Mannheim. Am Mittwoch hat ein breites gesellschaftliches Bündnis den vierten Mannheimer Demokratiepreis ausgelobt – und er scheint relevanter als in den Jahren zuvor. Wie steht es um die Demokratie in Deutschland und wie ist es um ihre Zukunft bestellt? Das hat der „Mannheimer Morgen“ Menschen in der Innenstadt gefragt. Das Meinungsbild – eher optimistisches. Aber einige sorgen sich auch um die Demokratie.
Der 30-jährige Martin zum Beispiel verbindet mit Demokratie allgemein politische Diskussionen und Debatten in Zeitungen und öffentlich-rechtlichen Sendern, aber erwähnt auch Plakate für die anstehende Kommunalwahl. Die Volksherrschaft bezeichnet er als etwas, das nicht selbstverständlich ist. Der Frieden, den sie bringe, müsse verteidigt werden. In letzten Jahren habe man sich in Deutschland zu sehr darauf ausgeruht.
Enttäuscht: Unsicheres Gefühl bei Nahost-Demos in der Stadt
Mitmachen beim Mannheimer Demokratiepreis 2024
Der durch ein Bürgerbündnis ausgelobte Mannheimer Demokratiepreis geht in die vierte Runde und ist mit Preisgeldern von 5000 Euro ausgelobt. Diesmal liegt der Fokus auf den Werten des Grundgesetzes. Bewerben können sich Einzelpersonen oder Gruppen aus Mannheim mit Projekten, Aktionen oder Initiativen, die sich mit Menschenwürde, Gleichheit, Meinungs- und Religionsfreiheit, Demokratie und Teilhabe oder gesellschaftlicher Zusammenhalt befassen.
Das Ziel: die Demokratie und Engagierte für die freiheitlichen Werte stärken. Bewerbungen können bis zum 15. September digital eingereicht werden unter demokratiepreis-mannheim.de.
Im Europa- und Kommunalwahljahr 2024, in dem auch 75 Jahre Grundgesetz gefeiert wird und sich zugleich die Gefährdung der Demokratie verschärft, hat der Demokratiepreis eine hohe Bedeutung, so die Veranstalter. „Denn Demokratie ist kein Selbstläufer, sondern muss gelebt und auch geschützt werden.“
Als Medienpartner stärkt der „Mannheimer Morgen“ das Projekt durch Berichterstattung, Mitgliedschaft in der Jury und Beteiligung am Sprachpreis, den das Leibniz-Institut für Deutsche Sprache initiiert hatte. see
Doch gerade in Zeiten von Inflation und den jüngsten kriegerischen Auseinandersetzungen der 2020er Jahre wie in der Ukraine und im Nahen Osten verfingen die Botschaften von extremen Gruppierungen leichter, von rechts wie von links. Auch wenn Martin in solchen Auseinandersetzungen eine Gefahr für die Demokratie in Deutschland sieht, bleibt er zuversichtlich mit Blick auf deren Zukunft.
Optimistisch zeigt sich auch eine ältere Frau, für die gilt: „Sehr wichtig ist das Miteinander der Nationen und Religionen“, worauf es in einer Demokratie am meisten ankomme. In diesem Kontext geht sie auf Demonstrationen in Mannheim ein, vor allem zum Nahostkonflikt mitsamt den jüngsten Protesten in der Stadt. „Ich bin etwas enttäuscht von der fehlenden Sicherheit bei Demos“, sagt sie, weiß aber auch, dass Versammlungen eben ein fester Bestandteil unserer Gesellschaft seien. Auf die Frage nach der Zukunft und dem Zustand der Demokratie angesichts zunehmender Krisen antwortet sie guten Mutes: „Angst habe ich keine. Ich habe immer die Hoffnung, dass Menschen sich besinnen werden.“ Denn sie sei letztendlich überzeugt davon, dass Leute gegenseitigen Respekt wahren werden.
