Verkehr

Mehr als 180 Beschwerden: Wuchernde Pflanzen ärgern Radfahrer in Mannheim

Zugewucherte Radwege in Mannheim sind nicht selten und können ein Sicherheitsrisiko darstellen. Mehr als 180 Beschwerden sind seit Juni eingegangen. Warum die Stadt Mannheim beim Grünschnitt nicht hinterherkommt

Von 
Kai Plösser
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Am Straßenrand sprießen die Pflanzen: Das Bild einer Leserin von Ende August zeigt einen zugewucherten Radweg zwischen Sandhofen und Schönau. © Nicole De Lanck

Mannheim. Fahrradfahrer in Mannheim haben es oft nicht leicht. Trotz mehr als 215 Kilometer Radwegen und derzeit 17 Fahrradstraßen, die die Stadt auf ihrer Homepage angibt. Doch bringt auch das bestausgebaute Radnetz nur wenig, wenn die Wege nur schwer befahrbar sind. Besonders wuchernde Pflanzen bringen die Radler derzeit auf die Palme. Zumindest geht es mehreren Lesern dieser Zeitung so, die sich über zugewucherte Radwege beschweren.

„Zwar wird der Grünbewuchs mehr oder weniger regelmäßig gemäht, aber entlang des Bodens wächst immer mehr ein grüner Teppich in die Wege hinein, der nicht entfernt wird“, berichtet etwa Bastian Lendl aus Rheinau-Süd Anfang September und nennt ein Beispiel: „Insbesondere entlang der Lüderitzstraße entlang der Auffahrt zur B36/ Kreuzung Edinger Riedweg wachsen die Wege immer mehr zu“. Und zwar so sehr, dass der Radler nicht mehr sicher unterwegs sei. Auch Leserin Nicole De Lanck beschwert sich vehement. Bilder aus Sandhofen, Schönau und dem Scharhof, die sie uns zusendet, sollen zeigen, wie sehr die Pflanzen die jeweiligen Radwege einnehmen.

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Robert Hofmann, Sprecher des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) Mannheim, berichtet ebenfalls von zugewucherten Radwegen in der Stadt.„In aller Regel ist nicht eine reguläre Bepflanzung neben den Wegen das Problem, sondern meist die an Rändern oder Wegspalten wild wuchernden Arten, die durch ihr extremes Wachstum den regulären Beschnitt der Randbepflanzung überholen und damit Wege verengen“, erklärt Hofmann.

Vor allem der Wildkrautbewuchs macht der Stadt Mannheim Probleme

Vor dem Hintergrund, dass in seinen Augen die meisten Radwege in Mannheim eh schon zu schmal angelegt seien, „ist es sehr ärgerlich, aber stellenweise auch sehr gefährdend, wenn die Wegbreite durch wuchernde Pflanzen zusätzlich eingeschränkt wird“, sagt Hofmann. Auf kombinierten Geh- und Radwegen seien Fußgänger in dem Fall nur schwer zu überholen. Auf zugewucherten Radwegen, die in zwei Richtungen führen, stelle vor allem der Begegnungsverkehr aufgrund der Lenkerbreiten eine Gefahr da. Auch Pflanzen mit Dornen seien ein nicht zu unterschätzendes Hindernis.

Der Stadt ist die Problematik zumindest nicht ganz unbekannt. „Bei der Wildkrautentfernung kommt es aktuell zu Rückständen“, sagt ein Sprecher der Verwaltung auf Anfrage. Erstmalig sei die Stadt in diesem Jahr bei der Beseitigung nicht hinterhergekommen. Begründet wird das mit einem stärkeren Triebwachstum der Pflanzen, das „durch Regen und viel Sonnenschein in der ersten Hälfte des Jahres“ hervorgerufen worden sei, so der Sprecher. „In Verbindung mit der sommerlichen Urlaubszeit“ habe die Stadt „die Rückschnitte und die Wildkrautbeseitigung nicht immer zeitnah durchführen“ können, erläutert er.

