Mannheim. Am nächsten Dienstag tritt der neue Mannheimer Gemeinderat erstmals zusammen. Mittlerweile zeichnet sich auch eine sinnvolle Sitzordnung ab. Denn ein weiterer Einzelstadtrat hat eine neue lokalpolitische Heimat gefunden: Der jahrzehntelange Christdemokrat Egon Jüttner tut sich mit der FDP-Fraktion zusammen, wie deren Vorsitzende Birgit Reinemund auf Anfrage bestätigt.
Der unter gesundheitlichen Problemen leidende 82-Jährige gehe davon aus, sein Mandat wahrnehmen zu können, sagt Reinemund. „Er ist der Ansicht: Mit etwas Physio geht das schon wieder.“
Weil die CDU ihren Ehrenvorsitzenden und früheren Bundestagsabgeordneten bei der Kommunalwahl nicht erneut aufstellen wollte, trat Jüttner diesmal für die Wählerinitiative Mittelstand für Mannheim von Wolfgang Taubert an. Mit dem hat Reinemund schon vor längerer Zeit die Fortsetzung der Fraktionsgemeinschaft vereinbart. „Wir haben sehr gut und vertrauensvoll mit Herrn Taubert zusammengearbeitet“, sagt die Liberale.
Egon Jüttner - warum die CDU ihn nicht mehr aufstellen wollte
Nun hat Taubert seinen Sitz an Jüttner verloren. „Das Thema Gemeinderat ist für mich nach zehn Jahren fürs Erste durch“, meint er auf Anfrage. „Ich habe auch noch andere Hobbys.“ Nun wolle er ausgiebig Urlaub machen, ganz ohne Rücksicht auf Sitzungstermine.
Jüttner wiederum hat seit Ausbruch der Corona-Pandemie kaum noch Gremiensitzungen besucht. Das war auch ein Grund, warum die CDU ihn nicht mehr aufstellen wollte. Sollte er weiterhin viel fehlen, hätte das bei den knappen Mehrheitsverhältnissen auch politische Auswirkungen. Die bürgerlich-konservativen Parteien haben ohne ihn im Gemeinderat nur 16 von 49 Stimmen. Selbst, wenn die sieben der AfD sowie die von CDU-Oberbürgermeister Christian Specht hinzukämen, würde das nicht für die notwendige Mehrheit reichen.
Fontagniers Stimme zählt für Ferrat nicht mehr als die Finklers
Doch lässt sich auch der letzte verbleibende Einzelstadtrat, Julien Ferrat, nicht ohne Weiteres links von der Mitte verorten. Dort sehe er sich nur bei sozialen Themen, sagt der 32-Jährige dem „MM“. Bei allem, was beispielsweise als „woke“ gelte, neige er eher nach rechts. Kann sich Ferrat vorstellen, etwas mit Hilfe der AfD zu beschließen? „Für mich ist die Stimme von Herrn Fontagnier nicht mehr wert als die Stimme von Herrn Finkler“, antwortet er in Anspielung auf den Grünen-Stadtrat und den AfD-Fraktionschef.
Gespräche zwischen ihm und anderen, wie er in bestimmten Situationen wohl abstimmen werde, habe es zwar bereits gegeben, berichtet Ferrat. „Da wurde aber von beiden Seiten aus schnell klar, dass eine Fraktionsgemeinschaft nicht in Frage kommt.“ Ergo werde er - wie er das schon von 2014 bis 2019 getan hat - dem Gemeinderat wieder als Einzelstadtrat angehören.
Dann ist er, wie gesagt, der Letzte seiner Art. Zunächst hatte sich Jessica Martin von der Klimaliste und erneut Andreas Parmentier von der Tierschutzpartei mit der Linken zusammengetan. Dann schloss sich Thomas Bischoff von der satirischen PARTEI der Grünen-Fraktion an.
Aus den zwölf Gruppierungen, die es in den Gemeinderat geschafft haben, sind somit sieben Fraktionen und ein Einzelstadtrat geworden.
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