Ähnlich positiv bewerten Studierende an der Uni Mannheim den Zustand der deutschen Demokratie. Zwei BWL-Studentinnen Anfang 20, für die vor allem Wahlrecht und Freiheit die Staatsform ausmachen, drücken angesichts der nahen Zukunft und der kommenden Bundestagswahlen zunächst Besorgnis aus: Sie befürchten, die AfD könnte zunehmend mehr Stimmen für sich gewinnen. Nichtsdestotrotz schätzen sie den deutschen Rechtsstaat mit seinen drei Säulen Legislative, Exekutive und Judikative als stabil ein: „Wir denken schon, dass es so bleiben wird wie jetzt.“
„Für die Schwächsten und gegen Faschismus“
Aufschlussreich ist die Antwort eines VWL-Studenten, der auf die Frage nach der Bedeutung von Demokratie seine Definition erklärt: Für ihn geht es um Mitsprache, die als ein „Schutz vor zu viel Macht“ einzelner Personen funktioniere. „Politiker können abgewählt werden und müssen deshalb der Meinung der Leute entsprechen.“ Er sorge sich in letzter Zeit mehr, dass die Demokratie nicht mehr wertgeschätzt wird, doch er hält die Staatsform für stark genug, um Angriffe von extern wie intern zu überstehen. „Ja, ich mache mir ein bisschen Sorgen, aber ich denke, die Demokratie kann das alles überleben.“
Auf dem Instagram-Kanal des „Mannheimer Morgen“ stellten wir die Fragen ebenso. Hier antworteten Bürgerinnen und Bürger oder Politikerinnen und Politiker etwa: „Die Wahl zu haben, politisch mitzuwirken. In einem Rechtsstaat ohne Angst zu leben und offen sagen zu können, was ich denke“, schreibt ein Nutzer. Und weiter: „Alleine dafür lohnt es, sich einzusetzen und am 9. Juni in Mannheim und auch sonst sein Kreuz an einer demokratischen Stelle zu machen.“
Aber auch enttäuschte Stimmen gibt es: „Gefühlt ist es egal, wen man wählt, es ändert sich kaum was in den Punkten, die mir wichtig sind“, ist von jemandem zu lesen. Er schreibt: „Die Interessen und Bedürfnisse der Bürger U40 werden nicht annähernd angemessen berücksichtigt. Klar, eine kleine Wählergruppe, wie soll man da auf die Demokratie vertrauen?“
„Demokratie ist nicht perfekt, aber alles andere ist ohne Freiheit und Würde. Darum müssen wir die Demokratie gemeinsam mit Leben füllen und verteidigen!“, macht ein anderer via sozialen Medien klar. Für einen weiteren Nutzer heißt es: „Demokratie bedeutet: AfD verhindern.“ Oder: „Eine Wahl zu haben, mitbestimmen zu dürfen, meine Meinung frei äußern zu dürfen, keinen Faschismus zu haben und die Schwächsten zu fördern.“
„Wählen gehen – und auch privat politisch diskutieren“
Und wie ist die Situation in Mannheim konkret? Im Punkt, wie sich Demokratie in der Stadt zeigt und was sie selbst dafür tun, sind sich die Befragten weitgehend einig. Für Martin ist etwa besonders wichtig: „Wählen gehen – und auch im Privaten politisch diskutieren.“ Das gelte zum Beispiel für die Gemeinderatswahlen am 9. Juni. Erwähnt werden auch Programme der Stadt, sich selbst zu beteiligen. Eine Rolle spielen für zwei Studentinnen auch Demos in Mannheim, wie etwa die von „Fridays for Future“. Teilgenommen haben sie selbst nicht, aber miterlebt haben sie sie schon.
Wie kann ich oder mein Verein, mein Bündnis, meine Initiative oder Projekt beim Mannheimer Demokratiepreis 2024 mitmachen?
- Der durch ein Bürgerbündnis ausgelobte Mannheimer Demokratiepreis geht in die vierte Runde und ist mit Preisgeldern von 5000 Euro ausgelobt. Diesmal liegt der Fokus auf den Werten des Grundgesetzes.
- Bewerben können sich Einzelpersonen oder Gruppen aus Mannheim mit Projekten, Aktionen oder Initiativen, die sich mit Menschenwürde, Gleichheit, Meinungs- und Religionsfreiheit, Demokratie und Teilhabe oder gesellschaftlicher Zusammenhalt befassen.
- Das Ziel: die Demokratie und Engagierte für die freiheitlichen Werte stärken. Bewerbungen können bis zum 15. September digital eingereicht werden unter demokratiepreis-mannheim.de.
- Im Europa- und Kommunalwahljahr 2024, in dem auch 75 Jahre Grundgesetz gefeiert wird und sich zugleich die Gefährdung der Demokratie verschärft, hat der Demokratiepreis eine hohe Bedeutung, so die Veranstalter. „Denn Demokratie ist kein Selbstläufer, sondern muss gelebt und auch geschützt werden.“
- Als Medienpartner stärkt der „Mannheimer Morgen“ das Projekt durch Berichterstattung, Mitgliedschaft in der Jury und Beteiligung am Sprachpreis, den das Leibniz-Institut für Deutsche Sprache initiiert hatte.
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