Mannheim. Es dürfte in diesen Tagen (mindestens zwei) Wahlen gegeben, auf die die Stadt mehr geschaut hat als auf die, die am Montagabend in der Geschäftsstelle der Grünen-Fraktion vonstatten ging. Wenn aber die größte Fraktion im Gemeinderat den Vorstand turnusgemäß neu wählt, dürften die einen oder anderen Beobachter der Kommunalpolitik auch das mit Interesse verfolgt haben. Noch dazu, weil das Unterstützerlager von Christian Specht aus CDU, ML und FDP im Gemeinderat bekanntlich keine eigene Mehrheit besitzt und der neue Oberbürgermeister deshalb wohl noch stärker auch auf die Grünen zugehen muss.
Am Montagabend ist klar: Den ganz großen Knall gibt es in der Fraktion nicht - sowohl, was das Ergebnis an sich betrifft, als auch den Diskussionston in der Sitzung, den Mitglieder der Fraktion am Tag danach dieser Redaktion als ruhig schildern. Die Niederlage Gerhard Fontagniers, der dem Vorstand nicht mehr angehört, allerdings hallt nach.
Mehrere Herausforderungen
Die bisherigen Sprecherinnen Nina Wellenreuther und Stefanie Heß werden von einer Mehrheit der Fraktionsmitglieder bestätigt und bilden damit auch bis zur Kommunalwahl im kommenden Jahr, vor der es laut Satzung keine Vorstandswahl mehr geben soll, weiterhin die Doppelspitze. Als stellvertretender Vorsitzender wird auch Chris Rihm wieder gewählt. Fontagnier, dienstältestes Fraktionsmitglied und zuletzt einer der beiden Vize, erhält dagegen keine Mehrheit. Seinen Platz nimmt Gabriele Baier ein.
Die Ergebnisse der Wahlgänge seien „klar ausgefallen“, erklärt Wellenreuther am Tag nach der Abstimmung. Nun gehe es darum, die politische Arbeit für die kommenden Monate zu gestalten. Man sehe sich für das letzte Jahr der Wahlperiode „trotz verschiedener Schwierigkeitslagen gut aufgestellt“. Neben den bereits angesprochenen, schwierigen Mehrheitsverhältnissen im Gemeinderat stehen unter anderem auch die Haushaltsberatungen an.
Gabriele Baier gehört dem Gemeinderat seit neun Jahren an. Schon bisher hat sie sich laut Wellenreuther mit „viel Kraft und Ausdauer“ für grüne Themen eingesetzt. Dieser Tenor ist in mehreren Gesprächen zu vernehmen. Baier ist Sprecherin unter anderem für Umwelt- und Naturschutz sowie für die Bundesgartenschau ist. Auch Konversion sowie Stadt- und Bauplanung gehören zu ihren Zuständigkeiten. „In den nächsten Monaten warten große Herausforderungen auf uns, die wir gemeinsam angehen müssen“, teilt sie nach der Wahl mit. „Ich bin bereit, hierzu mit vollem Einsatz meinen Beitrag zu leisten.“
Nur vier Stimmen
Baier war gegen Fontagnier angetreten, der dem Vorstand bislang angehört hatte. Das Ergebnis - für Fontagnier hatten nur vier Mitglieder gestimmt - macht dem verkehrspolitischen Sprecher auch am Dienstag noch zu schaffen. „Ich habe an diesem Brocken schwer zu kauen“, erklärt er. „Das ist nach 14 Jahren aktiver Fraktionsarbeit ziemlich bitter.“ Das Vertrauen des Großteils der Fraktion in ihn fehle offensichtlich, obwohl er im Vorstand „konstruktiv gearbeitet“ habe, sagt er. „Viel inhaltliche Arbeit, Impulse und viele Themen sind auch von mir gekommen. Ich muss jetzt in Ruhe überlegen, wie es für mich weitergeht.”
Neben der politischen Arbeit müssen Heß und Wellenreuther also auch die eigenen Reihen einen. „Als Vorsitzende haben wir die Aufgabe, auch die miteinzubinden, die sich für eine andere Konstellation ausgesprochen haben“, stellt Heß klar. „Wir werden weiterhin mit allen konstruktiv zusammenarbeiten. Das gilt natürlich auch für die demokratischen Kräfte im Gemeinderat.“
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