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Ansonsten sieht die Stadt bei dem Thema jedoch wenig Probleme. „Es gab an einigen Stellen im gesamten Stadtgebiet Hinweise aus der Bevölkerung über einen nicht zeitnah durchgeführten Rückschnitt“, sagt der Sprecher zwar. Im Nachhinein habe die Stadt aber „zügig“ gehandelt und „Sicherheit hergestellt“. Eine Einschätzung, wie gut und sicher die Radwege vor dem Rückschnitt befahrbar gewesen waren, sei nicht möglich.

Die Radwege in Mannheim werden nach Angaben des Stadtsprechers nur nach Bedarf und im Rahmen der freien Kapazitäten vom Grün befreit. Die Verkehrssicherheit auf Radwegen genieße bei der Stadt jedoch eine hohe Priorität. „Regelmäßige Begehungen werden im Rahmen der Straßenunterhaltung durchgeführt, und Meldungen aus der Bürgerschaft wird nachgegangen“, sagt er.

Nach Meinung von ADFC-Sprecher Hofmann geschieht das jedoch nicht zufriedenstellend. Eine Beschwerde an die Stadt könne zwar etwas bewirken, sagt er. Die Arbeiten würden allerdings „oft nur punktuell ausgeführt“, beklagt er sich. Nur wenige Meter weiter würden immer noch wuchernde Pflanzen stehen.

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Auch „MM“-Leser Bastian Lendl bemängelt dahingehend eine gewisse Unzuverlässigkeit: „Durch den Mängelmelder habe ich bereits versucht, die Stadt auf diese Thematik aufmerksam zu machen. Jedoch wurde dort das gemeldete Problem als behoben aktualisiert, obwohl nichts getan wurde.“ Nicole De Lanck beschwert sich, dass einige Zeit ins Land gehe, bis etwas getan werde – wenn das denn überhaupt der Fall sein sollte. Denn häufig zeige eine Meldung über die Servicenummer 115 oder den Mängelmelder der Stadt gar keinen Erfolg.

Mehr als 180 Beschwerden sind bei der Stadt eingegangen

Was den Wildkrautbewuchs angeht, seien nach Angaben des Stadtsprechers über die Nummer 115 seit Juni etwa 145 Meldungen eingegangen, weitere 39 über den Mängelmelder. „Die Meldungen werden nach Kapazität eingeplant und abgearbeitet“, erklärt er die Vorgehensweise. Die in diesem Jahr längere Reaktionszeit sei der gestiegenen Anforderung an die Aufgabe geschuldet. „Um die Ausfälle und den erhöhten Bedarf zu decken, wurde bereits personell und maschinell aufgestockt.“ Die Maßnahmen würden allerdings erst verzögert greifen, „aufgrund notwendiger Unterweisung und Zeiten bei der Beschaffung“, wie der Sprecher der Verwaltung begründet.

Auch wenn eine Beschwerde nicht immer zuverlässig bearbeitet wird, rät Hofmann dennoch, sich weiter über die Nummer 115 oder den Mängelmelder bei der Stadt zu melden. Doch nicht nur die Bürger sieht der ADFC-Sprecher in der Pflicht. Denn nicht allen Radfahrenden seien die beiden Anlaufpunkte für Beschwerden bekannt: „Wünschenswert wäre auch eine Initiative des Stadtraumservice, in der an Knotenpunkten des Radverkehrs auf solche Meldemöglichkeiten hingewiesen wird“, schlägt er neben einer besseren Kontrolle des Grünbewuchses vor, damit sich die Radler sicherer fortbewegen könnten.

Auch wenn eine Unfallgefahr auf zu engen Radwegen gegeben ist, verzeichnet die Polizei laut einem Sprecher der Behörde bisher keine Unfälle in der Statistik, welche auf zugewucherte Radwege zurückzuführen sind. Die Polizei rät dahingehend aber, Gefahrenstellen auf Radwegen fotografisch zu dokumentieren und dem zuständigen Straßenbaulastträger zu übersenden. „Handelt es sich um erhebliche Sicherheitsmängel, sollte umgehend das zuständige Polizeirevier kontaktiert werden“, betont der Sprecher.

Redaktion

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