Mannheim. Es geht um hohe Millionenbeträge. Deshalb war die Entscheidung zur Multihalle für alle keine einfache. Für diejenigen, die weiterbauen wollten. Aber auch für die, die den sofortigen Baustopp forderten. Das alles war in der rund 30-minütigen, teils hoch emotionalen Debatte am Dienstag im Gemeinderat deutlich zu spüren. Am Ende stimmte eine Mehrheit für den Vorschlag von Oberbürgermeister Christian Specht (CDU), den großen Hallenteil der Multihalle fertig zu sanieren. 25 Stimmen gab es dafür - von CDU, SPD, FDP/MfM sowie den beiden Linken-Stadträten der Fraktion LTK und Einzelstadtrat Julien Ferrat (Die Mannheimer).
Ungewöhnliche Allianz für den Baustopp bei der Mannheimer Multihalle
Für den Baustopp hatte sich eine ungewöhnliche Allianz aus großen Teilen von Grünen und AfD sowie Freie Wähler/Mannheimer Liste und die LTK-Stadträte Andreas Parmentier (Tierschutzpartei) und Jessica Martin (Klimaliste) ausgesprochen. Sie kamen auf 17 Stimmen. Mit Daniel Bockmeyer (Grüne), Thomas Bischoff (Die Partei) und Silke Koch (AfD) gab es drei Enthaltungen.
23 Millionen für eine Halle - oder 20 Millionen für nichts?
Vor einer Woche im Hauptausschuss hatte es bereits eine kontroverse Debatte über die Zukunft der Halle neben dem Herzogenriedpark in der Neckarstadt gegeben, die unter Denkmalschutz steht und bei Architekten auch international höchste Anerkennung genießt - obwohl sie ja gar keine Halle im eigentlichen Sinn ist, weil es keine Außenwände gibt. CDU und FDP/MfM ließen im Ausschuss damals offen, wie sie sich positionieren werden. Deshalb wurde das Thema - das letzte auf der Tagesordnung - in der Sitzung des Gemeinderats mit Spannung erwartet. Denn es ging ganz vereinfacht gesagt um die Frage: Stoppt die Stadt die Sanierung des Gebäudes sofort - und hat dann keine fertige Halle, obwohl sie schon viele Millionen Euro investiert hat? Oder saniert sie zumindest den großen Hallenteil fertig und zahlt trotz der angespannten Haushaltslage weitere Millionen?
Warum ein Abriss der Mannheimer Multihalle nicht infrage kommt
Die ursprünglich einmal geplante Renovierung beider Hallenteile würde mindestens 49 Millionen Euro kosten. Deshalb hatte Specht vorgeschlagen, nur die große Halle zu sanieren und die kleine erstmal zurückzustellen. Im Gemeinderat nannte der Oberbürgermeister nochmal seine Argumente: Ein Baustopp sei „so nicht möglich“. Zum einen habe die Stadt schon viele Millionen investiert. Gleichzeitig bestehe das Risiko, dass man bereits erhaltene Fördergelder zurückzahlen müsse. Und man habe eine Bauruine neben dem Eingang zum Herzogenriedpark stehen, die man dann für viel Geld sichern müsse. Ein Abriss der Multihalle komme wegen des Denkmalschutzes nicht infrage.
Baubürgermeister Ralf Eisenhauer (SPD) hatte diese Argumente mit Zahlen unterlegt. Demnach würde die Sanierung der großen Halle 23,1 Millionen Euro kosten. Bei einem Baustopp dagegen hätte man 19,8 Millionen Euro ausgegeben - und kein Ergebnis.
Wie die Befürworter eines Sanierungsstopps argumentieren
Für die Grünen zählt das Argument nicht. „Man kann immer sagen, dass man jetzt schon so viel investiert habe“, sagte Fraktionschefin Gabriele Baier. Außerdem gehe sie nicht davon aus, dass die 23,1 Millionen Euro „das Ende der Fahnenstange sind“. Für AfD-Fraktionschef Jörg Finkler sprechen die vorgelegten Zahlen trotzdem für einen Baustopp: „Wir könnten 3,3 Millionen sparen, das ist ein Betrag der Wahnsinn ist.“ Außerdem sieht er wie Baier die Gefahr weiter steigender Baukosten. Der wohl emotionalste Beitrag in der Debatte kam von Christopher Probst (ML): „Die ML war von Anfang an gegen die Sanierung der Halle“, betonte er. Denn es habe nie ein Konzept für ihre künftige Nutzung gegeben - auch heute nicht. Außerdem „schwillt mir der Kranz, wenn ich sehe, was der Denkmalschutz uns als Kommune aufbürdet“. Wenn die Stadt wegen ihrer Finanzlage ehrenamtlichen Projekten 10 000 streichen müsse, gleichzeitig aber diese Sanierung fortsetze, „dann ist das „dekadent“. Es sei nicht zu akzeptieren, dass man die 3,3 Millionen Euro durch einen Baustopp nicht einspare.
Was die Befürworter der weiteren Sanierung sagen
Auch die Fraktion FDP/MfM wollte die Sanierung der Halle nie, wie Fraktionschefin Birgit Reinemund betonte. „Weil es klar war, dass das ein Fass ohne Boden wird und es bis heute kein tragfähiges Nutzungskonzept gibt.“ Gleichwohl zieht sie andere Konsequenzen als die ML. „Wir haben den richtigen Zeitpunkt für einen Ausstieg verpasst.“ Jetzt sei schon zu viel Geld geflossen. Einer Renovierung auch der kleinen Halle werde ihre Fraktion aber nicht zustimmen.
Wird es künftig einen Mehrgenerationenspielplatz geben
Ähnlich argumentierte die CDU-Fraktion. „Wir wollten schon vor eineinhalb Jahren einen Cut machen und aussteigen“, sagte Fraktionschef Claudius Kranz. „Aber das hat die rot-rot-grüne Mehrheit damals nicht gewollt.“ Kranz hält es für schwierig, 20 Millionen Euro dafür auszugeben, „dass wir nichts haben“. Seiner Fraktion plädiere deshalb dafür, die große Halle zu sanieren und unter einen Mehrgenerationenspielplatz einzurichten. Vielleicht könne man dann ja mit dem Denkmalamt über einen Abriss der kleinen Halle verhandeln.
Für die SPD-Fraktion kommt es nicht infrage, die Halle „dem Verfall preiszugeben. Das sind wir dem Gebäude und dem Stadtteil schuldig“, sagte Heidrun Kämper. Ähnlich argumentiere auch Dennis Ulas (LTK). „Es wäre nicht nur ein großer Schaden für den Herzogenriedpark, sondern auch für Mannheim, wenn wir diese Halle verfallen lassen würden“.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Multihalle: Schweren Herzens einen Teil der Arbeiten abschließen