Mannheim. Die Nachricht hat für große Aufmerksamkeit gesorgt: Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) beteiligt sich doch nicht an der Bundesgartenschau. Was steckt dahinter? Ein Überblick.
Um welche Zusammenarbeit geht es denn?
Geplant war, dass der BUND sich am sogenannten Campus-Programm der Buga beteiligt und dort vier bis sechs Vorträge übernimmt - von insgesamt rund 2000. Diese Veranstaltungen werden die Umwelt- und Naturschützer nun nicht im Rahmen der Buga durchführen. Stattdessen soll es eine eigene Reihe geben.
Was bedeutet das für die Bundesgartenschau?
Rein faktisch eigentlich gar nichts. Die dadurch entstandenen Lücken im Programm sind bereits gefüllt, sagt Michael Schnellbach, der Geschäftsführer der Buga-Gesellschaft. Die entzogene Unterstützung durch den BUND beschädigt jedoch das Image der Veranstaltung, die immer wieder ihre Nachhaltigkeit betont. Es geht also hauptsächlich um die Symbolik dieses Schrittes.
Was kritisiert der BUND denn eigentlich?
Allgemein gesprochen drei Dinge: dass die Buga zu wenig Wert auf Klima- und Naturschutz legt; dass Versprechen nicht erfüllt worden seien und dass die von ihm und anderen Verbänden vorgeschlagenen Veränderungen „nur unwesentlich“ berücksichtigt worden seien. Zusammengenommen kommt Wolfgang Schuy, der Vorsitzende des BUND-Kreisverbands Mannheim, zu dem Schluss: „Die gesamte Ökobilanz der Buga ist eher negativ. Das können wir so nicht unterstützen.“
Was meinen die Umweltschützer damit konkret?
Mehrere Dinge: Zum einen bemängeln sie, dass in den nächsten Jahren Grundwasser hochgepumpt wird, um damit letztlich die Grünanlagen auf dem Spinelli-Gelände zu bewässern. Und zwar in einem Umfang, so Schuy, der „größer ist als geplant und mit uns besprochen“. Zum anderen kritisieren sie die großen Eingriffe in die Feudenheimer Au, etwa durch den Steg oder die Unterführung der Straße Am Aubuckel: „Die Dimension ist erst nach und nach deutlich geworden“, sagt Schuy. „Das ist in der Summe einfach zu viel.“ Zudem gebe es Probleme bei der Umsetzung, etwa beim Radweg: Dieser solle acht bis zehn Meter breit werden. Doch bedingt durch die Baustelle sei inzwischen „eine 20 Meter breite Schneise zugeschottert“, so der BUND-Kreisvorsitzende: „Der Boden ist in seiner Funktion auf Jahrzehnte hinaus ruiniert.“
Gibt es noch weitere Kritikpunkte?
Ja. So findet der BUND, dass die Buga zu wenig Acht auf eine geschützte Orchideenart und die auf dem Gelände lebenden Wildbienen gibt. Für die Haubenlerche komme der Schutz wahrscheinlich zu spät. Und bei den Bäumen auf Spinelli werde fast ausschließlich auf nicht-heimische Arten gesetzt.
Findet der BUND dann alles an der Buga schlecht?
Nein. „Grundsätzlich bewerten wir die Entsiegelung durch Rückbau der Hallen sowie die geplante Drei-Felder-Wirtschaft positiv“, sagt Bianca Räpple, Geschäftsführerin des BUND-Regionalverbands Rhein-Neckar-Odenwald. Auch die Schaffung des Grünzugs Nordost gilt als insgesamt positiv. Ebenso wie die Renaturierung des Neckars - die jedoch mit der eigentlichen Buga nur wenig zu tun habe.
Wie reagiert die Buga-Gesellschaft auf die Kritik?
„Ich finde es schade“, sagt Geschäftsführer Michael Schnellbach, „und kann es weitestgehend überhaupt nicht nachvollziehen.“ Natürlich passierten auf solch einer großen Baustelle auch mal Fehler. „Aber gegen die großen Vorwürfe, dass wir manche Dinge missachten würden, dagegen wehren wir uns.“ Auch dass die Buga zu wenig Wert auf Nachhaltigkeit lege, weist er zurück: „Es gibt momentan keine Veranstaltung, die mehr in solch eine Richtung geht.“
Was sagt der Buga-Chef zu den einzelnen Vorwürfen?
Die Entnahme des Grundwassers sei von den Behörden genehmigt, der Radweg nicht breiter als geplant. Um die geschützte Orchideenart kümmerten sich Fachleute, solche hätten auch die Baumarten ausgesucht und dabei die Folgen des Klimawandels berücksichtigt - weshalb viele nicht-heimische Bäume dabei seien. Und die Haubenlerche sei bereits 2018 von der Fläche verschwunden: Die Buga-Gesellschaft habe diese jedoch erst im Herbst 2020 übernommen.
Was soll an der Großveranstaltung nachhaltig sein?
Schnellbach bleibt bei seiner Aussage, dass es in Mannheim die bislang nachhaltigste Buga geben werde und begründet das mit einer Reihe von Maßnahmen: Man nutze ausschließlich Ökostrom, habe auf dem Dach der U-Halle die größte Solaranlage der Stadt gebaut und sei eine der ersten Bugas, für die kein neues Gebäude errichtet wurde, sondern bei der sehr viele Materialien wiederverwendet würden. Auch beim gastronomischen Angebot und beim Verkehrskonzept sei auf Nachhaltigkeit geachtet worden - etwa durch die Verwendung einer gebrauchten Seilbahn oder der starken Einbeziehung von ÖPNV und Radverkehr.
Was sagt die Stadtverwaltung zu der Auseinandersetzung?
Ein Sprecher des Umweltdezernats bezeichnet die Buga als „gutes Beispiel für Nachhaltigkeit“. Die Organisatoren stünden in ständigem Kontakt mit der unteren Naturschutzbehörde: „Es findet im gesamten Prozess eine ökologische Baubegleitung statt, und die in den Genehmigungen erteilten Auflagen werden von der Bundesgartenschaugesellschaft eingehalten.“
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Buga-Boykott des BUND lässt wesentliche Aspekte außer Acht