortlich für den Tod der Frau seien. Auch Semmler betont „entrüstet über die verzerrte Berichterstattung“ zu sein. In einer Pressemitteilung stellt die „Letzte Generation“ klar: „Die mediale Öffentlichkeit instrumentalisiert den Unfall der Radfahrerin.“
Verändern sich die Demos?
Dem gegenüber steht die Berichterstattung der Süddeutschen Zeitung, die am Freitag einen Text mit dem Titel „Klimaprotest hatte keinen Einfluss auf Versorgung des Unfallopfers“ veröffentlicht hat und sich darin auf die behandelnde Notärztin beruft. Die Aktivisten halten dennoch an der Medienkritik fest. Auch Semmler erklärt: „Wir wünschen uns gute journalistische Arbeit.“ Oft sei es Journalisten in Semmlers Augen nicht bewusst, welche Berechtigung die Aktionen hätten. Ob der Tod der Radfahrerin nun etwas an den Protesten verändere? „Wir werden weiterhin Widerstand leisten, das erweist sich als effektives Mittel.“
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim_artikel,-mannheim-nach-todesfall-in-berlin-mannheimer-klimaaktivist-kritisiert-medien-_arid,2014812.html