Polizeieinsatz

Marktplatz-Prozess: Mannheimer Initiative wehrt sich gegen angedrohte Klage eines Polizisten

Sie soll Aussagen zum Mannheimer Marktplatz-Prozess auf ihrer Homepage löschen - sonst droht der "Initiative 2. Mai" eine Klage des freigesprochenen Polizisten. Das prangert die Gruppe an

Von 
Florian Karlein
Lesedauer: 
Blumen und Plakate kurz nach dem Polizeieinsatz am 2. Mai 2022 am Marktplatz, bei dem ein psychisch kranker Mann verstorben ist. © Lisa Uhlmann

Mannheim. Der Streit zwischen dem Polizisten, der nach dem tödlichen Einsatz am Marktplatz 2022 freigesprochen wurde, und der „Initiative 2. Mai“ geht in die nächste Runde. Vergangene Woche war öffentlich geworden, dass der Beamte der Gruppierung mit einer Klage droht, falls sie „verleumderische Äußerungen“ auf ihrer Homepage nicht löschen würde. Jetzt geht die „Initiative 2. Mai“ ihrerseits in die Offensive und fordert eine Entschuldigung.

Mannheimer Initiative nutzt die Figur der Serie „South Park“

Wer die Homepage der Initiative öffnet, dem ploppt ein eigenes Fenster mit einem Bild des nichtsnutzigen Officers Barbrady aus der Serie „South Park“ entgegen. Darunter steht dick geschrieben: „Repressionsversuch“. Und: „Wir wurden Opfer von angedrohten Unterlassungsklagen durch die Anwält*innen zweier Polizisten.“ Am Mittwoch veröffentlichte die Initiative zudem eine Mitteilung, in der sie die Unterlassungsforderungen kritisiert.

Polizeieinsatz Marktplatz

Mannheimer Polizist erwägt Klage gegen "Initiative 2. Mai"

Veröffentlicht
Von
Eberhard Wein
Mehr erfahren

„Die Tatsache, dass der Richter im Verfahren über den Tod von Ante P. entschieden hat, einen Polizisten freizusprechen und einen anderen wegen Körperverletzung zu verurteilen, ändert aus unserer Sicht nichts daran, dass der Polizeieinsatz ursächlich war für Ante P.s Tod“, schreibt die Gruppe darin. Der psychisch kranke P. war bei dem Polizeieinsatz am 2. Mai 2022 ums Leben gekommen. Im Prozess konnte die Todesursache allerdings nicht restlos aufgeklärt werden. Während der Freispruch vom Vorwurf der unterlassenen Hilfeleistung für einen der beiden Angeklagten bereits vom Bundesgerichtshof bestätigt wurde, ist über die Revision gegen die Verurteilung des anderen Angeklagten zu einer Geldstrafe von 6000 Euro wegen Körperverletzung im Amt noch nicht entschieden.

An Kampagne gegen strategische Klage gewandt

Den Androhungen einer Klage, so heißt es von der „Initiative 2. Mai“ weiter, sei innerhalb der gesetzlichen Frist anwaltlich widersprochen worden. In der Mitteilung erneuert die Gruppe auch ihre Forderung nach unbewaffneten Kriseninterventionsteams, die in Einsätzen mit Menschen mit psychischen Problemen Polizisten ablösen könnten. Solche Menschen bräuchten Hilfe „und nicht Schläge, Pfefferspray, Schreie oder Schüsse“.

Mehr zum Thema

Justiz

Nach Mannheimer Marktplatz-Urteil: BGH bestätigt Freispruch

Veröffentlicht
Von
Sophia Gehr
Mehr erfahren
„Urteil ist für uns schwer zu ertragen“

Tödlicher Polizeieinsatz auf Mannheimer Marktplatz: Was bleibt der Familie von Ante P.?

Veröffentlicht
Von
Agnes Polewka
Mehr erfahren
Polizei

Rückblick auf tödliche Polizeieinsätze in Mannheim

Veröffentlicht
Von
Kai Plösser
Mehr erfahren

Außerdem kritisiert die Initiative das Verhalten des freigesprochenen Polizisten nach seinem Freispruch, weil er sich bis dahin nicht geäußert habe. „Die Familie von Ante P. hätte sich gewünscht, dass er seinen Freispruch dafür nutzt, sich bei ihnen zu entschuldigen, statt die Unterstützer*innen der Familie rechtlich zu attackieren.“

Weil sich die „Initiative 2. Mai“ in ihrer Arbeit durch die Androhung einer Klage behindert sieht, habe sie sich, so heißt es weiter, an die Kampagne „No SLAPP“ gewandt. Das steht für Strategic Lawsuits Against Public Participation – also strategische Klagen gegen politische Akteure, um kritische Stimmen mittels rechtlicher Schritte zu unterbinden. „Laut der Menschenrechtskommission des Europarats setzen immer öfter unethisch handelnde Akteur*innen juristische Mittel missbräuchlich zur Abschreckung der kritischen Öffentlichkeit ein“, moniert die Initiative.

Auch darüber hinaus spart die Initiative nicht an Kritik. So habe sie einen provisorischen Gedenkort am Marktplatz gestaltet, der in der Vergangenheit oft geschändet worden sei – zuletzt Ende letzter Woche.

Redaktion Leiter des Redaktionsteams Mannheim

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen

VG WORT Zählmarke