Mannheim. Der langjährige Projektentwickler auf dem Gelände der ehemaligen Turley-Kaserne in Mannheim, Tom Bock, will gerichtlich klären lassen, ob die mit ihm geschlossenen Verträge noch gültig sind. Damit geht der Frankfurter gegen die städtische Mannheimer Projektentwicklungsgesellschaft MWSP vor. Sie war im Sommer 2019 von allen Verträgen mit Bock wegen „andauernder Leistungsstörungen“ zurückgetreten.
Bock äußert sich nun erstmals öffentlich und fordert im Interview mit dieser Redaktion - hier am Samstag zu lesen - die MWSP wörtlich auf: „Verklagt mich endlich“. So will der 59-Jährige eine gerichtsfeste Entscheidung über die Wirksamkeit oder Ungültigkeit der Vertragsrücktritte und der von der MWSP im Sommer 2019 erwirkten Sperrvermerke im Grundbuch erreichen. Durch die Sperrvermerke sei ihm der Verkauf von Wohnungen oder Häusern auf Turley unmöglich gemacht worden, so Bock. Ihm sei ein persönlicher Schaden „im hohen zweistelligen Millionenbereich“ entstanden. Der Investor bewertet den aktuellen Zustand als schädlich für alle und nannte es "Stillstand als Geschäftsmodell".
MWSP-Sprecher Heiko Brohm erläuterte auf Anfrage, dass die „Leistungsstörung an vielen Einzelprojekten auch für jedermann sichtbar war und ist“. Er nannte als Beispiel den Zustand der Reithalle. Die MWSP habe Bock lange unterstützt und positiv begleitet – und das auch noch, als erste Defizite in der Umsetzung erkennbar geworden seien. Weiter sagte er, es handele sich um „ein laufendes rechtliches Verfahren“. Es könne daher an vielen Punkten keine Stellung genommen werden, um einer juristischen Klärung nicht vorzugreifen. Er verwies im Zusammenhang mit dem Rücktritt von allen Verträgen auf die Verantwortung der MWSP gegenüber Be -und Anwohnern und der Stadt Mannheim. Zur Tiefgarage auf Turley sagte Brohm, dass Bock bis zum Rücktritt der MWSP von den Verträgen im Juni 2019 längst mit dem Bau hätte beginnen können, dies aber nicht getan hat.
Der in Frankfurt lebende Tom Bock war 2010 in Mannheim auf Turley eingestiegen. Das Gelände in der Neckarstadt-Ost an der Bundesstraße 38 galt als Vorzeigeprojekt in der Umwandlung von ehemaligen Militärflächen zu Wohnraum. Zunächst hatte er elf von 14 historischen Gebäuden auf Turley saniert. Später erwarb er die anliegenden und unbebauten Baufelder 4 und 5, etwa so groß wie drei Fußballfelder, für sechs Millionen Euro. 2018 veräußerte er sie an die Gründer des Wettanbieters Tipico für 36 Millionen Euro, blieb aber Gesellschafter mit einem Anteil von 15 Prozent.
Die Tipico-Gründer entwickeln jetzt über ihre Gesellschaft Fortoon die beiden Baufelder ohne Bock. Auch dagegen geht Bock gerichtlich vor und rechnet mit einer Entscheidung „noch in diesem Jahr“.
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