Mannheim. Während der Mannheimer Bundesgartenschau 2023 waren sie eines der beliebtesten Fotomotive, dann waren sie wie vom Erdboden verschwunden. Doch plötzlich tauchen sie einfach wieder auf: die knallroten MONNEM-Buchstaben mitsamt dem Austausch-A, die auf Spinelli vor der U-Halle standen. Wo stehen sie jetzt und wie kam es zu diesem spektakulären Comeback?
FC Everton, KV Mechelen, Racing Straßburg, Blackburn Rovers, FC Basel: Wer Bilder vom Jugendfußballturnier Mannheims Masters am ersten Juni-Wochenende gesehen hat, hat sich womöglich ungläubig die Augen gerieben. Auf dem Gelände des TSV Neckarau stehen die beliebten Buga-Buchstaben jetzt. Und das auf Anhieb vor internationalem Publikum. Und noch mehr: Eine Stadtsprecherin spricht von „einer Art Rettungsgeschichte“.
Mannheims Buga-Buchstaben fristen ein trauriges Dasein
Die beginnt demnach mit dem Ende der Bundesgartenschau im Oktober 2023. Damals, ganz Mannheim trägt Trauer darüber, dass die sechs schönen Monate vorüber sind, übernimmt das Stadtmarketing die sieben roten Buchstaben von der Buga-Gesellschaft, die für das sommerlange Fest verantwortlich war. Symbolischer Preis: ein Euro.
Doch die Buchstaben fristen danach ein anscheinend trauriges Dasein: Zwar werden sie auf Kosten des Stadtmarketings sofort eingelagert. Doch weil die Schönwetterbuchstaben laut der Sprecherin nicht für den dauerhaften Außenbereich konzipiert sind, mussten sie „nach Monaten in Wind und Wetter auf dem Spinelli-Gelände“ leiden. Das hinterließ deutliche Spuren an den Styroportypen.
Doch die schwierige Finanzsituation der Stadt Mannheim ist ja bekannt. Und so kommt es, wie es kommen musste: „Eine aufwendige Restaurierung wäre mit erheblichen Kosten verbunden gewesen – zumal weder ein geeigneter Innenstandort zur Verfügung stand noch eine dauerhafte Platzierung im Außenbereich infrage kam“, erklärt die Stadtsprecherin.
Ein Mitglied des TSV Neckarau hat die rettende Idee
Die Hoffnung auf die Vermittlung der Problembuchstaben schwindet. Denn über einen längeren Zeitraum – den beziffert die Verwaltung auf anderthalb Jahre – ging keine konkrete Anfrage für eine Weiterverwendung ein. Erst beliebtes Fotomotiv, jetzt aussortiert? Und der tiefe Fall von M, O, N, N, E, M und A geht weiter, als irgendwann die Lagerkosten reduziert werden sollen. Das Stadtmarketing prüft Alternativen. Für die roten Buchstaben tickt die Uhr.
Doch wie Fußballlegende Günter Netzer in einem TV-Werbespot einmal sagte: „Wenn du denkst, es geht nichts mehr, kommt von irgendwo 'ne Flanke her.“ Die knallt in diesem Fall ein Mitglied des TSV Neckarau vors Tor des Stadtmarketings. Der Vereinsvertreter schlägt sogar ganz konkret vor, die Buchstaben beim Mannheim Masters einzusetzen. „Eine kreative Idee, die das Stadtmarketing gern unterstützte, und die Buchstaben konnten noch einmal für ein Event mit großer Außenwirkung zum Einsatz kommen, statt entsorgt zu werden“, kommentiert die Stadt das auf „MM“-Anfrage.
Übrigens war man bei der Stadt bemüht zu betonen, dass es sich bei dem weitsichtigen Vereinsmitglied nicht um TSV-Präsident Volker Proffen handelt – immerhin Mannheims Bürgermeister für Sicherheit und Finanzen. Proffen hat es sich dennoch nicht nehmen lassen, während des Jugendturniers auf dem Gelände seines Clubs Fotos von sich mit Oberbürgermeister Christian Specht (beide CDU) und den Buchstaben (anders als die rote Farbe vermuten lässt, parteilos) in sozialen Netzwerken zu veröffentlichen. Am Telefon bestätigt er, dass es die Idee eines Jugendleiters des TSV war, den Lettern Asyl zu gewähren. Apropos Idee – die fehlt noch dafür, wie es mit den Buchstaben weitergehen soll. „Jetzt stehen sie halt mal hier“, sagt Proffen, der sich offen für Vorschläge und Anregungen zeigt.
Das A regelt den Besucheransturm beim Mannheim Masters
Und es gibt weitere Fragen. Die drängendste: Wo ist das Austausch-A? Auf Bildern vom TSV-Gelände ist lediglich der MONNEM-Schriftzug zu sehen. Wurde das A etwa schon entsorgt und die Debatte darüber, ob es Monnem oder Mannem heißt, faktisch beschieden? Naja. Darüber sei tatsächlich debattiert und sich letztlich für MONNEM entschieden worden, erzählt Proffen – obwohl Mannem im Süden der Stadt gebräuchlicher ist: „Das O war dann doch cooler.“ Aber auch das A hat beim Turn- und Sportverein eine wichtige Aufgabe übernommen. Hinter dem Eingang diente es beim großen Jugendturnier als Wellenbrecher.
Transport und Aufbau hat der Neckarauer Club selbst gestemmt. Zwar sind die Buchstaben aus Styropor, aber mit einer Höhe von 2,20 Meter nicht ganz handlich. Bei Stadtmarketing und Stadtverwaltung freut man sich, dass die Buga-Hingucker von einst jetzt noch einmal einen visuellen Akzent setzen können – „auch im Sinne von Nachhaltigkeit“, heißt es.
Warum sind die Buga-Buchstaben aus Styropor?
Ob die selbsternannte nachhaltigste Bundesgartenschau aller Zeiten auf Werbeträger aus dem umstrittenen Material hätte setzen sollen, ist dabei eine andere Frage. „Dieses Material hatte für den beabsichtigten zeitlich befristeten Zweck das beste Preis-Leistungs-Verhältnis und kann nach Ende der Nutzungsdauer recycelt werden“, antwortet die Stadt, die auch mitteilt, dass sich die Investitionskosten in der Kürze der Zeit nicht mehr ermitteln ließen.
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