Mannheim. Afia Mansoor Ahmed hat für ihr Projekt „Twin Your Diversity“ den Mannheimer Demokratiepreis gewonnen. „Diese Auszeichnung ist nicht nur für mich, sondern auch ein Zeichen des Vertrauens in die jungen Menschen, die aktiv an der Gestaltung unserer Gesellschaft mitwirken“, sagte die 28-jährige Politikwissenschaftlerin aus Mannheim mit Wurzeln in Kaschmir. Insgesamt wurden am Donnerstagabend vier Projekte, die sich in herausragender Weise mit dem Thema Demokratie auseinandersetzen, bei der vierten Auflage des Demokratiepreises ausgezeichnet. Die Verleihung war gleichzeitig die Eröffnung der einander.Aktionstage des Bündnisses für ein Zusammenleben in Vielfalt.
Im Rahmen ihres Projekts „Twin Your Diversity“ hatte Ahmed fünf Zweier-Teams ermutigt, nachhaltige Ideen für mehr Vielfalt auf kommunaler Ebene zu kreieren. „Wir alle zusammen müssen in der Gestaltung unserer Gesellschaft zusammenarbeiten und die Vielfalt der Stimmen willkommen heißen. Nur so können wir das Grundgesetz nicht nur als Dokument, sondern als lebendigen Teil unserer Gemeinschaft verstehen“, sagte sie bei ihrer Ansprache im voll besetzten Kaisergarten in der Neckarstadt-West. Den Preis widmete sie ihrem Neffen Kashif, weil er die Zukunft ist, und ihrer Schwester Tahira.
Ihr Dank galt ihren Kooperationspartnern und Twins: dem Queeren Zentrum Mannheim, Jumedie – Junge Muslime engagiert für Demokratie, DPI – Diaspora Policy Interaction, der Black Academy, der Kunsthalle Mannheim, dem Arabischen Haus und all jenen, die „sich unermüdlich für die Werte unserer Demokratie und unser Grundgesetz einsetzen“.
Verbindungen und Verbundenheit schaffen
Bürgermeister Thorsten Riehle (SPD) richtete seinen Dank an die 13 Initiatorinnen und Initiatoren des Demokratiepreises. Ihr Bündnis stehe beispielgebend für das Wirkungsprinzip der Vielfaltskooperation. Akteure aus unterschiedlichen Bereichen der Stadtgesellschaft schafften Verbindungen und Verbundenheit untereinander, über Vielfaltsunterschiede hinweg, die sie repräsentierten . „Das ist vorbildlich und hätte einen eigenen Demokratiepreis verdient“, sagte Riehle.
Der zweite Platz ging an das Deutsch-Türkische Institut für Arbeit und Bildung (DTI) für ihr Projekt „Rechte. Raum. Gestalten. Das Grundgesetz in Farben und Formen“ und ihr kontinuierliches Engagement, das sich in den Demokratiebildungsprojekten mit Mannheimer Schulen widerspiegelt. Seit 2017 setzt sich das DTI dafür ein, Jugendlichen die Grundprinzipien, Werte und Regeln staatlicher Ordnung nahbar und erfahrbar zu machen. „Ihre Nachhaltigkeit und Ihr Engagement haben uns sehr beeindruckt“, sagte Dekan Ralph Hartmann, der die Urkunde überreichte.
Den dritten Platz erhielt das Nachbarschaftsprojekt „Brücken bauen in der Neckarstadt-West“ des Vereins Ausweg Rhein-Neckar. „Was denken Sie, wenn Sie einen Bettler vor dem Penny in der Neckarstadt-West sehen? Ganz genau – Vorurteile“, sagte Gründungsmitglied Verena Mayer und erntete Zustimmung aus dem Publikum. „Der Preis steht dafür, dass der Blick auf Armut geändert wird“, sagte sie. Um Vorurteile und Berührungsängste abzubauen, bietet der Verein eine mobile Hilfe in Notlagen – und zwar mit Hilfe von armutsbetroffenen und nicht-armutsbetroffenen Nachbarn. „Es geht darum, niemanden zu vergessen“, betonte Laudatorin Marina Schmiedl. „Wir ehren nicht nur das Ehrenamt, sondern auch die Kraft, die entsteht, wenn Menschen sich zusammenschließen.“
Eine Einladung, über das friedliche Leben in Mannheim nachzudenken
Wie groß das Thema Gewalt derzeit ist, verdeutlichten Heidrun Deborah Kämper vom Leibniz-Institut für Deutsche Sprache (IDS) und „MM“-Lokalchef Florian Karlein, die fünf Zeitungsüberschriften zu physischer Gewalt vorlasen – die sich allein in den vergangenen drei Tagen nur in Mannheim zugetragen hatten. Die vier Soundcollagen des Projekts „Gegengewalt“ seien daher wie gemacht für den Sprachpreis, den das (IDS) und der „Mannheimer Morgen“ gemeinsam verleihen. In den Soundcollagen lassen Manuela Morsch von der Suchthilfeeinrichtung Café Anker, Schauspielerin Rebecca-Madita Hundt und Jan Kalt vom Tonstudio Schraubfabrik Menschen zu einer multiperspektivischen Betrachtung zu Gewalt, Gewalterleben und friedlichem Zusammenleben zu Wort kommen.
AUDIO: Auszug aus einer Soundcollage des Projekts „Gegengewalt“
„Im Café Anker gilt das Rezept des gewaltfreien Umgangs und des gegenseitigen Respekts. Das sollte selbstverständlich sein - ist es aber nicht“, sagte Karlein. „Die Soundcollage ist eine Art Sozialstudie und eine Einladung, über das friedliche Leben in Mannheim nachzudenken“, ergänzte Kämper.
Demokratiepreisverdächtig zeigte sich auch das Orchester Aramis aus dem Interkulturellen Haus, das Demokratie zur DNA ihrer Orchesterstruktur gemacht hat: Die Musiker des eigeninitiativen Streichorchesters für Filmmusik und Neoklassik entscheiden gemeinsam, welche Stücke gespielt werden und welche nicht – und spielen mit rund 30 Musikern auf beeindruckende Weise ganz ohne Dirigent. „Gewalt bekämpfen – das beinhaltet ja schon wieder Gewalt“, sagte Pianist und Mitinitiator Leon Neumüller. „Man kann Gewalt nur durch Kreativität und Bildung lösen.“
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