Mannheim. Ein tiefer Atemzug, frische Luft strömt in die Lunge, nichts im Vergleich zur Innenstadt. Blätter rascheln im Wind, der Kies knirscht bei jedem Schritt unter den Füßen. Die Bäume färben sich langsam, aber sicher in Herbstfarben. Die Sonne strahlt durch die Äste und lädt zum Waldspaziergang ein. Diese Einladung hat auch die Untere Forstbehörde der Stadt Mannheim ausgesprochen, sie bietet mit einem neuen Audioguide eine Führung durch den Käfertaler Wald per Handy.
Los geht es am Karlstern. Etwa 3,5 Kilometer führt uns die digitale Führung in der App „DigiWalk“ über die Waldwege. Dabei gibt es Informationen zur Entstehung des Waldes, zu aktuellen Probleme und darüber, wie die Natur erhalten werden soll. Wenige hundert Meter die Kastanienallee runter, vor dem Vogelpark, ist die zweite Station. Hier wird die Frage beantwortet, wieso der Stadtwald so aussieht, wie er heute ist.
Führung per Handy
Die digitale Führung durch den Käfertaler Wald gibt es in der App „DigiWalk“.
Sie ist unter dem Namen „Auf geht´s in den Käfertaler Wald“ zu finden.
Bei der Schranke zwischen Parkplatz und Karlstern ist ein QR-Code an einem Schild zu finden, über den die Tour ebenfalls in der App angezeigt wird.
Da im Wald keine vollständige Netzabdeckung vorhanden ist, empfiehlt es sich, die Führung zuvor herunterzuladen.
Die Strecke hat etwa 3,5 Kilometer. Es gibt elf Stationen. jpp
Ursprünglich standen hier hauptsächlich Kiefern, da diese mit den vorhandenen, nährstoffarmen und trockenen Böden gut zurechtkommen. Auch heute besteht die mehr als 1800 Hektar große Fläche noch zu 43 Prozent aus Kiefern. Allerdings wurden nach dem zweiten Weltkrieg und nach Waldbränden in den 70er Jahren auch viele Laubbäume gepflanzt. Wieso das so ist, wird an einer anderen Station erklärt, verrät der Sprecher.
Weiter geht es bis zur Kreuzung mit Weg Nummer Sieben. Bilder in der App helfen dabei, den richtigen Wegpunkt zu finden, sodass sich auch Menschen, die sich nicht im Wald auskennen, nicht verlaufen. Alternativ gibt es sogar eine Navigation von Station zu Station und eine Anzeige der gesamten Strecke mit aktuellem Standort. Auch der Guide verrät am Ende der Station immer, in welche Richtung es weitergeht.
Klimawandel als großes Thema in Wäldern des Südwestens
An dieser dritten von insgesamt elf Stationen geht es um die Auswirkungen des Klimawandels. Der Sprecher erklärt, wieso auch die Nadeln der Kiefern braun werden - obwohl diese im gesunden Zustand das ganze Jahr über grün sind. Dahinter steckt der Diplodiapilz, der die Bäume befällt, sodass diese absterben. Die Chance bekommt er nur, weil auch die Kiefern, die sonst mit Hitze und Trockenheit gut klar kommen, mit den Extremwetterlagen zu kämpfen haben.
Die Strecke führt abseits der Hauptwege weiter. Auf einem breiten Trampelpfad gucken Wurzeln aus dem Boden, über die es sich leicht stolpern lässt, wenn man nicht aufpasst. Zuvor bekamen wir den Hinweis, uns aufmerksam im Wald umzusehen. Mit dem erlangten Wissen über die Probleme, die der Klimawandel mit sich bringt, lassen sich dessen Auswirkungen erkennen. Tote Bäume, braune Baumkronen, trockene Rinde. Beruhigend ist allerdings, dass der Großteil der Bäume noch gesund aussieht. Und auch die abgestorbenen Hölzer bieten wichtige Lebensräume für Kleintiere und vor allem Pilze, wie später zu erfahren ist.
Die Bäume der Zukunft im Käfertaler Wald
Die Strecke führt weiter um eine Pflanzfläche herum. Hier stehen viele junge Pflanzen, durch einen Zaun vor Tieren geschützt. Die Stationen hier behandeln unter anderem, welche Baumarten sich in Zukunft im Mannheimer Wald wohlfühlen und wachsen werden. Zu den Zukunftsbaumarten gehört unter anderem die Eiche, um die sich auch die Station Nummer Sieben dreht. Vorher erklärt der Sprecher jedoch noch, dass nicht nur auf eine Baumart gesetzt werden kann - und dies auch nicht der Fall ist. Stattdessen werden viele Arten gepflanzt, um alle Möglichkeiten, die die Zukunft bringen kann, abzudecken.
Kontrollierte Waldwirtschaft
Wie bereits die gesamte Steckezeigt die Untere Forstbehörde der Stadt auch an Station Sieben, dass die Route durch den Käfertaler Wald gut durchdacht ist. Hier stehen einige alte, dicke Eichen. Die „Neue Poststraße“ ist an dieser Stelle von den mächtigen Bäumen umgeben. Dass diese es so weit geschafft haben, ist nicht ohne Probleme zu erreichen. Die Eicheln werden von Tieren gefressen, Rehe knabbern an den Knospen der Sprösslinge, und die Pflanze braucht viel Licht, das von anderen, schneller wachsenden Bäumen genommen wird.
Deshalb setzt sich die Untere Forstbehörde dafür ein, die Eichen zu fördern und invasive Baumarten wie die Spätblühende Traubenkirsche nicht die Überhand gewinnen zu lassen. Wie nachhaltige Waldwirtschaft funktioniert und welche Schwierigkeiten der Waldboden dabei macht, ist bei den letzten Stationen zu erfahren.
Der Spaziergang endet, inklusive Verweildauer am Karlstern, nach etwa zwei Stunden.
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