Demo

So war die vierte Radparade in Mannheim-Seckenheim

Initiiert von Radstark und in Kooperation mit der TSG fand im Mannheimer Stadtteil Seckenheim die vierte Radparade statt - zeitgleich mit der Müllsammelaktion "Kipp it clean". Die fröhliche Raddemo hat einen ernsten Hintergrund

Von 
Katja Geiler
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Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Radparade fordern ein Konzept zur Sicherheit der Seckenheimer Hauptstraße für Radfahrer. © Katja Geiler

Seckenheim. Bei strahlendem Sonnenschein fand in Seckenheim die vierte Radparade statt, initiiert von Radstark, zum ersten Mal in Kooperation mit der TSG Seckenheim. Diese startete gleichzeitig die Müllbeseitigungsaktion „Kipp it clean“. Basislager war der TSG-Stand vor dem Seckenheimer Schloss, hier war das Ziel der Radtour durch Seckenheim und der Abladeplatz für die vielen Helfer, die erstaunlich viel Müll in orangenen Säcken sammelten.

Der Grund für die heiter wirkende, bunte Radparade ist ein trauriger, und das schon seit mehreren Jahren. Die Seckenheimer Hauptstraße ist ein Nadelöhr, dies resultiere laut Radstark aus dem Umbau vor acht Jahren. Es liege an „der gefährlichen Schienenführung, der viel zu engen Bebauung im Bereich der Haltestellen vor dem Rathaus sowie einer teilweise unklaren Verkehrsführung“.

Problem: Unfälle erscheinen nicht in der Statistik

In letzter Zeit gab es sogar drei schwere Unfälle, bei denen die betroffenen Radfahrer ins Krankenhaus gebracht werden mussten. Eine Trainingsleiterin der TSG stürzte im Juli, sie kam mit ihrem Rad in die Schienen. Sie war kurz bewusstlos und wurde vom Rettungsdienst ins Krankenhaus gebracht, mit folgenden Verletzungen: Gehirnerschütterung, Platzwunde am Kopf, Verletzungen im Gesicht, ein abgebrochener Zahn, ein angebrochenes Nasenbein und Hämatome am ganzen Körper.

Immer wieder richtete sich Radstark zusammen mit dem Bezirksbeirat an die Stadt, um ein Konzept zur Sicherheit der Hauptstraße zu erarbeiten, bisher ohne Erfolg. Hinzu kommt, dass die Unfälle nicht in die Statistik aufgenommen werden, weil sie als selbst verschuldet gelten. „Es sind viele junge Radler hier. Die Parade ist für euch, wir wollen sicherer unterwegs sein“, sagte Ralf Kittel, Radstark, der daran festhält, die Zähringer Straße zur Fahrradstraße zu machen, auch wenn es dazu noch immer keine Resonanz von der Stadt gibt.

Auch Petra Höhn von Radstark richtete ihren Appell an die Teilnehmer: „Da die Unfälle nicht in der Statistik auftauchen, haben wir keine Kenntnisse darüber, wie viele es eigentlich sind. Wenn ihr einen Unfall auf der Seckenheimer Hauptstraße habt, ruft die Polizei, sagt uns Bescheid, macht Fotos. Radstark möchte nachweisen, wie viele Unfälle es gibt.“ Bei der Parade fuhren auch Stadträtin Nina Wellenreuther und Bezirksbeirätin Lea Sophie Kist (beide Grüne) mit, um ihre Solidarität zu zeigen.

Diese Radparade hatte die Besonderheit, dass sie nicht von der Polizei eskortiert wurde. Zu Beginn fuhr kurz ein Polizeiauto voraus, danach lag es an den Ordnern in gelber Weste, die Straßen abzusperren. „Warum die Polizei dieses Jahr nicht konnte, wissen wir nicht“, sagte Höhn. Eine Strecke von fünf Kilometern legten die Radler zurück, durch ganz Seckenheim, vorbei am Wasserturm „Glatzkopf“ und der Baustelle rund um die Hammonds Barracks. Auch durch die Wunsch-Fahrrad-Straße, die Zähringer, führte der Weg. Überall, wo die Raddemo vorbeikam, teils mit lauter Musik und unter ständigem Klingeln, freuten sich die Leute, guckten aus den Fenstern und zeigten sich gelassen, obwohl die Straße kurz abgesperrt war.

Pretzell: „Radfahren wird attraktiver, wenn es sicherer ist“

Währenddessen waren 30 Teams mit je zwei bis acht Personen in ganz Seckenheim unterwegs, um Müll zu sammeln, davon Rotarier und viele Mitglieder der TSG mit ihren Familien. „Es liegt sogar Sperrmüll im Gebüsch“, meinte Andreas Hänssler, erster Vorsitzender der TSG. Etwa zur selben Zeit karrte ein Sammler einen kompletten Liegestuhl an. „Wir müssen zusammenstehen und etwas tun, für die Seckenheimer Radwege und ein sauberes Seckenheim“, so Hänssler.

Zur Mittagszeit kamen Umweltbürgermeisterin Diana Pretzell (Grüne) und Stadträtin Marianne Seitz (CDU) zum TSG-Treffpunkt. „Ich hatte eine Fuß-OP und bedaure, dass ich bei der Aktion nicht dabei sein kann. Ich freue mich über die Beteiligung und dass es Menschen gibt, die sich dafür einsetzen“, sagte Seitz. „Radfahren wird attraktiver, wenn es sicherer ist, daher brauchen wir Ihre volle Unterstützung“, so Pretzell. Seckenheim liegt am geplanten Radschnellweg Mannheim-Heidelberg, daher sei es wichtig, dass die Sicherheit auf Radwegen weiter steigt. „Größere Strecken müssen gut fahrbar sein.“

Freie Autorin Ich schreibe für alle Mannheimer Stadtteile und für Viernheim

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