Integration

Mannheims Oberbürgermeister Specht trifft die albanische Community

Mit Wünschen und Problemen tritt die albanische Community in Mannheim an den Oberbürgermeister Christian Specht (CDU) heran. Der zeigt sich beim Treffen verständnisvoll und spricht außerdem ein Lob aus

Von 
Kilian Harmening
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Beim ersten Austausch mit Mannheims albanischer Community in diesem Format spricht Specht über Integration und Chancen. © Kilian Harmening

Mannheim. Nicht schlecht, Herr Specht! Unter diesem Titel kursierte in den vergangenen Tagen ein Instagram-Video, das Mannheims Oberbürgermeister zeigt, wie er im Freien vor Publikum eifrig zu türkischer Musik tanzt. „Das nennt man Akzeptanz beider Kulturen“, lobte ein Nutzer, der für seinen Kommentar mehr als 200 Likes erhielt.

Dass er den Austausch mit anderen Kulturen pflegen will, dafür warb Christian Specht eifrig auch am Montagabend in Sandhofen. Mannheims albanische Community hatte ihn dorthin zu einer Gesprächsrunde eingeladen. Mehr als 100 Mannheimer albanischer Herkunft versammelten sich, artikulierten ihre Wünsche und Probleme - und servierten dem OB albanische Speisen.

Mannheim: Ein Mosaik aus verschiedenen Kulturen und Traditionen

Vielfalt war an diesem Abend eines der Worte, das am häufigsten fiel. Ein Wort, mit dem durchweg positive Emotionen verbunden wurden, ausgeschmückt mit Lobes- und Dankesreden. Naser Hoxha beschreibt Mannheim als ein „Mosaik aus verschiedenen Kulturen und Traditionen, die ihre Bräuche und Lebensweise mitbringen“. So gestalten und prägen sie das Stadtbild, sagt Hoxka, der sich in einem kulturellen Verein engagiert: Er ist Teil des albanischen Kulturvereins „Dardania“.

Der OB ist routiniert im Umgang mit den Bürgern seiner Stadt. Er hört ihnen zu, nimmt ihre Anliegen ernst, macht realistische Versprechen. Dabei beweist er, dass er es auch beherrscht, die andere Seite nicht aus den Augen zu verlieren: Für Verständnis werben, keine Seifenblasen-Hoffnungen in die Welt setzen. Specht setzt Grenzen und verdeutlicht, dass die Interessenabwägung zwischen verschiedenen Gruppen komplex ist.

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Eine neue Partnerstadt aus dem Kosovo oder Albanien? Nein, Partnerschaften sind komplex und herausfordernd. In den nächsten zehn Jahren wird Mannheim zu den aktuell 14 Partnerstädten keine weitere ergänzen, stellt Specht klar. Eine Frau im Publikum, die seit Monaten auf ihre Einbürgerung wartet? Sagen Sie mir Ihren Namen, ich schaue mir das im Rathaus persönlich an, reagiert Specht. Er möchte sich sichtlich anfreunden mit seinen Zuhörern, das ist nicht von der Hand zu weisen - signalisieren, dass er ein Stadtoberhaupt für alle ist. Specht bleibt locker, macht Witze.

Der Besuch von kulturellen Gemeinschaften in Mannheim gehört zum Tagesgeschäft des OB: Erst recht in einer Stadt, in der fast jeder zweite Einwohner einen Migrationshintergrund hat. Es gibt nur wenige deutsche Großstädte, die diesen Migrationsanteil noch übertreffen, etwa Offenbach (66 Prozent) und Pforzheim (60 Prozent). Organisiert ist die albanische Community in Mannheim vor allem über zwei Kulturvereine. Neben „Dardania“ zählt dazu der Deutsch-Albanisch-Islamische Verein (DAI) Mannheim.

Engagiert darin sind etwa Jeton und Ganimete Salihu, letztere war erste albanische Kandidatin in der Mannheimer Politik bei der vergangenen Kommunalwahl. Mit ihrem Listenplatz 13 für die CDU verpasste sie den Einzug in den Gemeinderat. Die 100 Zuhörer am Montagabend waren vor allem Unternehmer, Lehrer oder andere Vereinsengagierte mit albanischen Wurzeln, die meist schon lange in Mannheim leben. 95 Prozent der Menschen im Publikum haben einen deutschen Pass, so Salihu. „Mannheim ist die Stadt unserer Kinder und unser Zuhause geworden“, transportierte sie in ihrer Begrüßung ihren Anspruch, die Stadt voranzubringen: „Eine Stadt ist das, was wir alle aus ihr machen.“

Vielfalt als Chance und Herausstellungsmerkmal der Stadt Mannheim

Salihu ist per Du mit dem Oberbürgermeister, mit dem sie dieselbe politische Partei teilt. „Dieser Mann bringt Visionen mit und versteht unsere Stadt“, sei sie schon im Wahlkampf von ihm überzeugt gewesen.

Es sind durchaus einige Visionen, die Specht seinen albanischen Zuhörern präsentiert: Ein Mannheim ohne Diskriminierung etwa - oder fast ohne: „Es muss weniger geben als überall anders, das ist unser Anspruch.“ Keinen leichten Tag nennt Specht den 7. Oktober - am Montag jährte sich der Überfall der Hamas auf Israel - doch konzentriert er sich darauf, Vielfalt als Chance und Herausstellungsmerkmal für die Stadt zu präsentieren: „Wir können ein Beispiel für ein friedliches und respektvolles Zusammenleben in dieser Welt geben.“ Dafür steht Mannheim, skizziert Specht. Gezielt richtet er sich an junge Menschen im Publikum, erzählt ihnen von Innovationen „Made in Mannheim“: Das Ziel, als eine der ersten Industriestädte klimaneutral zu werden. Textmarker-Hüllen, die in Mannheim-Rheinau nicht mehr aus Erdöl, sondern aus einem holzhaltigen Stoff produziert werden. „Sie können diese Erfolgsstory mitschreiben mit ihrem Engagement“, wirbt er und nennt Investitionen in Bildung als eine Schlüsselaufgabe. Keinen einzigen jungen Menschen möchte Specht in Mannheim zurücklassen, so seine Worte.

Es ist der erste Austausch von Mannheims albanischer Gemeinschaft in diesem Format, seit Specht im Amt ist - nicht aber der letzte, folgt man den Plänen, die die Podiumsmitglieder äußerten. „Sprache ist das entscheidende Integrationsmittel“, sagte Specht. „Wenn ich mich mit Communities in Mannheim treffe - und es gibt viele - gibt es nur ganz wenige, die ohne Dolmetscher auskommen. Sie gehören dazu!“

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